Unter Den Augen Tzulans
gebe ich Rundopâl einen hervorragenden Grund, meinem Territorium beizutreten. Sie werden ein entsprechendes Interesse haben, dass ihre Fischwaren mindestens genauso günstig über die Straßen rollen. Da die Ontarianer freiwillig wohl nicht aus Rundopâl weichen werden, ist der Beitritt eine vernünftige Lösung. Ich werde einen entsprechenden Vorschlag an den Hof schicken.«
»Hervorragend!«, rief Mortva beeindruckt. »Eure Konzeptionen hören sich sehr gut an. Vielleicht gibt es bald noch einen Grund, dass sich die Fischköpfe gerne Tarpol und den von Euch mitregierten Reichen anschließen, wer weiß.« Der Konsultant dachte an die von ihm organisierten »Räuberbanden«, die allmählich mit ihrem Werk in den anderen Ländern beginnen würden.
»Wisst Ihr schon wieder mehr als ich?«, fragte Lodrik mit scherzhaft drohendem Unterton.
»Nein, Hoher Herr. Es wird nur gelegentlich von Banditen berichtet, die nun die mehr oder weniger schutzlosen Reiche heimsuchen. Ihr habt die Besten der Wehrhaften bei Telmaran vernichtet. Auch wenn Ihr in Eurer Gnade allen Generalpardon gewährt habt, die gegen Euch ritten, die Toten eilen nicht herbei, um ihre Freunde und Dörfer zu beschützen.« Er lächelte listig. »Und ich bin mehr als überzeugt, dass sich das ein oder andere Reich, das ein oder andere Fürstentum an den Kabcar wenden wird, damit er mit seinen Truppen für Ordnung im Land sorgt.«
Der junge Herrscher nickte zufrieden. »Wenn sie das so wollen, werde ich kommen. Und mir die Dienste teuer bezahlen lassen.«
Die Räder der Kutsche kamen zum Stehen, der Kabcar und sein Ratgeber stiegen aus und begaben sich ohne Aufenthalt in den Audienzsaal, wo eine Abordnung der Seekaufleute schon wartete.
Die »Abordnung« bestand aus einem einzigen Mann. Gekleidet war der Unterhändler in die typischen protzigen Röcke, Westen und Beinkleider aus bestem Brokat, die Farben Rot und Gelb dominierten stark, Schwarz diente dezent als Kontrastgeber. Auf dem Kopf saß eine schwere Weißhaarperücke, der Dreispitz mit dem aufwändigen Federschmuck klemmte unter dem rechten Arm. Als der Herrscher und Mortva eintraten, verneigte sich der Palestaner.
»Ich grüße den hoheitlichen Kabcar von Tarpol und Tûris, designierter Thronfolger von Aldoreel und Befreier von Borasgotan«, begann er seine Ansprache, der er einen formvollendeten Kratzfuß vorwegschickte. »Mein Name ist Fraffito Tezza, Commodore der palestanischen Flotte und diplomatischer Gesandter des Kaufmannsrates sowie des Königs, seiner Majestät Puaggi.«
»Sehr erfreut«, sagte Lodrik und setzte sich an den kleinen Tisch nahe des Fensters. Mit einer einladenden Handbewegung bot er dem Kaufmann einen Platz an, sein Konsultant wählte sich den Stuhl zwischen ihnen. »Da wir nur sehr wenige sind, seid Ihr mit der ungezwungenen Art, mit der wir in die Verhandlungen einsteigen, sicherlich einverstanden.« Tezza zückte ein Taschentuch und wedelte ehrerbietig seine Zustimmung. »Fangen wir an mit dem Wichtigsten.«
»Und das wäre, hoheitlicher Kabcar?«, fragte der Commodore neugierig. Noch wusste er nicht, wie er den blonden jungen Mann vor sich einschätzen sollte. Der Kaufmannsrat hatte ihn von dem Kabcar und vor allem vor dem Ratgeber gewarnt. Die blauen Augen des wohl mächtigsten Regenten Ulldarts wirkten äußerst energisch, die Körperhaltung vermittelte Entschlossenheit. Aber was sollte man anderes von einem Herrscher erwarten, der in kürzester Zeit sein Reich gerettet und noch dazu demnächst verdoppelt und verdreifacht haben würde? »Das wollte ich von Euch wissen«, meinte Lodrik. »Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was die Kaufleute von mir wollen.« Er zog an der Klingelschnur, um Erfrischungen bringen zu lassen. »Aber zunächst verratet mir, weshalb sich Eure Soldaten in Telmaran zurückgezogen haben. Hattet Ihr als Einzige eingesehen, dass es nicht rechtens war, sich gegen mich zu stellen?«
»So etwas in der Art, hoheitlicher Kabcar«, bestätigte Tezza, den die unterschiedlich farbigen Augen Mortvas, die forschend auf ihm ruhten, etwas unbehaglich werden ließen. »Sagen wir einfach, das palestanische Volk war der Auffassung, dass die Sache mit dem Geeinten Heer nicht ausgegoren war. Es dauerte eine gewisse Zeit, bis sich der Kaufmannsrat und der König dazu entschlossen, aus den Vorbereitungen, die unweigerlich auf eine Konfrontation mit Euch hinauslaufen würden, auszusteigen. Unsere Erkenntnis rettete zehntausend Männern das Leben. Und
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