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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Gefallen und werde ihre Rückkehr vor b ereiten. Und was, die Agenten über den Einsatz von Zw angsarbeitern gesagt hatten, klang nur allzu wahrscheinlich.
    Carla hatte das Gefühl zu erstick e n. Aber nicht vor diesen beiden Herren. Das Grauen m u ßte warten, bis die bei d en wieder fort waren, und sie würde ihnen gewiß nicht die Genugtuung gönnen, sie zusam m enbre c hen zu sehen. W i e die Zeitungen derzeit oft genug verkündeten, war dies ein freies Land, und sie schuldete ihm zwar Dankbarkeit für seine Gastfreundsc h aft, aber keine Auskünfte über ihr Pri v atle b en. Sie m aß die Agent e n m it dem Blick, m it dem sie als Lydia Gwilt Douglas Fairbanks in di e Knie gez w ungen hatte.
    » W enn Sie m ich etwas Bestim m tes fragen wollen, m eine Herren, dann tun Sie es, aber vielleicht kann ich uns allen etwas Zeit ersparen. Ich spi o niere weder für Hitler noch für den Tenno, ich unter s tütze die Kriegsziele der Alliierten voll und ganz und e m pf i nde keine wie auch immer geartete Loyalität gegenüber der nationalsozialistischen Partei. Und seit A m erika in den Krieg ein g etr e ten i s t, u nterh a l te ich auch keine Verbindungen nach Deutschland m ehr, und bereits Jahre davor keine finanzieller Art, w i e Sie sehr leicht feststellen können, wenn Sie m eine Konten überpr ü fen. Üb e r eine Beteiligung an einem Rüstungsbetrieb bin ich nicht info r m iert, und sollten Sie d a m i t recht haben, weise ich sie in jeder Fo r m zurück, die Sie wollen, schriftlich, im Radio oder auf d e r Leinwand. Das dürfte alles sein, was die Regierung der Vereinigten Staaten im allge m einen und Sie im speziellen etwas an g eht.«
    »Nicht sehr kooperativ«, m u r m elte Agent Lucsly.
    Du l m er erhob sich von dem Sessel, in d e m er Platz genom m e n und ihren Kaffee getrunken hatte. » W ir werden Sie im Auge behalten.«
    »Gut«, entgegnete Carla und schenkte den beiden ihr strahlendstes Fil m starlächeln, obwohl es sie hart anka m . »D a s wünscht sich jede Schauspielerin von ihrem Publiku m .«
     

28. KAPITEL
     
    Im vierten Kriegsjahr war es nichts Ungewöhnliches m e hr, zu nächtlicher Stunde aus dem Schlaf gerissen zu werden, nur geschah es gewöhnlich durch den Fliegeral a r m . Obwohl Robert um zehn Uhr abends so g ut wie nie s chlie f , tat e r es di e s m al; er war in d en beiden Nächten zuvor überhaupt nicht z u m Schlafen gekom m en, und ab der nächsten Woche würde es da m it auch wieder vorbei s ein, dann begannen die Proben für König Lear in einer Inszenierung, für die m an ihn als Edmund engagiert hatte. Deswegen stim m t e ihn das Pochen an der Tür m ehr ärgerlich als ängstlich, obwohl m an in diesen Tagen nie sicher sein konnte, daß es sich nicht um die Polizei handelte. Zuerst wollte er es ignorieren, dann fiel ihm ein, d a ß He l m uts Freundin Lisa, die zur Zeit bei ihm auf d e m Sofa nächtigte, bis m an einen sicherern Ort für sie gefunden hatte, nie wagen würde, zur Tür zu gehen. Das Pochen hielt an, also stand er auf, warf sich den Bade m antel über und verließ sein Schlafzim m er. Lisa war hellwach, und in d e m hellen Mondlicht, das durch das Wohnz i mmerfenster fiel, sah m an deutlich das W eiß in ihren aufgerissenen Augen. Robert deutete zu seinem Schlafzimmer; sie nickte, nahm ihre Decke m it und sperrte sich dort ein, während er zur W ohnungstür ging und durch das Guckloch zu erkennen versuchte, um wen es sich überhaupt handelte. W as er sah, verblüffte ihn genug, um zu ö ffnen, ehe er sich eines Besseren besann.
    » W issen Sie, Philipp, da ß Sie m ich ein m al m itten in der Nac h t aufsuchen würden, hätte ich m ir auch nic h t trä u m en lassen. Sind Sie sicher, daß Sie keiner beobacht e t? Das könnte die Leute auf Ideen bringen.«
    Er war nicht sicher, ob der Mann ihn gehört hatte. Abgesehen von wenigen kurzen Mo m enten, hatte er Philipp Bach m aier noch nie in einer so derangierten, aufgelösten Verfassung erlebt. Philipp hatte sehr o ff ensichtlich ebe nf alls s e it längerem nicht m ehr geschlafen, die Augen lagen tief in den Höhlen, das Kinn war unrasiert und die Haltung die von je m and e m , der sich gerade noch aufrecht hielt.
    »Meine Frau ist t o t«, s agte P h ilipp und ging an Robert v o rbei in dessen W ohnung, um gleich darauf im Flur stehenzubleiben. »Bei einem Bombenangriff g e storben. Man sollte m einen, eine weitere Tote sei inzwischen nichts Neu e s m ehr. Sie können sich nicht vorstellen, was ich in den letzten

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