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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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als er das Brennen im Magen verspürte.
    »Wie hätte ich sie denn besiegen können?«, wollte er wissen.
    Waljakov bückte sich und drückte leicht auf den Fußspann, der Schmerz war enorm. »Du hättest den beiden, die dich fest hielten, dahin treten können. Sie hätten dich losgelassen, du wärst in der Lage gewesen, den Sack von deinem Kopf zu ziehen, und schon wäre die Sache anders verlaufen. Auf die Kombination von Gaben kommt es an. Eine allein nützt meist recht wenig.« Der Hüne nahm seinen Geldbeutel hervor. »Wie viel haben sie dir geraubt, Knirps?«
    Lorin nannte die Zahl, der Leibwächter gab ihm die passende Zahl an Münzen. »Aber wie soll ich dir das Geld zurückzahlen?«, fragte er ein wenig traurig. »Ich könnte ein paar Händler bestehlen …«
    Die Augen des Leibwächters vereisten und fixierten das Blau des Knaben. Schmerzhaft umschloss die Stahlhand seine Schulter und drückte zu. »Von heute an, Lorin, hat das Stehlen ein Ende, hast du mich verstanden?«
    Schnell nickte der Junge, eine gebrochene Schulter hätte ihm gerade noch gefehlt. »Du bist etwas Besseres. Du wirst die Schulden bei mir mit den Münzen bezahlen, die dir der Junge heute genommen hat. Schwörst du mir das?« Der Knabe leistete das Versprechen, erst danach nahm der Hüne seine Hand herab. »In einem Jahr wirst du so weit sein, das verspreche ich dir. Und nun lauf nach Hause.« Die künstliche Extremität legte sich an den Gürtel.
    »Stimmt das, dass du mit mir nach Ulldart möchtest?«
    Lorin wagte zum Abschied diese Frage zu stellen. »Wer sagt das?«, wollte Waljakov unfreundlich wissen.
    »Fatja hat gesagt, du und Matuc würdet euch deshalb nicht mehr verstehen«, erklärte er ehrlich. »Was soll ich denn in Ulldart?«
    »Darüber reden wir, wenn die Zeit gekommen ist«, lenkte der Glatzkopf ab, der nicht mit der Hartnäckigkeit des Jungen gerechnet hatte.
    »Und woran erkenne ich, dass der Moment gekommen ist?«, setzte Lorin nach.
    »Das wirst du dann sehen«, antwortete der Hüne wenig befriedigend. Der Knabe wollte eben den Mund erneut öffnen, als ihm Waljakov vorsichtshalber ins Wort fiel. »Ich sagte doch, scher dich nach Hause. Fatja und Matuc werden sich Sorgen machen. Und kein Wort darüber zu den beiden.«
    »Nicht mal zu meiner großen Schwester?«, meinte er enttäuscht.
    »Nein.« Der Leibwächter blieb hart und ging zu seiner Tür.
    Seufzend schloss er hinter sich den Eingang. Er hörte, wie sich die Schritte seines neuen Schützlings entfernten. Ihm wurde heiß und kalt.
    Ulldart, Königreich Ilfaris, Herzogtum Sèràly, Herbst 456 n.S.
    Runter, Majestät«, empfahl Fiorell und drückte den grauen Lockenschopf eines völlig überraschten Perdór unter den Tisch.
    Im gleichen Moment zuckte ein blassblauer Blitz in ihre Richtung, der Strahl glitt an der Wand entlang und fräste ein wirres Muster in den Putz, Staubwolken entstanden, Kalk und Mörtel regneten auf die beiden Männer am Boden herab. Dann endete die magische Attacke abrupt.
    »Sapperlot! Was«, hustete der dickliche König, »war denn das?«
    Fiorell entstaubte seinen Herrn und schnippte kleine Bröckchen von seiner Schulter herab. »Das nächste Mal, Majestät, hört auf das, was ich Euch sage. Sonst kann es passieren, dass Euer formschöner Kopf bald ohne Locken sein wird.«
    Soscha, von Kopf bis Fuß in ein dickes Ledergewand gehüllt, eilte herbei, klappte das Visier ihres Helms nach oben und half dem Herrscher zusammen mit dem Hofnarren auf die Beine.
    »Ich bin untröstlich, Hoheit. Ihro Gnaden werden es mir verzeihen, dass Ihr beinahe Opfer eines Experiments geworden seid, dessen Auslöser ich war. Aber durch die Tür, durch die Ihr den Raum betratet, pflegt normalerweise niemand Einlass zu begehren. So geruht denn, meine untertänigste Entschuldigung für die malheurösen Begebenheit anzunehmen.«
    Mit weißem Gesicht starrte Perdór die junge Frau an. »Kind, wer hat dir den beigebracht, so zu sprechen? Zeig mir deine Zunge, ich will sehen, ob du dir keinen Knoten hinein gemacht hast.«
    Soscha lächelte und streifte den Kopfschutz ab. Diener eilten herbei, lösten die Schnallen, mit denen das wattierte Ledergewand auf dem Rücken zusammengehalten wurde, und befreiten sie daraus. Darunter trug sie einfache Unterwäsche, ein Umstand, der sie nicht sonderlich zu stören schien.
    Perdór dagegen wandte augenblicklich sein Gesicht ab. »Bedecke dich, Mädchen, oder ich werde jünger, als du es möchtest.«
    »Keine Angst.« Fiorell

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