Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
einer freundlicheren Gespr ä chsbereitschaft, sie lachte über seine Scherze und wirkte nicht gekränkt, wenn Robert und Carla im Lauf ihrer Unterhaltungen hin und wieder ins Deutsche glitten oder über Dinge sprachen, m it denen sie nichts anfangen konnte.
    Als die Dreharbeiten ernsthaft begannen und sie beide Carla dabei beobachteten, wie sie anfing, Lydia Gwilts Ide n tität um sich zu hüllen, sagte Nancy plötzlich:
    »Darf ich Sie etwas Persönliches fragen ? «
    »Selbstverständlich«, erwiderte Rob e rt, der annah m , daß sie auf eine Versicherung seinerseits über d i e platonische Natur seiner Beziehung zu Carla hinauswollte. Er irrte sich.
    »Die m eisten Männer, die ich kenne«, sagte Nancy m it gesenkter Stim m e, obwohl nie m a nd von dem viel zu beschäftigten F il m te a m sie b eachtete, »wären angee k elt bei der Vorstellung von… nun, von zwei Frauen als Liebe s paar. Sehr viele Frauen übrigens ebenfalls. Mein gan ze s Leben la n g m ußte ich vor der F a m ilie, vor den m eisten m einer Freunde und m e inen Bekannten geheimhalten, was ich bin. Sie können sich nicht vorstellen, wie das ist. Ständig eine Maske zu tragen und sich im m er wieder zu fragen, ob die anderen nicht recht haben, ob man nicht wirklich… krank und schlecht ist. Aber Sie stört das nicht, Si e neh m en das alles so s elbst v er s tä n dlich… W o ran lie g t das? Sind die Dinge hier in Europa anders ?
    »Nicht da, wo ich herkom m e. N i cht m ehr«, antwortete Robert ernst. »Derzeit kom m t m an dafür in eine Art Arbeitslager, und ich habe noch nicht von Entlassungen g e hört, also ist jeder verdam m t vorsichtig, ob Mann oder Frau. W a s m ich angeht, ich bin froh, daß Carla je m anden gefunden hat, der sie liebt und den sie lieben kann. Ob das nun ein Mann oder eine Frau ist, spielt für m ich wirklich keine Rolle. Es spielt ja auch kei n e Rolle, wenn ich m i ch verliebe.«
    Nancy zeigte eine unerwartete Reaktion; sie warf ihm einen raschen Blick zu, nicht überrascht od e r erleichtert, sondern zutiefst verstört, und schaute m it der gleichen Miene zu C arla.
    »Aber Carla ist nicht s o «, protestierte sie. »Für sie spi e lt e s eine Rolle. Genau wie für mich. Sie kö n nte nie m als einen Mann lieben, auf diese Art, m eine ich, nur so tun, und auch nur, weil sie Schauspielerin ist . «
    Jetzt begriff er, weil ihm diese Einstellung schon öfter begegnet war, das B e harren, m an m üsse entweder ho m o sexuell sein oder auf das jeweils andere Geschlecht fixie r t, aber nicht beides. Meistens äußerten die Leute so etwas, wenn si e schlicht w eg Angst hatten, verlassen zu werden. Es lag ihm auf der Zunge, sie zu fragen, ob sie denn glaube, daß Carla als Jungfrau zu ihr gekom m en sei, aber er hielt sich gerade noch rechtzeitig zurück. Es würde all seine B e m ühungen um Har m onie zunichte m ach e n, und er wollte sei n e eine W oche m it Carla nicht dadurch verderben.
    Seine Selb st zensur za h lte sich aus. Am Abend, als Carla n och in der Maske saß, um abgesch m inkt und von ihrem Reifrock befreit zu werden, und Robert unliebsa m e Bekanntschaft m it etwas schloß, das wie eine breite Bratwur s t aussah, a b er wie m it S and gefüllt s ch m eckte, suchte Nancy ihn au f .
    »Carla hat Besucher«, sagte sie, » a ber ich weiß nicht, ob ich sie zu ihr lassen soll. Möglicherweise sind es Hochsta p ler. W i e hieß Carlas Mutt er ? «
    Im ersten Mo m ent fiel es ihm n i cht ein, dann sah er wieder Martin Gold m anns Buch über berüh m te O p erninszenierungen vor sich, m it der Photographie der Frau dar i n. » A ngharad«, erwiderte er, »Angharad Johnson… Jones… oder so ähn l ich. Sie war Opernsängerin, bevor der alte Fehr s i e heiratete, a b er ich habe sie nie kennengelernt. Sie starb, als Carla drei J ahre alt war . «
    »Ja, ich weiß. Ist Ihnen auch bekannt, wo sie herka m ? «
    »Nur, daß sie Ausländerin war. H e inrich Fehr hat s ie in It alien kennengelernt, aber m it diesem N a m en kann si e keine Italienerin gewesen sein.« Langsam schwante ih m , worauf die Fragen abzielten.
    »Sagen Sie bloß, am Empfang stehen Carlas lang verschollene Großeltern.«
    Nancy lächelte kurz, da n n wurde sie wieder ern s t. »Fast. In Cardiff hatten wir doch diesen P resseter m i n, und alle Hauptdarsteller wurden photographiert. Nun ist eine Mrs. ap Hugh hier, die behauptet, auf dem Photo die Ähnlichkeit m it ihrer Schwester A ngharad be m erkt zu haben, die vor vielen Jahren ihren H ei

Weitere Kostenlose Bücher