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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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weil es s ei n er Einladung garantiert folgt, und legt dann die erwartete Platte auf, die ich selbst oft genug gespielt habe. Er sehe sich als A m erikaner, nicht als Jude, sei stolz darauf, A m erikaner zu sein, u n d es sei albern, vorzugeben, plötzlich Jude sa m t jüdischer Seele zu sein.«
    Eddie lächelte. »Aber ich war vorb e reitet, und ich kenne David. E r wettet nun m al gerne. Ich schlug ihm vor, daß er m i ch drei Personen seiner W ahl, alles Nicht-Juden, anrufen und sie fragen läßt, ob sie David Selznick als A m erikaner oder als Juden betrachten. W enn auch nur einer der drei m it »A m er i kaner« geantwortet hätte, dann hätte ich m it gebeugtem Kopf verschwinden m ü ssen, doch ich war m ir m einer Sache zie m lich s icher, und ich wollte David et w as beweisen. W enn nicht, dann erklärte er sich bereit, m ein Spendendinner zu organisieren. Tja, und alle drei von David genannten Herren bezeichneten ihn als Juden, während er einiger m aßen fassungslos dasaß und m ithörte. Mir gefiel die Ant w ort von Leland Hayward am besten. In der char m anten Weise, die Agenten nun m al an sich haben, beschwerte er sich über die dä m liche Frage und m einte dann, was um alles in der Welt m it D a vid los sei, er sei ein Jude, und er wisse es.«
    Er schaute auf die M ü nze, die er bereits z u r Bezahlung seines Drinks auf die Theke gelegt hatte. » S oviel zum großen Sch m e l ztiegel und der Gleichheit. Jedenfalls habe ich jetzt m einen Gastgeber, und nun fehlen m i r nur no c h die Gäste. Flüchtlin g sko m itees sind eine Sache, aber wenn es um den Zion i s m us geht, dann zieren sich die Leute in dieser Stadt, und um m ich nicht nur auf David zu verlassen, wollte ich d ich bitten, m it so viel e n deiner K o llegen wie möglich zu kom m en. Für die Presse sind nun m al Schau s pieler interessanter als Produzenten oder Drehbuchautoren, und wir brauchen auch Publicity.«
    Carla zögerte. Seine Überlegungen leuchteten ihr durchaus ein, und sie e m pfand ohnehin jedes m al Schuldgefühle, wenn sie an die jüdischen Flüc h tlin g e, ihre eigene Sic h erheit und d aran, daß si e ein m al fast der Versuchung zurückzukehren erlegen wäre, dachte. Aber sie hatte ihre P r oble m e m it dem Zionismus.
    »Hast du«, erwiderte sie endlich, »eigentlich daran gedacht, daß in deinem zukünftigen jüdischen Staat eine Menge Nicht-Juden wohnen und ich m eine nicht die paar Soldaten der britischen Ar m e e? «
    Eddie winkte ab. »Die Araber haben bisher von der jüdischen Besiedlung n u r profitiert. S i e haben das Land nicht kulti v iert, d as waren die Kibuzzim, und was ihre pri m iti v e Lebensweise angeht … «
    Er brach ab, als er s ah, wie Carla mit ei n em erheiterten Au s druck den Kopf schüttelte.
    »Glaub, was du willst, aber du bi s t doch in er st er Linie Amerikaner«, be m erkte sie. » D u hörst dich genauso an wie die Siedler in m einen Kinderbüchern, wenn sie d e n Indianern zu ihrem eigenen Besten das Land weggenom m en h a ben.«
    » W ie kommt ein kleines deutsch e s Mädchen denn zu W ildwestgeschichten? Ich dachte, ihr Teuton e n lest als Kinder nur Heldensagen.«
    »Falsch gedacht. W i r lesen vor allem Karl May. Robert und ich zu m i ndest. Das hat m eine unverbrüchliche Sympathie für die Indianer geweckt, und ich muß sagen, ich war sehr enttäuscht, als ich seinerzeit hier eintraf und keine vorf a nd, bis ich m al eine R e ise nach Arizona m achte. Diese Reservate sind depri m ierend. Schwebt dir das für die Araber vor ? «
    »Nein, natürlich nicht. Sie werden sich e n twe d er i n te g r ieren oder auswandern, schließlich gibt es genügend andere arabische Länder im Mittleren Osten. Um offen zu sein, nachdem der Mufti von Jerusalem o ff en Hitl e r a ls R e tt e r d e r Me n schheit ge pr iesen hat, b r icht m ir nicht gerade das Herz w egen der Araber. Kommst du nun zu m einem Dinner ? «
    »Ja. Aber ich weiß noch nicht, ob ich etwas spende.«
    »Vielleicht gelingt es mir«, sagte Eddie und zwinker t e ihr zu, »dich doch noch zu überzeugen. Mit etwas privater Initiative.«
    An diesem Nach m ittag warteten n u r das neue Drehbuch für Sherlock Holmes gegen die Nazis und die Leere auf sie, die sie empfand, wenn sie an Käthes Verschwinden und den Verlust der Verbindung zu Robert dachte, und sie konnte etwas Ablenkung gebrauchen. Also erwiderte sie, er könne es ja ver s uchen, und da ihr Haus das nächste war, fuhren sie dorthin. Aber i h re Stimmung schlug

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