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Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Titel: Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reimund J. Dierichs
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ließ darauf schließen, dass sie daran gerne etwas ändern würde. „Aber warten Sie, Sandra, meine Nachbarin, hat mich gesehen. Sie wohnt direkt unter mir und verlässt das Haus meistens erst sehr spät, um sich ins Nachtleben zu stürzen. Sie studiert noch und kann sich ihre Zeit frei einteilen. Ich bin ihr im Hausflur begegnet um kurz vor Mitternacht.“
    Leng schrieb Name und Adresse auf, obwohl er sich nicht viel davon versprach. Wenn Sylvie die Absicht gehabt hätte, Walter Burghausen umzubringen, wäre es für sie durchaus möglich gewesen, das Haus noch einmal zu verlassen. Er glaubte aber ohnehin nicht, dass sie etwas mit seinem Tod zu tun hatte. Sie war in ihn verschossen, soweit er das beurteilen konnte. Sein Tod hatte sie offensichtlich sehr mitgenommen, auch wenn sie versuchte, dies zu verbergen.
    Sie befragten zwei weitere Sprechstundenhilfen, die darauf beharrten, als Assistentinnen angesprochen zu werden, ohne jedoch wirklich weiter zu kommen. Während sie der letzten, einer Rothaarigen, gegenübersaßen, kam es zu einem kleinen Zwischenfall. Dr. Klaus Riegert, der ebenso wie Dr. Irene Eitel befragt werden sollte, stürmte ohne Anzuklopfen ins Zimmer, sein Gesicht vor Zorn fleckig rot, sodass Prado ihm schon eine Behandlung bei einem guten Dermatologen empfehlen wollte.
    „Was geht hier vor?“ donnerte er los und baute sich vor den drei vor ihm Sitzenden auf.
    „Wonach sieht es denn wohl aus?“ fragte der Kommissar provozierend.
    „Sie haben kein Recht, unsere Mitarbeiterinnen zu vernehmen. Schließlich genießen Sie hier kein Hausrecht. Außerdem hätten Sie zuerst zu mir oder meiner Kollegin kommen müssen.“
    „So, hätten wird das?“ Der Unterton in Lengs Stimme signalisierte, dass es besser wäre, sich nicht mit ihm anzulegen. „Ich will Ihnen jetzt einmal etwas zu Ihrer blödsinnigen Bemerkung sagen. Wir haben in einem Mordfall das Recht, alle, die den Toten kannten, zu befragen. Wir hätten das natürlich auch im Wartezimmer machen können, es aber mit Rücksicht auf den laufenden Praxisbetrieb nicht getan. Wenn Sie wollen, können wir Sie auch gerne alle vorladen. Das dürfte aber Ihren Betrieb erst recht durcheinander bringen. Wir haben deshalb nicht zuerst mit den Ärzten gesprochen, weil Sie beide in der Behandlung waren. Oder hätten Sie es vorgezogen, wenn wir genau so in die Zimmer gestürmt wären, wie Sie es gerade getan haben?“
    Dr. Riegert ließ sich auf einen Stuhl sinken, den er zuvor von der Krankenliege zu den Kommissaren herübergezogen hatte. „Tut mir leid. Wir haben hier heute ein ziemliches Chaos, was immer so ist, wenn einer der Ärzte unerwartet ausfällt. Und als ich dann eben von Frau Berlich hörte, was geschehen ist, hat mich das wirklich getroffen.“
    Die Befragung der beiden Ärzte ergab nichts Neues. Sie schilderten ihren verstorbenen Kollegen als einen Mann, der sich durch ein Höchstmaß an Kompetenz, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit ausgezeichnet hatte, weshalb sie sich auch gar nicht vorstellen konnten, warum ihn jemand ermorden sollte. Beide besaßen für den späten Abend ein Alibi, das auf seine Glaubwürdigkeit hin zu überprüfen sein würde.
    Schließlich betrat die letzte der Sprechstundenhilfen den Raum, die ihren Namen mit Vanessa König angab. Ihr dunkel blondes Haar fiel in sanften Wellen bis auf ihre Schultern. Ihr dezentes Makeup wirkte makellos bis auf einen winzigen Fleck oberhalb ihres rechten Wangenknochens, der durchaus von ihrer Wimperntusche herrühren mochte. Leng vermutete, dass bei der jungen Dame ein paar Tränen geflossen waren.
    „Setzen Sie sich“, forderte er sie freundlich auf und deutete dabei auf den Stuhl, der direkt vor ihm stand.
    „Danke“, sagte sie leise, nahm Platz und strich ein paar imaginäre Falten an ihrem Rock glatt.
    „Sie waren am Donnerstag in der Praxis?“ begann Leng ruhig.
    Ein Nicken beantwortete seine Frage.
    „Und wann haben Sie diese verlassen?“
    „Um 18.20 Uhr. Wir vergeben Termine bis 17.00 Uhr. Normalerweise können wir dann um 18.00 Uhr nach Hause gehen, aber oftmals kommt es zu Verzögerungen.“
    “Wodurch werden diese Verzögerungen ausgelöst?“
    „Durch einen oder mehrere Notfallälle beispielsweise. Ein Abszess, eine Blutvergiftung oder ein Splitter, der entfernt werden muss. Manchmal dauert auch einfach die Behandlung länger, als wir eingeplant hatten.“
    „Und wie war es am Donnerstag?“
    „Relativ normal bis zum frühen Nachmittag. Da gab es

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