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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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die Straße.
    Wütend warf sich Lorin nach vorne, doch die anderen Jungen hielten ihn gut fest.
    »Schau mal einer an«, hörte er Byrgten sagen. »Wieder geklaut, Kleiner?«
    »Das gehört euch nicht, das ist Akrars Geld. Also lasst es liegen!«, rief er böse. Gerne hätte er etwas unternommen, aber da er nicht sehen konnte, wusste er nicht, wie er seine Fähigkeiten einsetzen sollte.
    »Jetzt bestiehlst du auch schon deinen Meister«, höhnte der Fischersohn. Ein Schlag traf Lorin in den Magen, und ihm wurde speiübel.
    »Ich habe ein Pferd abgegeben und den Lohn kassiert«, würgte er hervor. »Das ist alles rechtens.« »Rechtens ist, dass du uns die Münzen lässt«, verkündete Byrgten. »Dafür bekommst du weniger Prügel, Mickerling.« Erneut bohrte sich eine Faust in seine Gedärme, und Lorin erbrach sich unter dem Sack. »Schaut mal, der Kleine hält nichts aus!«, brüllte sein Peiniger lachend.
    Nun hagelte es Schläge und Tritte, bis sie ihn auf die Steine warfen und liegen ließen. Eilig entfernten sich ihre Schritte, noch aus der Entfernung vernahm er ihr Lachen.
    Stöhnend zog er sich ungeschickt das grobe Tuch vom Kopf und lehnte sich an eine schattige Hauswand. Er schmeckte sein Blut im Mund, die Lippe war aufgesprungen, und sein Schädel dröhnte wie ein Bienenstock. So, wie sich sein Bauch anfühlte, würde er in den nächsten Tagen nichts essen können.
    »Du hättest dich wehren können«, bemerkte eine tiefe Stimme von der gegenüberliegenden Gassenseite. Lorin hob den Kopf und entdeckte die breite Gestalt des Leibwächters, der unbemerkt in einer Tür aufgetaucht war. Vermutlich war er der Grund gewesen, weshalb die Jugendlichen die Flucht ergriffen hatten. »Danke fürs Nichthelfen«, murmelte er schwach.
    Waljakov setzte sich auf die Schwelle und betrachtete den Knaben. »Du hast nicht um Hilfe gebeten.« »Ich war zu sehr mit Kotzen beschäftigt«, gab Lorin bitter zurück und wackelte an seinen Zähnen. Drei fühlten sich äußerst locker an.
    Die eisgrauen Augen funkelten amüsiert. »Wie frech der Knirps ist.« Er wurde schlagartig ernst. »Möchtest du lernen, wie man sich verteidigt?«
    »Von dir?« Der Knabe klang ungläubig und belustigt.
    Sicher, der Mann machte einen wehrhaften Eindruck, aber er war offensichtlich in die Jahre gekommen, wenn er auch nicht so alt aussah wie Matuc.
    »Die, die ich bisher ausbildete, haben es weit gebracht«, meinte der Hüne bitter. »Einer von ihnen wurde sogar der Herrscher eines Landes.«
    Das Interesse war geweckt. »Davon musst du mir erzählen.«
    »Später einmal vielleicht«, wehrte der Leibwächter ab, die mechanische Hand formte sich klackend zu einer Faust aus Stahl. »Wie sieht es aus, Knirps? Willst du dir deine Münzen selbst wiederholen können?«
    »Wenn ich etwas gesehen hätte, wäre das alles nicht passiert«, meinte Lorin mürrisch und hielt sich den schmerzenden Bauch.
    »Du meinst, du hättest sie mit deiner Magie erledigt?«
    Waljakov erhob sich, der Brustharnisch schimmerte gleißend in den Sonnenstrahlen auf, und er kam zu ihm herüber. »Deine Magie mag gut und schön sein«, schleifend kam das Schwert aus der Hülle und bohrte sich zwischen den Beinen des Jungen in eine Lücke zwischen der Pflasterung, »aber es wird immer Zeiten geben, in der dich nur eine Klinge rettet.« Groß erschien seine künstliche Hand vor Lorins Augen. »Oder die Wucht eines ordentlichen Faustschlags.« Klickend spreizte der Leibwächter den Zeigefinger ab und klopfte damit schmerzhaft gegen die Stirn des Knaben. »Dein Verstand oder was auch immer mag in der Lage sein, unglaubliche Dinge zu tun. Aber solange dein Körper wie der einer dürren Katze aussieht, wirst du nicht alles erreichen, was du möchtest.«
    »Und was muss ich tun?«, fragte Lorin. »Ich bin schon bei Akrar in der Lehre.«
    Waljakov lächelte schwach. »Du wirst natürlich weiterhin bei dem Schmied bleiben. Das Handwerk gibt dir starke Knochen und Fleisch auf die Rippen.« Verschwörerisch blinzelte er ihm zu. »Du wirst in aller Heimlichkeit von mir unterrichtet. Ich weiß, dass es Matuc nicht gerne sehen würde, wenn ich dir den Umgang mit einem Schwert weise.« Er packte den Knaben im Genick und stellte ihn ohne sichtbare Anstrengung auf die Füße. »Du wirst nach deiner Lehre täglich bei mir vorbeikommen.« Er zeigte mit dem Daumen auf das Haus in seinem Rücken. »Eine Stunde pro Tag. Einverstanden?« »Einverstanden«, strahlte der Junge und verzog dann sein Gesicht,

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