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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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so wichtig für m i ch zu sein. Es war ein bißchen wie eine zweite Geburt. G w ynneth brachte etwas von Angharad zurü c k, und m i r wurde klar, daß Angharad nach all den Jahren nicht m ehr meine Mutter ist. Sie war nicht da, um es zu sein, nicht d u rch ihre Sc h uld, aber s ie war eben nicht da. Wenn ich ihr heute begegnen würde, wäre sie m i r genauso fre m d wie Gwynneth.« Sie rückte ein wenig näher an das Feuer. »Ich glaube, Kathi i s t meine M u tt e r, aber v e rr a te ihr das b itte nic h t, es wäre ihr wahrscheinlich peinlich. Jedenfalls k enne ich K a thi, ich lie b e Kathi. Gwynneth und ihre Kinder sind Fremde.«
    Robert hatte im Gegensatz zu Car l a nicht jahrelang in einem Kli m a gelebt, das Heizungen so gut wie überflüssig m achte, aber auch er genoß den Luxus eines K a m i ns und hatte sich bereits von Anfang an so nahe an das Feuer gesetzt, daß ihm gelegentlich Funken auf die Kleider sprangen. Er wich ein e m weiteren aus und erwiderte:
    »Ich war schon im m er der Meinu n g, daß Blutsverwandtschaft überschätzt wird. Denk an unseren alten W ahlspruch. Keine Familien. Nur die, für die m an sich selbst entscheidet.«
    Er griff nach einer ihrer Haarstr ä hnen und zog leicht daran. »Das war schon ein Zeichen, daß du die Fehrs hinter dich gebracht hast. Als du es dir abgeschnitten hast, d achte ich, du würdest es nie wieder wachsen lassen.«
    »Nancy hat mich überredet.« Es stimmte, langes Haar hatte aufgehört, für sie die letzte Begegnung m it ihrem Vater und deren Vorgeschic h te zu sy m bolisier e n. Viell e icht war sie nicht erst jetzt wiedergeboren worden, sondern bereits in Am erika.
    »Deine neuen Verwandten haben a llerdings einen Vorteil«, sagte Robert abrupt. »Du könntest die b r itisc h e Staatsbürger s chaft bea n spruchen, vor alle m , w e nn deine Mutter sie vor ihrem Tod nicht aufgegeben h a t. Ich g l aub e , m it einer Fa m ilie im Land würd e st du sie erhalten.« E twas von dem Zeitungspap i er, das man benutzt hatte, um das Feuer in Gang zu bringen, war in eine Ecke geweht worden. E r stand auf, holte es, knüllte es zusa mm en und w a rf es in die F l am m en.
    »Du könntest dich sogar gänzlich hier niederlassen. Dieser Korda ist der wichtigste britische Fil m p r oduzent, und wenn er sieht, wie gut du bist, ni mm t er dich m it Handk u ß und kauft dich aus deinem Kontrakt m it Universal frei. London ist nicht Hollywood, aber du würdest in Europa leben, und ich würde dich besuchen. Regel m äßig besuchen. Ganz zu schweigen von Kathi, die bei dir leben könnte, wenn du das willst.«
    Er m ußte sich beherrschen, um nic h t in die Luft zu springen. Es war die perfekte Lösung, der W eg heraus aus der Einsamkeit, der Schlüssel aus ihrem goldenen Käfig. Für sie bei d e wäre es perfekt. Er kniete neben Carla niede r . »Es ist ideal«, sagte er laut, und für einen Mo m ent lehnte s i e s i ch gegen ihn, ehe s i e s i ch ebenfalls aufsetzte und ihm zuwandte. In ihrem Blick las er eine Mischung aus Sehnsucht und Ablehnung.
    »Ja. Bis auf zwei Dinge.« Sie faßte seine Hände. »Glaubst du nach Guernica nicht auch, daß es Krieg geben wird? Kathi ist vielleicht voreingenommen gegen alles, was kon s ervativ heißt, aber in einem hat sie recht. Die Reichswehr hat Hitler nic h t d eswegen unterst ü tzt, da m it er Frieden hält. S i e wollen i h re Revanc h e für Vers a illes. Und du m üßtest besser a ls i c h wissen, ob m an ihm mit e iner ein s atzb e reiten Ar m ee trauen kann. Noch ein, zwei Jahre, und wir haben wieder Krieg in Europa. Dann kann keiner von uns das Land m ehr verlassen, in dem er sich gerade befindet.«
    Er hatte zu viele m artiali s che W o c henschauen gesehen, zu viele Paraden, und hatte zu viele Reden gehört, um in diesem Punkt nicht ihrer Meinung zu sein. Es war einer der Gründe dafür, warum ihn Dr. Gold m anns Aufgabe seines Visu m s so entsetzt hatte, denn er glaubte, daß Dada nicht m ehr viel Zeit zur Ausreise blieb, selbst wenn er es sich anders überlegte.
    »Schon m ö glich«, gestand er ihr zu. »Aber es wird nicht morgen geschehen, nicht in einem Monat und wahrscheinlich noch nicht ein m al dieses Jahr. Und bis es geschieht…«
    »Bis es geschieht, gibt es i m m er noch Nancy. Ich kann sie nicht verlassen, Robert, und wenn ich sie dazu brächte, m it m i r nach England zu gehen, weiß ich nicht, ob wir das beide überstehen. Sie ist jetzt schon zu abhängig von m i r. Aber in A m erika hat sie im m e r noch

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