Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
Mund und spürte, wie er seine Arme fester um sie schlang. »Ich brauche einfach noch ein wenig Zeit, Ade«, sagte sie ruhig. »Bitte, gib mir nur noch ein paar Wochen, bis es mir wieder besser geht, und dann reden wir, versprochen.« Sie löste sich sanft aus seiner Umarmung.
Hannah ließ sich auf der Couch nieder und streckte die Hand aus nach der Tasse Kakao, die Amanda ihr reichte.
»Es ist sehr schön, wieder hier zu sein«, sagte sie. »Echt toll, mal aus der Stadt herauszukommen und seinen eigenen Gedanken nachhängen zu können! Versteh mich nicht falsch, ich liebe Sydney und das geschäftige Treiben, aber trotzdem genieße ich die Ruhe und den Frieden hier.«
»Hört sich an, als wäre Sydney einen Besuch wert«, sagte Amanda.
»Dir würde es dort sicher gefallen, Mandy. Die vielen Kinos und Theater … oh, und es gibt die unglaublichsten Lokale…«
Während ihre Freundin von einem neuen Thai-Restaurant zu schwärmen begann, ruhte Amandas Hand auf dem Fotoalbum, und sie überlegte, ob sie Hannah das Bild zeigen sollte – und die Briefe, die sie im Schrank versteckt hatte.
Sie holte tief Luft, klappte das Album auf, nahm das Foto heraus und hielt es Hannah vor die Nase.
Hannah unterbrach sich mitten im Satz. »Was ist das?«, fragte sie und streckte die Hand danach aus. »Oh, eine alte Aufnahme von dir und deinem Vater! Er sieht total glücklich und stolz aus. Da ist ja auch deine Mutter im Hintergrund. Ein sehr schönes Bild, Mandy.«
»Dreh es mal um«, sagte Amanda mit erstickter Stimme.
Hannah warf ihr einen sonderbaren Blick zu, gehorchte aber.
»Ich verstehe nicht … Oh, Scheiße, das ist nicht dein Geburtsdatum, oder?«
»Nein. Ich bin erst zwei Jahre später auf die Welt gekommen.«
»Wer ist dann das Baby?«
Amanda hob hilflos die Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Offenbar mein Bruder oder meine Schwester.«
»Hast du mal Nachforschungen angestellt und deine Tante Diane gefragt oder sonst jemanden? Oder hast du im Nachlass deiner Eltern eine Geburtsurkunde gefunden? « Hannah las erneut das Datum und wendete das Foto dann wieder, um es genauer zu betrachten.
»Nein«, antwortete Amanda leise. »Ich konnte nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es wissen will.«
Hannah sah ihre Freundin mitfühlend an. »Vielleicht nicht jetzt, aber später. Und dass deine Eltern dir nichts von dem Baby erzählt haben, bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie Geheimnisse vor dir hatten. Was auch immer aus diesem Kind geworden ist, vielleicht war es zu schmerzhaft für sie, um darüber zu reden.«
Amanda schluckte. »Ich muss dir noch was zeigen«, sagte sie. »Bin gleich wieder da.« Sie ging ins Schlafzimmer und schaltete die Deckenlampe an. Warmes Licht breitete sich in ihrem ehemaligen Kinderzimmer aus, wo ihr Teddy immer noch auf ihrem Bett zwischen den Kissen saß. Adrian konnte nicht verstehen, warum sie nicht in das Schlafzimmer ihrer Eltern umgezogen war, aber das konnte sie nicht. Jedes Mal, wenn sie es betrat, kam sie sich vor wie ein Eindringling.
Amanda hatte keine einzige Schublade aufgezogen oder irgendwo hineingesehen, was nicht ihr gehörte.
Sie öffnete ihren Kleiderschrank, stieg auf einen Stuhl, tastete in das oberste Fach und nahm einen kleinen Karton heraus. Sie konnte es teilen. Sie musste es nicht für sich behalten.
Wieder zurück vor dem Kaminfeuer, begann Amanda ihre Geschichte.
»Nach Dads Tod habe ich mich nur noch auf die Farm konzentriert und auf nichts anderes. Ich wollte nichts denken oder fühlen, ich wollte nur meine Arbeit erledigen, um mich abzulenken. Das erste Jahr verging so schnell, dass mir Dads Todestag erst bewusst wurde, als ich einen Scheck ausfüllte und das Datum eintrug. Erst da machte es klick. Es war auf den Tag genau ein Jahr her, dass Dad verschwunden war. Jedenfalls ging ich zum Briefkasten an der Straße, um den Scheck einzuwerfen. Das rote Fähnchen war hochgestellt, was mich stutzig gemacht hat, weil an diesem Tag normalerweise keine Post kam. Und es lag tatsächlich ein Brief darin.« Amanda unterbrach sich, atmete tief durch und nahm einen Umschlag aus der Schachtel. »Offenbar hat ihn der Absender selbst eingeworfen.«
Hannah streckte die Hand nach dem Brief aus, aber Amanda war noch nicht fertig. »Ich war geschockt, als ich ihn gelesen habe. Ich war mir sicher, dass es sich um einen üblen Scherz handelte.
Im Jahr darauf, als der zweite Todestag näher rückte, wurde ich etwas nervös. Aber die Woche verstrich, ohne dass etwas
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