Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
wird sich auch nie etwas ändern, aber … das hätte ich nie gedacht.«
»Nun, es ist ja längst vorbei, und wenn du dein Problem so angehst wie Jonno, wirst du bald wieder die Alte sein. Du darfst dich nicht so gegen die Tabletten sträuben. Versuch es einfach, du wirst sehen, was es bringt.«
»Ich habe aber das Gefühl, als könnte ich es auch so hinkriegen«, wandte Amanda ein. »Als wäre ich nicht angewiesen auf fremde Hilfe. Als würde ich versagen, wenn ich meine Probleme nicht meistern kann ohne Medikamente!«
»Ich weiß. Das ist normal, bis du die Kontrolle über dein Leben zurückgewinnst. Und dabei helfen dir diese Tabletten.«
Sie unterhielten sich noch etwas länger, bis Amanda sagte: »Okay, lass uns Schluss machen. Trotzdem fühle ich mich jetzt ein wenig besser. Ich muss meine Pillen nehmen.«
»Braves Mädchen! Du schaffst das.«
»Danke, Hannah. Du bist einfach klasse.«
»Ich weiß.«
»Und bescheiden dazu. Ich werde Adrian sagen, er soll heute Nacht zu Hause schlafen. Ich denke, ich komme auch ohne ihn klar.«
»Ja, bestimmt. Aber hör zu, du darfst nichts überstürzen. Wenn du den Eindruck hast, du kommst heute Nacht alleine zurecht, dann warte bis morgen, bevor du Adrian wegschickst. Wenn du die Sache zu schnell angehst, könnte es sein, dass du einen Rückfall erleidest. Oh, und keinen Alkohol, solange du die Tabletten nimmst, okay?«
»Was bist du? Meine verdammte Ärztin oder was?«
Hannah lachte. »Hör zu, du kannst mich jederzeit anrufen. Wenn es sein muss, auch mitten in der Nacht. Melde dich einfach, und wenn du mit mir nicht reden magst, es gibt eine Hotline, an die kannst du dich anonym wenden. Die Leute von Beyond Blue sind super, die helfen dir weiter.«
»In Ordnung, Han. Wir hören uns bald wieder.«
»Mandy?« Ihre Freundin zögerte. »Pass auf dich auf, okay?«
Nachdem Amanda aufgelegt hatte, betrachtete sie misstrauisch die Medikamentenschachtel, die vor ihr lag. Dann nahm sie eine Tablette heraus und schluckte sie.
Kapitel 34
A drian, ich komme alleine zurecht, wirklich. Außerdem kommt Hannah bald. Und ich bin mir sicher, dass du auf Paringa dringender gebraucht wirst.«
»Ich schaue ja ohnehin täglich dort vorbei. Ich bin gerne hier, Mandy. Ich hoffe ja, je mehr Zeit wir miteinander verbringen, desto mehr Gefallen findest du daran, mich immer um dich zu haben!« Er schenkte ihr ein Lächeln.
Amanda erwiderte es flüchtig. »Vielleicht hast du recht. Aber im Moment brauche ich einfach etwas Zeit für mich, um alles zu verarbeiten, was der Arzt mir gesagt hat. Ich möchte mich ein wenig in das Thema einlesen und Strategien entwickeln.«
Amanda war so müde, dass sie nur noch den Wunsch hatte, dass Adrian verschwand, damit sie ins Bett gehen konnte. Seit vier Tagen nahm sie die Tabletten, und mittlerweile konnte sie etwas besser schlafen. Aber das war erst ein Anfang. Seit dem Gespräch mit Hannah verbrachte Amanda viel Zeit vor dem Kaminfeuer, wo sie in die Glut starrte und sich fragte, wie lange es dauern würde, diese »Sache« wieder loszuwerden. Trotz ihrer großen Erleichterung darüber, dass der Arzt etwas festgestellt hatte, schien sie zugleich ihre Energie und ihren Antrieb verloren zu haben. Sie wünschte, sie könnte einfach sagen »Hau ab!«, und ihre Angst würde verschwinden, aber das war sehr unwahrscheinlich. Wenigstens hatte sie etwas, auf das sie sich freuen konnte: Einen Tag nach ihrem Telefonat hatte Hannah ihr gemailt, dass sie für ein paar Tage zu Besuch kommen würde.
Adrian sah sie nachdenklich an. »Ist das dein Ernst?«, fragte er.
Amanda blinzelte und versuchte sich zu erinnern, was sie eben gesagt hatte. »Äh, was meinst du?«, entgegnete sie vorsichtig.
»Dass du, wenn du deine Depression überwunden hast, mich vielleicht die ganze Zeit um dich haben möchtest?«
Er breitete die Arme aus, und Amanda hatte plötzlich das Bedürfnis, sich fallen zu lassen. Sie hielten sich umschlungen, bis Adrian ihr sacht unter das Kinn fasste und es hob.
»Ich liebe dich, Mandy. Ich möchte mein restliches Leben mit dir verbringen.«
Amanda sah in das vertraute Gesicht, musterte die dunkelbraunen Augen und die Stirnfransen, die kleine Narbe über seiner linken Augenbraue. Adrian strahlte Beständigkeit und Verlässlichkeit aus. Wäre sie nicht verrückt, ihn gehen zu lassen?
Aber irgendetwas – sie wünschte, sie wüsste, was es war – ließ sie zögern.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, streifte mit ihren Lippen seinen
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