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Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Titel: Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reimund J. Dierichs
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im Teenageralter waren, florierte das Geschäft seines Vaters und wurde dann nach dem Umzug in den Eigelstein zu einem angesehenen Einrichtungshaus für die aufstrebende Mittel-schicht. Der Betrieb hatte schließlich vierzehn Angestellte und warf so viel ab, dass Prados Vater nicht nur das Haus nahe der Eigelsteintorburg kaufen konnte, sondern darüber hinaus eine kleine Villa in Riehl, in der er jetzt noch mit seiner Ehefrau lebte.
    Maria wartete, aber sie wartete vergeblich. Sie hatte Prado bewusst provoziert, weil ihr seine manchmal überhebliche Art gehörig gegen den Strich ging. Doch was war los mit ihm? Er nahm ihre Bemerkung kommentarlos zur Kenntnis. Hatte er etwa nicht richtig zugehört? Vielleicht hatte er ja wieder einmal den Sonntagnachmittag in einem der Wettbüros verbracht und auf das richtige Pferd oder den richtigen Hund gesetzt. Das war die einzige Erklärung, die ihr einfiel. Aber was sollte sie tun, damit sie dafür von ihm auch eine Bestätigung bekam? Sie konnte ihn unmöglich fragen. Er hatte sich in der Vergangenheit oft genug über ihre Neugier lustig gemacht.
    Leng kam ihr mit seiner unverblümten Art zu Hilfe. „Ich sehne das Frühjahr herbei. Dann könntest du mich mal wieder mit nach Weidenpesch nehmen.“
    Der Kommissar antwortete mit einem Grinsen. „Das werde ich ganz bestimmt machen. Ich ziehe Pferderennen unter freien Himmel auch vor, aber um diese Jahreszeit…“ Er ließ den Satz unvollendet, tippte mit seiner rechten Hand mehrere Male an seine Goretex-Jacke, ungefähr in der Höhe, in der Maria seine Geldbörse vermutete und sagte dann, nicht ohne einen Ton von Stolz und Genugtuung in seiner Stimme: „Trotzdem war es gestern ein recht einträgliches Geschäft.“
    Natürlich teilte er ihnen nicht mit, wie viel er gewonnen hatte, aber da sich sein Besuch im Wettbüro so nachhaltig auf seine Stimmung auswirkte, musste es eine hübsche Summe gewesen sein.
    „Vielleicht sollten wir uns jetzt um unsere Arbeit kümmern“, schlug Leng vor. „Vor allem um unseren neuesten Fall.“
    Er berichtete Prado von den Ereignissen der vergangenen Nacht, wobei er es unterließ, jetzt schon irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Was zu diesem Zeitpunkt auch gar nicht möglich gewesen wäre. Spätestens morgen würden sie zu-mindest den ungefähren Todeszeitpunkt kennen.
    „Soll ich die Befragung in der Praxis allein durchführen?“ wollte der Kommissar wissen, „oder fühlst du dich fit genug, mitzukommen?“
    „Ein bisschen müde bin ich schon“, antworte Leng, erklärte sich dann aber entgegen seiner ursprünglichen Absicht bereit, Prado zu begleiten. „Ein starker Kaffee wird mir schon wieder auf die Beine helfen.“
    Er vermied es, Maria anzuschauen, um ihr nicht das Gefühl zu geben, sie müsse sich darum kümmern, aber sie tat es von sich aus. Nicht einmal zwei Minuten später stand eine weitere Tasse auf seinem Schreibtisch. Stark, mit wenig Milch und ohne Zucker.
    .

    5

    Jede größere Stadt bedient sich griffiger Formeln, um mögliche Besucher anzulocken. So wird Hamburg mit dem Hafen, Hummern und Huren in Verbindung gebracht, Berlin mit Brandenburger Tor, Berliner Weiße und Bundeshauptstadt beworben und die größte deutsche Stadt am Rhein mit Kölner Dom, Karneval und Klüngel. Das sei auch vollkommen ausreichend, befanden Spötter, denn mehr habe der Ort ohnehin nicht zu bieten. Das wiederum brachte die Befürworter in Rage, denen die Beschränkung auf drei Attribute unange-messen erschien, um Köln ausreichend zu charakterisieren. Für sie war die Millionenstadt ein wahres Füllhorn von Attraktionen. Auch wenn dies der Fall sein mochte: Die zahlreichen Plätze gehörten sicherlich nicht dazu. Natürlich sollten dem jetzigen Stadtrat nicht vor Jahrzehnten entstandene Altlasten zum Vorwurf gemacht werden, wohl aber die unter seiner Ägide entworfenen und ausgeführten Scheußlichkeiten.
    Einer dieser Monstrositäten näherten sich die beiden Kommissare gerade. Der Ebertplatz, ein um einige Meter tiefer gelegtes, zu betoniertes, inzwischen völlig verwahrlostes Areal mit dunklen Gängen und abgeschalteten Rolltreppen, galt einst als Sinnbild für die Auto gerechte Stadt.
    „Versuch es in der Greesberger Straße“, sagte Leng und deutete mit der Hand nach rechts. „Da haben wir vielleicht Glück.“
    Prado, der den Wagen steuerte, fuhr langsam in Richtung Eigelsteintorburg, setzte vorsorglich einen Blinker, ohne jedoch einen Parkplatz zu finden.
    „Verstehst du jetzt, warum

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