Unter Den Augen Tzulans
erfahren.
»Die Palestaner haben noch nie ein Angebot gemacht, wenn sie sich nicht selbst etwas davon versprechen würden«, stellte der Kabcar fest. »Eure Forderungen, was die Zahlung von Waslec für einen solchen Dienst anbelangt, wird alles da Gewesene übersteigen, nicht wahr?«
»Das würden wir nicht wagen, Geld von Euch, dem Günstling der Götter, zu nehmen.« Tezza täuschte Empörung und Verwunderung vor. »Es wäre nur ein Austauschen von Gefälligkeiten.«
»Und wie groß kann eine Gefälligkeit sein, die etwas Vergleichbares wie Eure Transportdienste sein soll?«, wollte Mortva wissen, während er sich mit einer Hand durch die silbernen Haare strich.
Der Commodore lächelte. »Leider, leider sind wir nicht die Einzigen, die Seehandel betreiben.«
»Die Agarsiener verderben Euch seit Jahrhunderten im Süden ein wenig das Geschäft«, erinnerte sich Lodrik. »Sogar mit Erfolg.«
»Und es wäre sehr schön, wenn sich das in den nächsten Jahren ändern würde. Bringt dem agarsienischen Volk die gleiche Freiheit, wie Ihr sie in Borasgotan verbreiten werdet.«
Die Augen des Kabcar wurden zu schmalen Schlitzen. »Wisst Ihr, was Ihr mir da gerade ans Herz legt? Ihr hetzt mich gegen ein Reich auf.«
Tezza wedelte wieder ehrfürchtig mit dem Tuch. »Aber, hoheitlicher Kabcar, es ist ein Land, das Truppen in Telmaran gegen Euch sandte.« Er legte die Fingerspitze auf die eigene Brust. »Wir dagegen haben uns aus Prostest gegen die Vorgehensweise der anderen zurückgezogen und hätten uns an keinem einzigen Angriff gegen den Kabcar beteiligt. Unter diesen Vorzeichen treten wir nun an Euch heran.«
»Ich weiß, die Stärke des palestanischen Volkes liegt auf der See, nicht auf der Landkarte«, schaltete sich Mortva ein. »Angenommen, wir würden zustimmen: Zwischen Eurem Rivalen und Aldoreel, das bald zu unserem Staatenverbund gehört, befindet sich immer noch Serusien. Wie würdet Ihr einen Durch- oder Einmarsch rechtfertigen?«
»Glaubt Ihr allen Ernstes«, sagte Tezza, »dass es sich im Moment auch nur ein Reich erlauben kann, Euch die Stirn zu bieten? Das wäre so, als würde man Sinured gegen einen Cerêler kämpfen lassen. Außerdem hat keiner von Euch verlangt, dass Ihr alles stehen und liegen lassen sollt, um in Agarsien die Kontore zu schließen. Wie ich schon anfangs sagte, es soll ein Pakt auf Dauer sein, nichts Kurzlebiges.«
»Wir werden Euer Angebot nicht vergessen«, sagte Lodrik und gab dem Unterhändler damit zu verstehen, dass die Unterredung sich dem Ende zuneigte. »Geht mit der Gewissheit nach Hause, dass der Kabcar sich Eurer erinnern wird. Und zwar schon bald. Rechnet im Sommer mit einer Entscheidung, Commodore Tezza. Und ich denke, dass Palestan und Tarpol so etwas wie eine gemeinsame Zukunft haben werden.«
Der junge Herrscher stand auf, der Commodore folgte seinem Beispiel und verneigte sich wieder so tief, dass die Locken der Perücke die Schnallen der Spitzschuhe berührten, dann verschwand er mit zahlreichen Bücklingen nach draußen.
»Natürlich werden wir diese Gelegenheit beim Schopf packen«, erklärte der Kabcar seinem Konsultanten, sobald sich die Tür geschlossen hatte. »Mit dieser Möglichkeit nehmen wir die Borasgotaner in die Zange und knacken ihren letzten Widerstand, den sie im Osten zusammenziehen wollten, wie eine morsche Nuss.«
Mortva legte den Kopf in den Nacken und betrachtete wie Tezza die Gipsarbeiten an der Decke. »Und nehmen uns bei Gelegenheit die Agarsiener vor? Hoher Herr, das können wir uns noch nicht erlauben.«
»Das sehe ich genauso, werter Vetter«, stimmte Lodrik zu. »Und ich sehe auch keinen Grund, etwas gegen sie zu unternehmen. Die Schaffung eines Monopols ist das Letzte, was ich mir wünsche. Es wird schon genug Ärger geben, bis wir die Macht der Ontarianer zerschlagen haben. Bis wir das Ziel nicht erreicht haben, werde ich mich hüten, den Palestanern genau das zu ermöglichen, mit dem uns die Fernhändler zu lange im Griff hatten. Ich werde sie so lange kostenlos ausnutzen, wie sie es mir gestatten.« Er schenkte sich den letzten Rest Fruchtwein ein und öffnete die Knöpfe seiner Uniform. »Und nun werde ich mich um meine Aufgabe als Oberer des Ulldraelordens kümmern. Ich denke, dass es durchaus an der Zeit ist, die Lehren des Gerechten etwas zu modifizieren, im Sinne einer neuen Bescheidenheit, wie sie beim Orden durchaus angebracht ist. Wir sehen uns nachher beim Abendessen, Mortva.«
Der junge Herrscher räumte den
Weitere Kostenlose Bücher