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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Kabcar kalt. Mortva schien verblüfft über das Wissen zu sein. »Ihr seht, ich kenne die Vergangenheit der Kathedrale.« Die blauen Augen sahen den Ratgeber plötzlich misstrauisch an. »Sollte das eben der Versuch gewesen sein, Dinge hinter meinem Rücken in die Wege zu leiten?« Er nahm die Zeichnung an sich. »Ich danke Euch für die Vorarbeit, Mortva, aber ich sehe mir das lieber selbst in aller Ruhe an.«
    Der Konsultant verneigte sich. »Es tut mir Leid. Ich wollte nichts ohne Euer Einverständnis tun, vielmehr hatten die Baumeister eine optische Auflockerung im Sinn. Ich lasse das sofort ändern, wenn Ihr wollt.«
    »Wer hat etwas von ändern gesagt?« Lodrik lächelte. »Ich denke, man sollte dieses Loch nur nicht so offenkundig bloßlegen.« Er warf den Plan über den Ankleidetisch, orderte Tinte und Federkiel, um mit einigen Strichen und Anmerkungen eine Abwandlung vorzunehmen. »Seht Ihr, wenn man verschiebbare Bodenplatten einrichtet, kann man die Öffnung nach Belieben schließen.« Der Kabcar rollte das Papier zusammen und reichte es einem Diener. »Die Veränderungen sollten vorsichtig vorgenommen werden, wenn es um den Glauben der Tarpoler geht. Tzulan wird noch früh genug auf seine Kosten kommen. Aber davor muss er mir noch einige Dienste erweisen«, sagte er, als der Lakai das Zimmer verlassen hatte. »Und in Zukunft, da bin ich mir sicher, werdet Ihr mich über alles in Kenntnis setzen, was Ihr tut.« Er ging zur Tür. »Und nun lasst uns die einfachen Untertanen glücklich machen. Sind die Schmiede mit der Arbeit fertig geworden?«
    Der Berater nickte und begleitete den Kabcar im Kreise der Leibwachen zum Ausgang, wo die Kutsche wartete, die sie zum ehemaligen Ulldraeltempel bringen würde. »Hoher Herr, wir haben übrigens wichtige Dinge vom geläuterten Geheimen Rat in Erfahrung bringen können. Der Obere sprach davon, dass die Klöster zersprengte Truppen von Arrulskhân Unterschlupf gewähren.«
    »Sieh an«, murmelte Lodrik. »Daher hatte der Gerechte gleich mehrfach Gründe, seinen Diener zu sich zu rufen.« Er stieg die Treppe hinab und setzte sich in den Vierspänner, Mortva nahm ihm gegenüber Platz. »Bevor sie sich sammeln und in ihrer Verzweiflung einen Angriff wagen, möchte ich, dass die Gouverneure die Niederlassungen durchsuchen. Jeder Mönch, der seine Gebete und Litaneien nicht auswendig kennt, soll auf der Stelle gefangen genommen werden. Um die Selektion, sollten sich Unschuldige darunter befinden, kümmern wir uns später. Wenn die Robenträger sehen, dass es allen an den Kragen gehen soll, verraten sie die Borasgotaner ohnehin von selbst.« Das Gefährt rollte an und machte sich auf den Weg. »Gibt es etwas Neues?«
    »Unsere Stoßtruppen, die wir rechtzeitig zum Frühjahr im Sicherheitsgürtel zusammengezogen haben, stehen bereit, um auf eine Nachricht hin mit der Eroberung von Borasgotan zu beginnen«, berichtete der Konsultant zufrieden. »Und mit den neuen Erkenntnissen wird es ein Leichtes sein, diese Eroberung zur Abwendung neuerlicher Gefahr aus dem Osten zu rechtfertigen.«
    »Das sehe ich genauso.« Lodrik zog die Handschuhe fester. »Haben wir nun endlich die neuen Waffen parat, um etwas gegen die Festungen zu unternehmen? In eine solche wird sich der wahnsinnige Arrulskhân doch mit Sicherheit zurückziehen, wenn meine Truppen anrücken. Auf langwierige Belagerungen will ich mich nicht einlassen.«
    »Wir haben«, beruhigte Mortva lächelnd. »Sie ist fertig und verladen.«
    »Sehr schön. Es läuft wunderbar.« Er lehnte sich in die Polster und versuchte, sich vor seinem Auftritt noch etwas zu entspannen. »Haben wir Nachrichten von der Verbotenen Stadt?«
    Der Konsultant sah ein wenig unglücklich aus. »Nun, die Schäden, die Hetrál damals mit seinem Überfall anrichtete, sind behoben, die Arbeiten zur Errichtung gehen weiter, nur …«
    »Was?«, forschte Lodrik ungehalten nach. Seine Miene verfinsterte sich.
    »Die Turîten waren es lange Zeit gewohnt, dass ihr König ihnen ein Kopfgeld für die Bestien zahlte. Es wird lange dauern, bis sie sich daran gewöhnen, es nun mit Verbündeten zu tun zu haben, die man nicht auf der Stelle angreift, wenn sie auftauchen. Viele Menschen lebten von der Jagd auf die Bestien, Hoher Herr.« Der Mann mit dem Silberhaar seufzte. »Glaubt mir, Hoher Herr, ich habe mir selbst schon den Kopf darüber zerbrochen, was man tun kann.«
    »Nichts«, schätzte der Kabcar nach kurzem Schweigen. »Sie müssen sich daran gewöhnen.

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