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Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Titel: Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reimund J. Dierichs
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herausgefunden, dass es fünf Assistentinnen gab, die, obwohl verschieden groß und mit unterschiedlichen Gesichtszügen, sich dennoch stark ähnelten.
    „Ich komme mir vor wie auf einer Roboterfarm“, sagte Prado.
    „Nicht so laut“, zischte Leng. „Aber du hast Recht. Mir ist das auch aufgefallen. Die Mädchen sind allesamt sehr freundlich und zuvorkommend, aber nicht herzlich. Das Lächeln wirkt einstudiert, geschäftsmäßig. Und sie bewegen sich wie Models. Wer immer sie eingestellt hat, dem war daran gelegen, dass sie jünger als dreißig sind und wohl proportioniert.“
    „Vielleicht werden sie ja auch ausgetauscht, bevor sie altern.“
    „Oder sie altern gar nicht, weil es eh Maschinen sind“, witzelte der Hauptkommissar.
    „Jedenfalls ist es ein Riesengeschäft. Die Zeiten sind endgültig vorbei, in denen Dermatologen ausschließlich Haut- und Geschlechtskrankheiten behandelten.“ Prado deutete auf einen flachen Monitor, der neben der Anmeldung an der Wand hing. Ein weiterer war im Wartezimmer installiert, wie sie durch die geöffnete Tür sehen konnten.
    Ein Zehnminutenfilm über die Unterwasserwelt des Great Barrier Riffs in Australien wechselte ab mit der Vorstellung der behandelnden Ärzte und ihrem Team sowie der Auflistung aller Praxisangebote, die nicht von den Krankenkassen übernommen wurden. Dazu zählten sowohl die schmerzlose Entfernung von Hautschwämmchen mittels Laser, eine Lasertherapie gegen Pickel und Aknenarben inklusive Hautbeschaffungsanalyse, Peeling und Gesichtsmassage, die Laserepilation mit dem Ziel der dauerhaften Entfernung störender Körperbehaarung sowie die Unterspritzung von Gesichtsfalten mit dem Nervengift Botulinum-Toxin zur Beseitigung von Krähenfüßen und anderen Fältchen.
    Es dauerte wohl zwanzig Minuten, bis sie endlich direkt vor der Anmeldungstheke standen und der dahinter sitzenden Brünetten ihre Polizeiausweise zeigten.
    „Ich habe gewusst, dass etwas passiert sein muss“, sagte sie, ohne eine Miene zu verziehen, um dann, bevor einer der beiden Männer nachfragen konnte, zu ergänzen: „Den ganzen Morgen über habe ich versucht, Dr. Burghausen zu erreichen. Sie sehen ja, was hier los ist. Sonst ist er immer schon vor acht in der Praxis.“
    „Warum glauben Sie denn, dass etwas passiert sein muss?“ wollte Prado wissen.
    „Na, sonst wären Sie ja wohl nicht hier“, antwortete sie in einem schnippischen Ton.
    Leng konnte ihr da nur Recht geben. Er fand die Frage des Kommissars auch überflüssig. Er erklärte, was sich in der vergangenen Nacht zugetragen hatte. Monika Berlich -so lautete der Name ihrer Gesprächspartnerin-, zeigte keine sichtbare Reaktion. Man hätte ihr Gesicht für eine Maske halten können, wären da nicht die sich bewegenden Lippen und Augenlider gewesen.
    „Was haben Sie denn gemacht, nachdem Sie Dr. Burghausen nicht erreichten?“
    Sie starrte den Hauptkommissar eine Weile an, sodass er schon annahm, sie habe die Frage nicht verstanden, aber schließlich antwortete sie doch noch. „Was soll ich schon gemacht haben? Ich hab es zwischendurch halt immer wieder versucht, wenn ich mal einen Moment Zeit hatte. Zum Schluss versuchte ich dann noch, seine Frau anzurufen, aber ihr Mobiltelefon war abgeschaltet. Ich entschloss mich dann, ihr eine Nachricht zu hinterlassen. Aber wer weiß, wann die zurückruft.“
    Obwohl Leng den gereizten Unterton zur Kenntnis nahm und daraus schließen musste, dass das Verhältnis zwischen der Ehefrau des Arztes und der Sprechstundenhilfe nicht das allerbeste sein konnte, wollte er sie nicht direkt danach fragen. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass man über Umwege oftmals besser ans Ziel kam.
    „Ich nehme an, Frau Burghausen hat nicht in der Praxis gearbeitet?“
    „Da nehmen Sie richtig an.“ Die Worte platzten nur so aus Monika Berlich heraus, wobei ihre Stimme wie das Krächzen eines Papageis klang und sie zum ersten Mal den Beweis dafür antrat, dass ihre Gesichtsmuskeln noch intakt waren. Eine krause Stirn, die Augen zu Sehschlitzen verengt und Nasenflügel, die bebten, spiegelten unmissverständlich ihren Zorn wieder. „Bis vor einem Jahr hat sie noch hier gearbeitet oder besser das Regiment geführt. Ich musste das glück-licherweise nur einige Monate ertragen, aber selbst in dieser kurzen Zeit stand ich einige Male vor der Entscheidung, zu kündigen. Wenn sie nicht gegangen wäre, hätte ich es getan.“
    „Hatte Sie denn einen Grund aufzuhören?“ Prado konnte sich nicht

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