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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Angelegenheit erledigt, Hoher Herr«, berichtete er dem Herrscher gedämpft.
    Ansatzlos zog Lodrik eine Pistole aus dem Gürtel, visierte die vorletzte Rübe an und feuerte. Die Kugel fuhr mitten durchs Zentrum und riss das Wurzelgewächs auseinander. »Meinen Dank, Mortva.« Die Gäste applaudierten wieder.
    »Er hat ziemlich geschrien, als man ihm das Brandzeichen verpasste«, erzählte der Konsultant weiter, aufmerksam die Reaktion des jungen Herrschers verfolgend, und nippte an seinem Getränk.
    Die Hand Lodriks flog an den Griff der zweiten Pistole, und für einen Moment dachte der Berater, die Mündung würde sich gegen ihn richten. Dann ruckte der Lauf herum, krachend entlud sich das Pulver, doch der Schuss ging vorbei. Es kostete den Kabcar nur eine geringe Konzentration und eine knappe Geste mit der freien Hand, und die Rübe barst unter dem Einfluss seiner magischen Kräfte. »Die Kugel benötigte etwas länger«, meinte er mürrisch. Die Damen und Herren lachten höflich und klatschten wieder. Lodrik fixierte seinen Vetter. »Erfreut Euch nicht an seinem Schmerz. Er hat zwar eine Strafe erhalten, aber ob sie gerecht war? Denn ich bin mir sicher, dass meine Tochter nicht unschuldig an den Ereignissen ist.«
    »So ein zartes Wesen? Ich bitte Euch, sie ist doch ganz ihre Mutter«, sagte Nesreca. Der Fehlschuss seines Schützlings musste nichts bedeuten, aber insgeheim fühlte er sich in seinem Verdacht, den er hegte, bestätigt.
    »Ja. Ganz ihre Mutter.« Lodrik lud die Pistolen und steckte sie gedankenverloren in den Gürtel. »Leider.«
    Tokaro erwachte durch das Brennen auf seinem Rücken. Allein das Aufrichten auf der Pritsche kostete ihn Überwindung und ließ ihn aufstöhnen. Eilig wischte er die Tränen weg, die ihm in den Augenwinkeln standen, und schaute sich um. Man hatte ihn in eine der Zellen gelegt, die Tür stand einen Spalt weit offen, durch den licht hereinfiel. Von draußen hörte er das Schnarchen seiner Wächter.
    Auf Zehenspitzen schlich er zur Tür und spähte hinaus. Tatsächlich hingen die drei Soldaten schlafend auf den Stühlen, auf dem Tisch vor ihnen standen die Reststücke des Banketts, das man ihnen gebracht hatte. Und drei leere Flaschen Wein, die wohl verantwortlich für den tiefen Schlummer waren.
    In dem Knaben brodelte es. Er fühlte sich von Zvatochna verraten und in seinen Empfindungen tief verletzt. Selbst wenn er aus Versehen ihr gemeinsames Geheimnis preisgegeben hatte, sie machte ihn vor aller Augen lächerlich und stieß ihn von sich wie einen lästigen Hund, mit dem man lange genug spielte und dessen man dann überdrüssig wurde. Ihr verdankte Tokaro es, dass er das Wappen des Kabcar auf den Schultern trug. Auch vom Kabcar, seinem Beinahe-Schwiegervater war er enttäuscht, weil er seinen besten Rennreiter einfach wie einen gewöhnlichen Dieb benandeln ließ.
    Aber wenn er schon zum Gauner geworden war, sollte sich das Brandzeichen wenigstens lohnen. Treskor hatte er ihm geschenkt, und ihn gab er gewiss nicht mehr her. Eher würde er sterben.
    So leise es ihm möglich war, verließ er die Zelle und stahl sich die Stufen zum Ausgang hinauf. Nach einigen Anläufen fand er durch die Säle und Gänge hinaus auf den Exerzierplatz. Ein sanfter Regen hatte eingesetzt und kühlte die pochende Brandwunde auf seinem Rücken.
    So recht wusste er nicht, wohin er gehen sollte, zu groß und zu weitläufig waren die Anlagen des Palastes. Daher streifte er unschlüssig die Mauern entlang, wich Patrouillen aus, bis er an eine schlichte Fassade gelangte, die man durchaus für einen Teil der Stallungen halten konnte. Ein schwacher Pferdegeruch lag in der Luft.
    Endlich fand Tokaro ein geöffnetes Fenster, durch das er unter Schmerzen hineinschlüpfen konnte. Als er durch eine unachtsame Bewegung den Rahmen mit seinem Rücken streifte, entfuhr ihm ein unterdrückter Schrei, und mit einem Ächzen stürzte er kopfüber in einen Strohhaufen. Die pieksenden Halme machten das Gefühl auf seinem geschundenen Schulterblatt nicht besser.
    Die Pferde wieherten erschrocken auf und tänzelten hin und her. Stöhnend stemmte sich der Junge auf die Beine und taumelte die Stallabteile entlang, doch seinen Hengst fand er nicht.
    Weil sich anscheinend niemand um die aufgeregten Tiere und den Lärm kümmerte, gönnte er sich einen Augenblick Ruhe und verließ den Stall, um die PferdeUnterbringungen auf der anderen Seite zu untersuchen.
    Als er einen Blick durch ein Fenster ins Innere einer

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