Unter Den Augen Tzulans
Palestan wollte Euch, hoheitlicher Kabcar, nur daran erinnern, dass wir als Freunde von Tarpol zu betrachten sind.«
Lodrik lauschte aufmerksam. »Es freut mich ungemein, dass die Kaufleute diese Haltung mir gegenüber eingenommen haben. Auch wenn ich die Selbstlosigkeit anzweifle, die Ihr mir da eben verkaufen wollt, Commodore Tezza.«
Der Palestaner grinste. »Ihr seid jung, dennoch ein weiser Staatsmann durch und durch. Und weil Ihr und wir die notwendige Weitsicht besitzen, was die Zukunft des Kontinents angeht, sollten wir unsere Visionen von einem veränderten Ulldart abstimmen.«
»Abstimmen?«, fragte der Kabcar überrascht. »Ihr meint, ich soll Euch sagen, was ich noch alles zu tun gedenke?«
Tezza verneigte sich im Sessel. »Nein, natürlich wollen wir keine Einzelheiten wissen, hoheitlicher Kabcar. Aber man könnte manche Visionen im Einklang miteinander verwirklichen.«
Nun war das Interesse von Mortva und Lodrik gleichermaßen geweckt, was der Palestaner sehr wohl zur Kenntnis nahm.
Um seinen nächsten Auftritt besser wirken zu lassen, griff er in aller Seelenruhe zu dem Glas Fruchtwein, das ein Livrierter gebracht hatte. Die anderen beiden Männer ließen sich durch das Gehabe des Kaufmanns nicht aus der Reserve locken, sondern warteten ab.
»Der Kaufmannsrat möchte dem Kabcar eine Offerte unterbreiten«, begann Tezza. »Seht Ihr, wir fügen uns in das Unvermeidliche. Und das Unvermeidliche ist, unserer Meinung nach, dass Ihr demnächst auch noch Hustraban in Euren Besitz nehmen werdet. Das Bemerkenswerte an der Sache ist, dass Ihr dabei keineswegs die Dunkle Zeit zurückbringt, wie viele uns das glauben machen wollten. Ihr bringt Veränderungen der erfreulichen Art für das geknechtete Volk, und wie mir scheint, werdet Ihr zumindest in Borasgotan und Hustraban eher freundlich als feindselig aufgenommen, würdet Ihr einmarschieren.« Der Commodore nahm das Glas in die Hand und spielte damit herum. »Ihr seid der Günstling der Götter, hoheitlicher Kabcar. Und um diese Tatsache kommt niemand herum.«
»Und da denkt Ihr Euch, Ihr begebt Euch rechzeitig auf meine Seite«, vollendete der junge Mann den Gedankengang, wobei er eine gewisse Erheiterung nicht verbergen konnte und wollte. »Ihr seid in der Tat weitsichtig. Habt Ihr keine Angst, dass Ihr Euch unbeliebt bei den anderen Reichen macht?«
Tezza lachte gequält. »Seit Telmaran sind wir bereits unbeliebt. Es würde sich nichts daran ändern.«
»Nun, welchen Vorteil brächte es uns dann, wenn wir mit einem Land einen Pakt oder etwas Ähnliches eingingen, das nicht eben gerne gelitten ist?«, hakte Mortva ein.
»Schiffe«, entgegnete der Commodore. »Was auch immer Ihr jetzt, in ferner oder naher Zeit beabsichtigt, Ihr hättet auf einen Ruf hin die Zahl von Booten parat, die Ihr benötigt. Und uns würde dabei nicht interessieren, was wir transportieren, wenn Ihr versteht, was ich meine.« Er stellte das Glas zurück. »Es wäre uns ein Leichtes, Truppen, Versorgungsgüter und anderes zu verschiffen. Es könnte ein unglaublicher Vorteil sein, hoheitlicher Kabcar, wenn Eure Leute nicht nur von Westen angreifen könnten.«
So schnell wendete sich das Blatt. Lodrik imponierte die Unverfrorenheit, mit der der Palestaner die Mithilfe bei einem offenen Krieg anbot. »Danke, Commodore Tezza, aber ich habe bereits die Wasserfahrzeuge, die ich benötige.«
Der Unterhändler roch an seinem Taschentuch, sah dann an die Stuckdecke und legte danach den Kopf etwas schief. »Allerhoheitlichster Kabcar, die Schiffe, die von Euren Verbündeten aus Tzulandrien stammen, mögen gut sein, wenn es durch einfache Gewässer geht. Aber ich spreche vom nördlichen Meer. Nur wir sind in der Lage, durch die größtenteils vereisten Flächen zu manövrieren. Und nur wir kennen Fahrrinnen, die von warmen Strömungen freigehalten werden, selbst im tiefsten Winter. Ich habe die Berichte über die Schiffsbauweise Eurer Verbündeter gelesen, und Ihr werdet zu dem gleichen Schluss gekommen sein wie ich, hoheitlicher Kabcar. Für solche Unternehmungen sind sie nicht geeignet.«
Mortva und Lodrik wechselten einen schnellen Blick. Der Vorschlag war verlockend und legte völlig neue Möglichkeiten offen, um den Nachbarn im Osten schneller in die Knie zu zwingen und vielleicht sogar Hustraban zu überraschen, sollte es notwendig sein. Als sein Konsultant beinahe unmerklich nickte, war der Entschluss des jungen Mannes bereits gefallen. Doch es ging nun darum, Näheres zu
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