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Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Titel: Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reimund J. Dierichs
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ich mich von dir chauffieren lasse?“ fragte der Hauptkommissar mürrisch. „In dieser Stadt gibt es einfach zu viele Autos und im Zentrum eindeutig zu wenig Abstellmöglichkeiten.“
    „Und ich dachte, es hätte mit deinem Alter zu tun.“ Prado sah seinen Kollegen grinsend von der Seite an.
    „Schau nach vorn auf die Fahrbahn“, forderte Leng ihn auf, aber seine Stimme wirkte nicht ungehalten, eher belustigt. Er liebte diesen verbalen Schlagabtausch, den sie sich mehrmals wöchentlich gönnten. Neue Mitarbeiter mochten darüber entsetzt sein, aber den beiden Männern bereitete er ein unbeschreibliches Vergnügen, welches in einem Beruf, in dem verstümmelte Leichen und persönliche Tragödien an der Tagesordnung waren, für die nötige Entspannung sorgte.
    Wäre Prado deutlich jünger gewesen, hätte seine Be-merkung vielleicht herablassend geklungen; da sie aber nicht einmal zwei Jahre trennten, gehörte sie einfach zum Spiel. Und doch stimmte es, wenn er von sich behauptete, der bessere Fahrer zu sein, was allerdings in erster Linie damit zusammenhing, dass Leng überhaupt kein Interesse mehr zeigte, sich hinter ein Steuer zu zwängen. Bei einem Rennen auf zwei Rädern hätte der Hauptkommissar allerdings auch den Kürzeren gezogen. Er betrachtete das Fahrrad fahren eher unter dem funktionellen Aspekt der Fortbewegung. Und tatsächlich gab es auf kürzeren Strecken kein schnelleres Transportmittel. Für Prado dagegen war es in erster Linie ein Sportgerät, das seine Fitness erhöhte und den angenehmen Nebeneffekt hatte, angefressene Pfunde rasch wieder zu verlieren; denn neben seiner Spielleidenschaft schätzte er gutes Essen und edle Weine.
    In einem Punkt konnte er Leng dennoch nicht das Wasser reichen: Bei der Lösung kniffliger Fälle schien ihm der Hauptkommissar immer um mehrere Nasenlängen voraus zu sein. Das ließ sich nur zum Teil mit der längeren Erfahrung erklären. Leng war direkt nach dem Abitur in den Polizeidienst eingetreten, während Prado einige Jahre im Geschäft seines Vaters gearbeitet hatte und erst mit fast dreißig dazu stieß.
    Niemand würde bestreiten wollen, dass er ein aus-gezeichneter Ermittler war, ein richtiger Spürhund sogar, aber der Hauptkommissar besaß ein noch viel feineres Gespür. Ähnlich einem Trüffelschwein, entdeckte er verborgene Dinge sogar dort, wo kein anderer sie vermutet hätte. Diesen Umstand konnte Prado neidlos anerkennen wie auch die Tatsache, dass erst Lengs Erkrankung zu einer gesteigerten Sensibilität geführt hatte. Fast schien es so, als ob er mehr als vorher in der Lage wäre, den Schmerz und die Not der Täter zu begreifen, was ein unschätzbares Instrument bei der Überführung darstellte.
    „Nicht einmal neun und schon alles zugeparkt“, knurrte Leng, wobei er sich nicht einmal bemühte, seine Lippen auch nur um einen Zentimeter auseinander zu bringen. Er wusste ja, dass der Mann an seiner Seite ihn auch so verstand.
    „Vielleicht sind einige Schlafmützen noch gar nicht aus den Federn, und deshalb stehen hier so viele Autos herum.“ Prado wollte selbst nicht so recht an seine Vermutung glauben.
    Er lenkte den Wagen noch etwa zweihundert Meter weiter und bog dann vor dem großen REWE-Supermarkt links ab.
    „Was hast du vor?“ wollte Leng wissen.
    „Versuch es doch einfach herauszufinden“, lautete die knappe Antwort. Schließlich bist du doch bei der Kripo.“
    „Sag mal, willst du mich verarschen?“
    „Komm wieder runter, Wilfried und lass mich nur machen.“
    Es kam selten vor, dass sie sich bei ihren Vornamen nannten. Das geschah meistens nur dann, wenn sie einander beruhigen oder zur Räson bringen wollten.
    Prado fuhr jetzt den Parkplatz direkt hinter dem Supermarkt an, auf dem sie nur als Kunden hätten halten dürfen.
    „Ah, eine kleine Ordnungswidrigkeit?“ tönte Leng.
    Der Jüngere reagierte darauf gelassen. Du kannst ja schnell mal in den Laden gehen und dir einen Kringel Fleischwurst kaufen.“
    „Pfui Teufel. Ich möchte doch wissen, was ich esse.“
    „Wieso regst du dich auf? Fleischwurst unterliegt, wie alle anderen Wurstsorten auch, dem Reinheitsgebot.“
    „Ja, fragt sich nur welchem. Wenn bei den Haltbarkeitsdaten gepfuscht und alte Ware mit neuen Etiketten versehen wird, warum dann nicht auch bei der Angabe der Inhaltsstoffe?“
    Nachdem Prado aus dem Auto gestiegen war, rutschte er aus und wäre fast der Länge nach hingeschlagen. Der Parkplatz glich einem zugefrorenen Teich und ließ sich nur mit

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