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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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als akzeptabel, wo m an sich im allge m einen m it »Let’s have a drink« begrüßte, aber Drogensucht war tabu.
    »Tut m i r leid«, sagte Eddie in sei n em aufrichtigsten Tonfall. »Ich weiß, wie du den alten Knaben m agst. Du kannst ja versuchen, m it Marty Feld m an zu sprechen. W enn d u w i l l s t , e r k l äre ich ih m , daß nur Lugosi dieser Rolle gerecht wer d en könne, aber ich glaube nicht, daß er m i r das abkauft.«
    Carla warf ihm einen m ißtrauischen Blick zu. »Raus da m it. Warum bist du auf ein m al so nett zu m i r ? «
    »Ich bin nett. Na schön, und ich brauche deine Hilfe.« W ährend sie die Ar m e verschränkte, musterte er sie nachdenklich.
    » W eißt du eigentlich, daß ich Jude bin ? «
    »Nein, das wußte ich nicht. Du hast m i ch ja auch nie gefra g t , was ich bin.«
    »Und du bist… ? «
    »Religionslos. Mein Vater stand auf Kriegsfuß m it der Kirche, sonst wäre ich wahrscheinlich Katholikin.«
    »Darling, du und ich wissen beide, daß ich nicht von der Religionszugehörigkeit gesprochen habe. Es ist eine traurige Tatsache, aber dein Füh r er hat in den l e tzten zehn J ahren d ie W elt er f olg r eich dazu gebrac h t, sich die Fra g e nach de m , was einen Juden ausmacht, neu zu stellen. Was m i ch angeht, ich wußte lange Zeit ü b erhaupt nicht, daß ich einer bin. Mein Vater k a m genau wie die anderen Produzenten als osteuropäisches Einwander e rkind in das Land, fest entschlossen, a m erikanischer als a m erikani s ch zu werden und sich nie, nie wieder von den Kosaken dabei erwischen zu lassen, Jude zu sein. Ergo bot er seinem Sohn nur das, was er für a m erikanisch hielt. Du kannst dir vielleicht m eine Überraschung vorstellen, als m i ch je m and in m einem Intern a t da ra uf auf m e r k s am machte, da bekanntlich alle Hollywood-Produzenten Juden seien, m üsse ich auch einer sein. Das war das erste, was ich davon hört e , und die nächsten Jahre tat ich eigentlich m ein Möglichstes, um es wieder zu v ergessen. A ber steter Tropfen höhlt den Stein. Ich glaube, 1939 begann ich zu entdecken, daß ich do c h Jude bin. Und m ittle rw eile bin i c h so weit, daß ich deswegen etw a s tun will . «
    » W enn ich dich in die F lüchtlingsko m itees bringen soll gerne. Jede Hilfe ist willkom m en und außerdem dringend nötig.«
    Er schüttete den Kopf. »Zweifellos, nur bin ich s c hon einen Schritt weiter. Die Aufnah m e in Gastlän d er für die Flüchtlinge ist gut und schön, aber wer sagt denn, daß in den Ländern nicht auch ein m al ein Hitl e r au f t a ucht? I ch würde das s elbst f ür A m erika n icht a usschließen. Nein, die Juden brauchen e i n eigenes Land. W ir brauchen ein eigenes L and, und zwar nicht unter einem britischen Protektorat. Wenn es wieder eine jüdische Nation wie andere Nationen auch gibt, einen Staat wie andere Staaten a uc h, dann wi r d der Antis e m itis m us seine Basis verlieren.«
    In New York war aufg r und eines A r tikels dieses Inhalts, den er geschrieben hatte, ein Vertreter der Untergrundorganisation Irgun, die in Palästina für einen jüdischen Staat kä m pfte, m it Eddie Feiton in Verbindung getreten und hatte i hn gebeten, in Hollywood dringend benötigte S penden für die Sache zu organisieren. Der erste Anlauf verlief erfolglos, was Feiton, der seinen Zynismus keineswegs verloren hatte und seine Produzenten kannte, nicht weiter überraschte.
    »Mayer sagte nein, Goldwyn sagte nein, Harry Warner warf m i ch aus seinem Büro, und Jack fand es genauso unsäglich wie m ein Vater, daß ich unseren br iti s chen Verbündeten in den Rücken fallen will. Und allesa m t hatten sie natürli c h Angst. So etwa alle f ünf Jahre kom m t i mmer wieder eine Zeitung auf die Idee, gegen den jüdischen Einfluß in Hollywood zu wettern, und wie schon erwähnt den Herren sitzt die Furcht vor den Kosaken noch im Genick. Also dachte ich, du packst es and e rs an und gehst zur zw e iten Generation, deiner Generation.«
    Der einflußreichste unabhängige Produzent der zweiten Generation in Hollywood war David Selznick, nach seinem phäno m e nalen Er f olg m it Vom Winde verweht, dem Bürgerkriegsepos, das zusam m e n m it der ebenfalls von Selznick produzierten Rebecca im Vorja h r sä m tliche Oscars abge rä u m t hatte, u nbest r i tten a uf dem Gipfel s e ines Einflusses.
    »David hört sich m eine Bitte an, e in Dinner z u f inanzier e n, bei dem für die Sache gespendet werden soll, und das restliche Hollywood dazu einzuladen,

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