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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Jahren gesehen habe. Haben Sie Bier da oder W ein? Am besten Schnaps. Ir g end etwas, um sich zu betrinken.«
    Robert fragte sich, ob er im m er noch schlief und es sich um einen besonders bizarren Traum handelte.
    »Tut m i r leid wegen Ihrer Frau«, sagte er aufrichtig. »Ich kannte sie n i cht se h r gut, aber ich m ochte sie. Sie war har m los, ein wirklich anständiger Mensch, und das ist selten.«
    »Ja, ich weiß.«
    Philipp blieb noch einen Mo m ent lang stehen, dann durchquerte er Flur und Wohnzim m er, ließ sich auf d a s Sofa fa l len, das Lisa gerade erst freige m acht hatte, u nd vergr u b das Gesicht in den Händen. Robert wartete im m er noch darauf aufzuwachen u nd entsc h ied schließlich, daß es kein Traum war.
    »Auf die Gefahr hin, unhöflich zu einem frisch Verwitweten zu sein«, sagte er neutral, »würde i c h doch gern wissen, wieso der Tod Ihrer F rau S ie auf die I d ee brin g t, sich in m einer Gesellsc h aft betrinken zu wollen. W i r sind kaum das, was m an alte Freunde nennt.«
    Ohne au f zublicken, m ur m elte Phili p p: » I ch m uß m it je m andem reden, und Sie sind der einzige, bei d e m ich sicher bin, daß er m i c h nicht a n zei g t .«
    Es lag Robert auf der Z unge, zu fragen, wie sich Philipp da angesichts des Q uid-pro-quo-Prinzips so sicher sein könne, aber er unterließ es. Philipp der Hai am Rande ei n es Nervenz u sam m enbruchs war eine zu außergewöhnliche Studie in m enschlichem Verhalten, um durch eine übliche sarkastische Be m erkung abgefertigt zu werden. Außerdem t at ihm Philipp, in Maßen, wirklich leid. Er hoffte nur, Lisa begriff, daß ihr keine Gefahr drohte, solange sie in seinem Schla f zimmer blieb, u n d kam nicht heraus. Er betr a cht e te Philip p , dann ging er achselzuckend in die Küche und holte den Portwein nebst einem Glas.
    »Und Sie?« f ragte Phili p p, nachdem er das erste Glas in ein e m Zug geleert hatte und sich nachschenken ließ.
    »Ich brauche einen wirklich guten Anlaß, um m i ch zu be t r inken. Nennen Sie es fa m iliäre Prägung. Bisher ha b en Sie m ir kei n en Anlaß geliefert.«
    »Mein Gott, König, wi s sen Sie, was ich an Ihnen a m meisten hasse? Die s e per m anente Überle g enheitsattitüde. So sicher in bezug auf sich und die W elt. Holen Sie sich lieber ein Glas, Sie w erden es brauchen.«
    » W ie die Öste r reicher je zu ihrem Ruf der Gemütlichk e it geko mm en sind«, gab Robert zurück, wä h r end er s i ch, Philip p s Worte ignorierend, auf den Lehnstuhl ihm gegenüber setzte, »bei solchen Exe m plaren wie Ihnen und unser aller Führer, ist und bleibt m i r schleierhaft.« Er verschränkte die Ar m e . »Soviel zum Austausch von Beleidigungen. Vielleicht verraten Sie m ir jetzt, w as Sie hertreibt? S ie haben doch Übung i m W itwerdasein.«
    »Ja, das habe ich. Können Sie sich eigentlich vorstellen, wie das ist, m it ein e r Frau v erh ei rat e t zu s e i n , die m an nicht lie bt ? S t ändig zu wissen, was sein könnte, und sich bewußt sein, daß m an es sich selbst un m öglich ge m acht hat ? « Er schaute zu Robert. »Ich glaube schon. Sie wissen ganz genau, wie das ist, nicht wahr?«
    »Touche. Sind Sie deswegen hier? Weil wir beide m i serable Ehen hinter uns haben? Ich dachte, Ihre zweite zu m indest habe sich in den letzten Jahren gebessert. Ihre Frau m achte diesen Eindruck.«
    »Oh, sie hatte sich gebessert. Zuerst jedenfalls. Ich ließ sie in Ruhe, und sie hatte das Kind, um sich zu beschäftigen. Aber dann dann konnte ich nicht m ehr m it ihr sprechen über gar nichts m ehr. Ich war nur noch sehr selten da, aber auch dann sie fing an, Angst vor m i r zu haben, glaube ich. Das war, als wir den Zweigbetrieb in Polen auf m achten. Natürlich habe ich ihr nichts davon erzählt. Sie m uß es gespürt haben. Merkwürdig, das. B enheim hat nie solche P roble m e m it seiner Frau gehabt. Er schreibt ihr Postkarten, wenn er in Polen ist. Und Benhei m s Frau ist klü g er, a ls El f i es je war. Es m u ß Intuition gewesen sein. Glau b en Sie an weibliche Intuitio n ? Ab e r warum haben sie dann einige Fr auen und andere nicht ? «
    Philipp s chenkte sich wieder nac h . »Natürlich sind es nicht Menschen wie wir. Es sind Arbeitsk r ä f te. Arbeit zum Ausgleich f ür jahrhundertelanges Parasitentu m . Zur Herstellung kriegswichtigen Materials. S chließlich m üssen wir den Krieg gewinnen.«
    Mittl e rweile war Robert kalt g ewo r den. Stumm stand e r a uf , holte sich aus der Küche ein Glas und

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