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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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eingelassen.« Sein Blick ließ Abscheu erkennen. »Es wundert mich, dass Angor mich leben …«
    »Nein«, unterbrach sie ihn aufsässig. »Nicht dein heldenhafter Gott hat dich gerettet. Ich bin in die Fluten gestiegen und habe dich aus dem Schlamm gezogen, genau wie ihn.« Nun wirkte sie verletzt und böse zugleich. »Euer Gott hätte euch beide im Matsch elend verrecken lassen, als die Fluten des Repol das Geeinte Heer mit sich rissen. Und wäre die Ausgestoßene nicht gewesen, ihr wärt tot.« Sie machte einen Schritt auf den Ritter zu. »Mir verdankst du dein Leben. Aber ich will nichts dafür. Denn ich würde dich immer wieder retten, wenn ich müsste. Und wenn ich mein eigenes Leben dadurch verlieren würde.«
    Nerestro lachte. »Du bist tot, oder hast du das schon vergessen? Du bist ein Ungeheuer, das Menschen frisst!«
    »Aber es ließ sich an meiner Seite sehr gut aushalten, nicht wahr?«, entgegnete sie spöttisch. »Woher kommen diese Gedanken, Nerestro? Warum stellst du unser Glück in Frage?«
    »Weil es nicht sein darf!«, schrie er sie fast an. »Und vielleicht hätte ich auf dem Grund eines Flusses enden sollen. Vielleicht wollte Angor das, weil ich ihn durch meine Taten erzürnt und mich an allem versündigt habe, was einem Ordensritter heilig sein sollte. Geh! Verschwinde!«
    Belkala musterte ihn zärtlich. »Geliebter, du redest im Wahn.«
    Entschlossen schüttelte der Krieger den Kopf. »O nein. So klar wie in diesen Augenblicken war ich schon lange nicht mehr.« Die braunen Augen wirkten hart. »Wenn ich dir sage, dass ich dich nicht mehr liebe, dass ich nichts mehr für dich empfinde und dass in meinem Herzen nichts mehr für dich übrig ist als Verachtung und Zorn, wirst du dann gehen, wie du es versprochen hast?«
    Belkala wurde unsicher. Die Hände senkten sich, und beinahe wie ein kleines Kind duckte sie sich unter den Worten des Ritters zusammen. »Ich weiß nicht …«, stotterte sie.
    »Du hast es mir geschworen, gestern Nacht, dass du mich für immer in Frieden lassen wirst«, setzte Nerestro nach. »Meine Gefühle für dich sind seit jenem Tag in Patamanza gestorben und hinterließen nichts als traurige Reste. Wut, Zorn, Enttäuschung.« Er drehte sich zu Herodin, der mit einem dunklen Husten geschlucktes Wasser aus seinem Magen beförderte. »Nun geh deiner Wege, Kensustrianerin. Wir haben nichts mehr miteinander zu schaffen.«
    Inständig hoffte der Krieger, dass sie nicht bemerkte, wie sehr er sich zu diesen Sätzen zwingen musste. Er wollte sie in die Arme schließen, sie spüren. Aber den tiefen Empfindungen standen das Gehörte und das Erlebte, die Pflicht als Angor-Gläubiger entgegen, denen er Vorrang einräumen musste. Der Zwiespalt, der in seinem Innersten rüttelte, klaffte wie eine Schlucht auf, die er nicht überbrücken konnte.
    »Wenn ihr drei Tage nach Westen geht, findet ihr eine Bauernhütte. Dort werden sie euch helfen.« Die Stimme der Kensustrianerin klang ruhig und gefasst. »Ich werde gehen, Geliebter. Dass deine Liebe für mich gestorben ist, daran kann ich nichts ändern. Aber du wirst es nicht verhindern können, dass ich dich weiterhin in meinem Herzen trage. Und auch alle Götter dieser Welt haben diese Macht nicht.« Unendliche Trauer schwang mit. »Sich im Streit zu trennen, ist nicht gut.«
    Er spürte, wie sie ihre Hand auf seine Schulter legte. Er bemerkte die Verätzungen, die sie sich bei seiner Pflege durch die cerêlische Magie zugezogen hatte. Nerestros Mund verzog sich zu seinem Strich, die Regungen in ihm drohten sein Herz zu sprengen. Doch äußerlich saß er kalt wie ein Stein vor seinem Unteranführer, den Rücken zur Priesterin gedreht.
    »Dann werde ich eben so gehen«, sagte sie leise. Ihre Schritte entfernten sich, Unterholz brach.
    Nerestro verharrte, bis er das Krachen nicht mehr hörte und die Tiere des Waldes, die vor der Kensustrianerin die Flucht ergriffen hatten, ihr Konzert erneut begannen. Dann sank er stöhnend nach hinten um und grub die Finger in die Erde.
    »Ihr habt richtig gehandelt«, sagte Herodin und richtete sich ein wenig auf. »Sie kann uns sogar noch für Eure Milde dankbar sein, dass Ihr ihr den Kopf auf den Schultern …«
    Als er den Blick sah, mit dem ihn Nerestro bedachte, schwieg er beschämt und griff nach dem Bratspieß.
    »Sie hat uns das Leben gerettet, Herodin«, meinte er nach einer Weile und presste den Waldboden in seinen Händen mit aller Kraft zusammen »Ob es alles der Wahrheit entsprach, was sie uns

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