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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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m ütig wie ein kleines Mädchen.
    Sie u m a r m t e ihn, küßte ihn auf beide W ang e n und rief dabei:
    »Danke, danke, danke!«
    Es bot sich einfach an, er konnte sich nicht zurückhalten. »Dankbar genug für eine kleine Privatfeier?« wisperte er ihr bei einem erneuten Wangenkuß ins Ohr.
    »Ausbeuter«, gab sie zurück und ließ ihn los, aber sie sagte nicht nein und wirkte auch nicht beleidigt
    »Kinder, der Vorhang geht wie d er hoch«, m a hnte der Assistent.
    »Neh m t eure Positio n en ein.«
    Insgesa m t zählte Eddie acht Vor h änge; hervorragend, wenn auch kein Rekor d . Die Pre m ierenfeier im Lutece zog sich lange genug hin, um die ersten Ausgaben der New Yo r k Times direkt aus der Druckerpresse in Empfang zu neh m en, u n d Bertie Doren, der in dem Stück den jungen Ehe m ann v e rkörpert hatte, kletterte auf den Tisch, um die Kritik la u t v orzule s en. J edes lo b en d e Adjektiv, möglichst v erbunden m it ein e m N a m en, wu r de m it Beif a llsgeschrei und Tischklopfen in E m pfang genommen und anschließend sofort noch eine Runde Cha m pagner bestellt. Als Carla sich m it einer etwas seltsa m en Miene entschuldigte, ging er ihr nach und fand sie im Flur vor den Toiletten gegen die Wand gelehnt und weinend.
    »Tut m i r leid«, stieß sie hervor, als sie ihn bemerkte, und rang um Fassung, »das passiert m ir… m an c h m al… wenn…«
    »Ich verstehe schon. Ich hasse es auch jedesmal, wenn ich Ende schreiben muß.« Er griff in die Inn e ntasche seines Jackets. »Zigaret t e ?«
    Sie nickte und blinzelte die restlic h en Tränen fort, während sie sich Feuer geben ließ. Dabei traf eine sein Handgelenk. Er nahm sich selbst eine Zigarette aus dem Etui, zündete sie an ihrer an und betrachtete Carla nachdenklich. Sie erwiderte s ei n en Blick.
    »Haaallo, Eddie F e ito n «, sagte s ie, sei n en To nf all genau i m itierend. Ihre S tim m e klang zwar noch etwas belegt, hatte jedoch einen Unterton von Belustigung und et w as von dem Überschwang, m it dem sie seit dem ersten Vorhang gesprochen hatte.
    »Haaallo, Carla Fehr. Und was m a c hen wir jetzt, wo wir New York erobert haben ? «
    »Ich weiß nicht. Mir ist noch nic h t nach Schlafen, ich bin m i r nur nicht sic h er, ob die Alternative so eine gute Id e e ist. Als g eläuterter Mann, der in Frauen nicht m ehr nur Objekte sieht, bist du so sy m pathisch. Es w äre eine Schande, dem e ntgegenzuwirken.«
    »Geläutert zu sein bede u t et n i c h t, als Mönch zu leben. Und hast du den Zölibat nicht auch all m ählich satt ? «
    Sie lachte. »Eddie, es gibt noch andere Leute außer dir auf der Welt, m it denen ich daran etwas ändern könnte.«
    »Möglich, aber keiner von denen ist heute nacht hier und hat dir gerade New York zu Füßen gelegt. W i r haben da auf der Bühne etwas angefangen, Carla. Warum es nicht zu Ende führen ? «
    In ihren graugrünen Augen, deren geweiteter, seelen v ersc h linge n der Blick ihn so beeindruckt hatte, b i s er i h r in natura be ge gnet war und entdeckt hatte, daß sie schlicht und einfach kurzsichtig war, veränderte sich etwas. S i e nahm noch einen Zug, dann drückte sie ihre Zigarette an der W and aus und schnipste sie fort.
    » W arum nicht«, wiederholte sie gedehnt.
     
    Robert vergeben wir uns? Wenn ja, wartet b ei Jean- P ie r re ein Brief auf Dich. Er wird ihn nicht verschicken.
     
    Carla wir vergeben uns. Aber es ist doch kennzeichnend für Dich, daß ich deswegen in die Schweiz fahren muß.
     
    Lieber Sam ich s itze a n meinem Schreibtisch in New York und bin froh, daß dieses Jahr heute endlich s e in Ende nimmt. Ich weiß nicht, was 1939 uns bringen wird, ich mache keine Prophezeiungen mehr, aber so etwas wie die vergangenen siebzehn Monate möchte ich nie wieder erleben. Du und ich haben uns gegenseitig durch die Hölle geschickt, und weißt Du, in gewisser Weise glaube ich immer noch, daß wir es beide so verdienten.
    Für mich i s t es vor b ei; ich fühle wi e der, ich ar b eite wieder. Ich lebe wieder. Und ich habe derzeit nicht das Bedürfnis, je m anden umzubringen oder ihn zu vernichten. (Obwohl es Dich amüsieren wird, zu erfahren, daß ich mit Eddie Feiton ins Bett gegangen bin. Ich liebe ihn nicht, aber in den letzten Monaten habe ich zu meiner Überraschung herausgefunden, daß ich ihn mag, und außerdem war mir nach der besten amerikanischen E r fahrung, die ich je hatte, danach. Die Kritiken zur Premiere liegen b e i.) Und Du? Nachdem E.B. mir erzählte, Du hättest

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