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Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fleur McDonald
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»Und weißt du, Han, es kommt mir fast vor, als hätte das Methode, als hätte irgendwer es auf mich abgesehen, um mir eine Scheißangst einzujagen. Aber das kann nicht sein. Mein Arzt meint, ich hätte eine sogenannte posttraumatische Belastungsstörung. Was er mir erklärt hat, klingt logisch, zum Beispiel dass ich mich in die Arbeit gestürzt habe, ohne mir die Zeit zu nehmen, richtig zu trauern, oder dass ich meine Gefühle unterdrückt habe. Das ist alles wahr, und du glaubst nicht, wie sehr ich mir wünsche, dass es nicht wahr wäre. Aber hey«, sie stieß ein trockenes Lachen aus, »was ist schlimmer? Ein posttraumatisches Stresssymptom oder den Verstand zu verlieren?
    Außerdem, nicht zu vergessen, war die finanzielle Situation ziemlich schwierig, als ich nach Mums Tod auf die Farm zurückgekehrt bin. Trotzdem habe ich es geschafft. Ich hätte aber nie gedacht, dass es so anstrengend wird.
    Dads Tod beschäftigt mich ziemlich oft. Im Nachhinein weiß ich, dass er mit der Situation nicht zurechtkam. Keine Ahnung, ob er an einer richtigen Depression litt, aber das ist gut möglich. Und ich war so schrecklich zu ihm, Hannah! Ich hatte überhaupt kein Verständnis für ihn. Ich war so besessen davon, Kyleena zu retten, dass ich null Rücksicht auf seine Gefühle genommen habe. Du ahnst nicht, wie sehr ich mich für mein Verhalten damals schäme.
    Dabei fing Dad gerade an, aus seinem Schneckenhaus herauszukommen, als er plötzlich starb. Wir hatten uns endlich wieder ein bisschen angenähert. Weiß auch nicht, das ist schwer zu erklären.
    Und jetzt soll ich diese verdammten Tabletten nehmen. Antidepressiva. Das passt mir nicht. Ich möchte mein Leben gerne ohne Psychopharmaka auf die Reihe kriegen. Ich bin ja nicht labil.«
    Hannah unterbrach Amandas Redefluss. »Okay, du hast jetzt mal Sendepause. Erstens, Antidepressiva zu nehmen, bedeutet nicht, dass du labil bist, sondern ganz im Gegenteil, dass du stark genug bist, um dir helfen zu lassen, wenn du es nötig hast. Depressionen, posttraumatische Störungen und so weiter sind anerkannte Krankheiten. Die nervliche und seelische Belastung, der du in den letzten Jahren ausgesetzt warst, hat zu einem chemischen Ungleichgewicht in deinem Gehirn geführt. Hat dir das der Arzt nicht erklärt?
    Manchmal benötigt der Körper Hilfe, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Diese kleinen Pillen helfen dir. Ich weiß das aus erster Hand. Einer deiner besten Freunde musste eine Zeit lang Psychopharmaka nehmen. Wetten, du kommst nie darauf, wen ich meine.«
    Amanda fragte sofort: »Wen denn?«
    »Jonno.«
    »Jonno? Ernsthaft? Wie das?«
    »Heute nimmt er keine Tabletten mehr, aber früher, in der zwölften Klasse … Du weißt doch, dass Jonno und ich in unserem letzten Schuljahr aufs Internat geschickt wurden. Das war damals eine gewaltige Umstellung für uns beide. Wir mussten uns in eingespielte Gruppen integrieren. Wir mussten Freundschaften knüpfen zu Leuten, die genug Freunde hatten. Die meisten unserer Mitschüler waren seit der achten Klasse zusammen auf dem Internat. Und du weißt ja, wie das ist mit siebzehn: Jeder vermeintlich schräge Blick wird persönlich genommen, jeder Pickel ist eine mittlere Katastrophe, und alle anderen sind nur dazu da, um einem das Leben schwer zu machen.
    Jedenfalls gingen die anderen Jungs mit Jonno nicht gerade zimperlich um. Er war ja schon immer ein eher ruhiger Typ, der lieber liest, als irgendeinem Ball hinterherzujagen. Das machte ihn zum Außenseiter.
    Hinzu kam sein Heimweh. Ich weiß, Jonno macht den Eindruck, als wäre er ein harter Kerl, aber er hat einen sehr weichen Kern. Er war mit der ganzen Situation überfordert. Er musste ein Jahr Psychopharmaka schlucken, bevor er die Tabletten wieder absetzen konnte. Und natürlich nicht von jetzt auf gleich, weil man solche Medikamente ausschleichen muss. Aber sieh ihn dir heute an. Darum macht er sich ja solche Sorgen um dich. Er kennt die Symptome aus eigener Erfahrung.
    Was die Sache mit deinem Dad betrifft, das ist ein bisschen schwieriger. Du musst öfter darüber reden. Die Pillen helfen gegen die körperlichen Symptome, aber es ist auch wichtig, dass du dir deine dunklen, verborgenen Gefühle von der Seele redest.« Sie seufzte. »Sorry, ich klinge bestimmt wie eine Psychotante, aber ich kenne mich ein bisschen aus damit.«
    »Ich hatte ja keine Ahnung«, sagte Amanda, die augenblicklich ihre eigenen Sorgen vergaß. »Ich meine, ich habe Jonno unheimlich gern, und daran

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