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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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lt.
    »Nun, das schafft doch Abwechslung«, sagte Eddie Feiton sarkastisch, als si e eine weitere Tenni s -Par t ie hinter sich gebracht hatten und an der zie m lich leeren Bar des britischen C l ubs saßen. Die Engländer hatten ein m al den größten Anteil d e r e uropäisc h en Kolonie gestellt, a b er inzwischen waren die m eisten der jüngeren, wie Laurence Olivier, Vivien Leigh oder Herbert Beau m ont wegen des Kriegs in ihre Hei m at zurückgek e hrt, und nur die älteren, wie Boris Karloff oder Charles Laughton, waren noch da.
    »Deine unterbeschäftigten Freunde brauchen nicht m ehr den European Film Fund in Anspruch zu neh m en, die Schauspieler unter ihnen können jetzt Nazis spielen, die S c hriftsteller deutsche Dialoge für den Hintergrund schreiben, und du spielst statt einer ungarischen Unterwelt d a m e, die Sherlock Hol m es bedroht, die Chefin eines deutschen Spionagerings, den Hol m es aufdeckt. Das Drehbuch m ußte übrigens ich u m schreiben, weil der a r m e Maurice kein W ort Deutsch spricht und Darryl Zanuck eine A bneigung gegen E m igranten hat.« Er grinste. »In m einer Variante stirbst du viel s t ilvoller, und du brauchst kein einziges M a l ›Heil Hitler‹ zu sagen.«
    »Nein, aber › m ein Leben für Gott und den Führer‹. Du kennst dich wirklich ni c ht m it dem nation a lso z i a listischen Vokabular aus, Eddie. Gott wird nicht erwähnt.« Sie nipp t e an ihrem Sodawasser. »Aber die Geschichte ist ohnehin ein W itz«, fuhr sie fort. » W enn ich nicht schon ja gesagt hätte, bevor sie das Drehbuch änderten… Weißt du, wir haben alle jahrelang versucht, die Leute h i er auf das, was in Deutschland geschieht, auf m erksam zu m achen, und jetzt stellen sie die Nazis in eine Reihe m it d e n Vampiren, W e rwölfen und Mu m i en als fil m ische Schreckge s penster.«
    »Nun ja, du bist die Expertin. In Vampiren, W erwölfen, Mu m i en… und Nazis. Ich neh m e an, das Kokett i eren über den Atlantik hinweg ist jet z t vor b ei?«
    »Eddie«, sagte Carla m it trügerisc h er Sanft m ut, »du hast nicht die geringste A hnung, wovon du redest. An deiner Stelle würde ich das The m a we c hseln, wenn du m öchtest, d a ß ich je wieder eine Zeile von dem spreche, was du verfaßt hast, und ich m eine nicht dieses dä m liche Holmes -Drehbuch!«
    Unter anderen U m ständen wäre das der gegebene Anlaß für Eddie Feiton gewesen, sich weiter über ihre deutschen Verbindungen lustig zu m achen, denn er fand sie sehr reizvoll, wenn sie wütend auf ihn war, aber es gab etwas, um das er sie bitten wollte, also gab er nach. Statt dessen erzählte er ihr, daß durch die Änderung der Ho l m es-Gegner von kri m inellen Ungarn zu nationalsozialistischen Spionen leider auch die Beschäftigung von Bela Lugosi als rechte Hand der Schurkin entfallen sei. Der Prod u zent hatte ihm bereits gekündigt und ihn durch Albert Basser m ann ersetzt.
    »Aber Bela kann ohne weiteres e i nen Deutschen spielen, und er braucht die Arbeit!« sa g te Carla ent g eistert. »Sein einziges anderes Angebot derzeit ist ein ser i al ! «
    »Tja, es scheint, daß unser all e r Paul Kohner m it seinem Hy m nus auf Basser m ann als das Genie der deutschen Bühne erfolgreich war… Basser m ann braucht die Arbeit ebenfalls, und er nimmt kein Morphiu m .«
    No r m alerweise hätte Carla s i ch d ar a uf ge f reut, m it einem wirklich hervorragenden Schauspieler wie Basser m ann zu arbeiten, den sie in Deutschland nur als Zus c hauerin gekannt hatte, und er brauchte die Arbeit in der Tat, doch in diesem Fall war es eine Loyalitätsfrage. Boris Karloff hatte sich wie sie auch in Theaterrollen etablieren können, aber das einzige, w as Bela Lugosi, einst m als führender Schauspieler des ungarischen Staatstheate r s, in dieser Richtung angeboten wurde, waren Tourneen m it der Bühnenversion von Dracula. W e i l sie wußten, daß er es nötig hatte, handelten ihn Universal und die kleineren Produktionsgesell s chaften, die sich e b enfalls an Horrorfil m en versuchten, von Mal zu Mal auf niedrigere Gehälter herunter, und selbst wenn das Morphium bisher seine Disziplin nicht beeinträc h ti g t hatte er erschien im m er pünktlich und gab sein Bestes, ganz gleich, wie bizarr die Rolle auch ausfiel -, so zeigte es doch erkennbare Auswirkungen. Sein Gedächtnis ließ nach, und lange, m ehrsilbige engli s che Worte fielen ihm i m m er s chwerer. Außerdem war m an in Hollywood zwar an T r inker gewöhnt, und Alkoholis m us galt

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