Unter Den Augen Tzulans
das grünhaarige Ungeheuer existiert nicht mehr, Ihr seid frei. Und so entlasse auch ich Euch in die Freiheit. Geht und formiert die Hohen Schwerter neu. Aber erinnert Euch dabei immer an die Milde, die ausnahmsweise Euch zuteil wurde.« Er konnte sich den kleinen Seitenhieb nicht verkneifen.
»Ich werde veranlassen, dass man einen Tross für Euch zusammenstellt, der Euch zurück zu Eurer Burg bringen wird«, sagte der Konsultant hilfsbereit. »Ich hege keinen Zweifel daran, dass durch Euer Wirken die Hohen Schwerter glänzender und prachtvoller als jemals zuvor ins Leben zurückgeholt werden.«
Lodrik signalisierte durch ein Nicken seine Zustimmung. »Ich werde Euch außerdem ein Schriftstück mitgeben, das meine Verwalter und Gouverneure dazu anhält, Euch in allem Unterstützung zu gewähren. Nichts soll Euch im Wege stehen, Nerestro von Kuraschka. Ein Cerêler wird Euer Bein sogleich behandeln, damit Ihr nicht länger leiden müsst.«
»Bei Angor!«, entfuhr es dem neuen Großmeister, der sein Glück noch immer nicht fassen konnte. »Ich wusste von Anfang an, dass Ihr die Dunkle Zeit nicht zurückbringen werdet. Solltet Ihr jemals meine Krieger gegen Sinured benötigen, wenn das Tier versuchen sollte, Euch Schwierigkeiten zu machen, lasst es mich wissen.«
Der Kabcar lachte freundlich. »Gut, lieber Nerestro. Ich behalte Euer Angebot im Hinterkopf.« Er winkte ein paar Bedienstete herbei und gab ihnen den Auftrag, die beiden Ritter in Gemächer zu bringen. Ohne eine Eskorte und unbewacht verließen die Männer die große Halle.
Lodrik grinste seinen Vetter an; der erwiderte die lautlose Heiterkeit mit einem bösen Lächeln und dem Hochziehen der linken Augenbraue.
»Der Anfang wäre gemacht«, meinte der junge Mann zuversichtlich und klatschte in die Hände. »Ihn zu überzeugen war einfach. Doch es ist ein Zeichen, das man sehen und deuten wird.« Er wirkte sehr glücklich, beinahe euphorisch. »Wo habt Ihr immer diese Einfälle her?«
»Das ist meine Aufgabe«, antwortete der Konsultant gut gelaunt. »Damit hätten wir ihn und alle, die sich ihm anschließen, auf unserer Seite. Ein Zeichen, wie Ihr so schön sagtet. Und bald werden König Tarm und sein Sohn zurückkehren, um Ihre Fehler einzugestehen. Er meinte sogar, er wolle abdanken.« Er neigte sich nach vorne. »Zu Euren Gunsten, weil er Euch Unrecht tat.«
Lodrik starrte seinen Vetter mit riesigen Augen an. »Vom verfluchten Menschen zum König eines weiteren Landes«, murmelte er überrascht. Dann lachte er. »Meine Güte, Mortva, ich werde nach den ganzen Rückschlägen und Enttäuschungen geradezu vom Schicksal verwöhnt.«
»Nicht vom Schicksal, Hoher Herr«, widersprach der Konsultant sanft. »Von einem Gott. Der einzige, der zu Euch gehalten hat, wie Ihr einmal so schön bemerktet. Und daran wird sich auch nichts ändern.«
»Wann wird Tarm seine Abdankung bekannt geben?« Lodriks Gesicht wurde plötzlich ratlos. »Und wen setze ich als Regenten ein? Aldoreel ist groß. Ob mich die Mehrheit überhaupt anerkennt?«
»Vermutlich werden nicht alle der Adligen unbedingt die Meinung Tarms teilen«, gab Mortva ihm Recht. »Aber ich schlage vor, wir warten die ersten Reaktionen ab, bevor wir durchgreifen. Vielleicht haben wir mehr Freunde, als wir dachten.«
»Auf alle Fälle müssen wir es in den Reichen verbreiten, dass das Geeinte Heer den Angriff führte und ich allen Überlebenden in meiner Gnade Schonung gewähre«, unterstrich Lodrik, der allmählich wieder ernster wurde. »Wir werden unsere Wahrheit aufschreiben und Ausrufer, Sänger, Barden und Geschichtenerzähler auf den Weg schicken. Sie sollen dem Volk auf Ulldart begreiflich machen, dass ich nicht für die Dunkle Zeit stehe. Friede und Wohlstand sollen herrschen.« Er nahm sich ein Glas mit Branntwein. »Zumindest bei denen, die mich achten und respektieren. Allen anderen werde ich dermaßen in den Hintern treten, dass sie von meinem Kontinent fliegen.« Mortva lächelte kurz, als er die Formulierung hörte.
Der dunkle Alkohol floss in seinen Mund, genießerisch schloss der Kabcar die Augen. »Der Winter wird uns eine Zeit der Ruhe verschaffen. In den Stuben und Wirtschaften werden meine Sänger zu hören sein, und wenn der Frühling naht, ist die Saat aufgegangen, die ihnen in die Ohren gestreut wurde.«
»Und was machen wir, wenn der Sommer naht, Hoher Herr?«, wollte der Konsultant wissen.
»Dann«, Lodrik kippte den Rest des Getränks in die Flammen, die augenblicklich
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