Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)
das?“
„Ich möchte Sie ja nicht bedrängen“, sagte Leng ungehalten, „aber die Fragen, die ich stelle, sind einfach und klar; es müsste doch möglich sein, sie zu beantworten.“
Sie nickte, wirkte nun noch nervöser als vorher „Ja, wir sind gemeinsam gegangen.“
„Und was geschah dann?“
Sylvie sah die beiden Männer mit ihren großen Augen an und erinnerte dabei an ein Mäuschen, das von einer Katze in Schach gehalten wird. „Dann sind wir zusammen ins Kino gegangen“, antwortete sie endlich, aber wieder so leise, dass Leng sich die Aussage durch nochmaliges Nachfragen bestätigen lassen musste.
„Kam es öfter vor, dass Sie mit Ihrem Chef ausgingen?“
„Nein, es war das erste Mal.“ Mit einem Kopfschütteln versuchte sie, die Richtigkeit des Gesagten zu untermauern.
„Wohin sind Sie gegangen? Welches Kino? Welcher Film?“
„Zuerst wollten wir uns diesen schwedischen Film Wie im Himmel in der Filmpalette gleich hier um die Ecke anschauen, aber als wir dort ankamen, stellten wir fest, dass der Film nicht mehr lief.“
„Und was haben Sie darauf hin gemacht?“
„Wir beschlossen, uns stattdessen die Buddenbrooks im Cinedom anzuschauen.“
„Wann begann der Film?“ Leng fand die Befragung äußerst ermüdend, weil sein Gegenüber nicht willens oder unfähig war, auch nur eine einzige Information ohne vorhergehende Frage preiszugeben.
„Um 20.00 Uhr.“
„Und wann verließen sie den Kinokomplex?“
„Eine halbe Stunde vor Mitternacht.“
„Reichlich spät also?“
„Der Film hatte Überlänge. Danach tranken wir im Foyer noch einen Cappuccino.“
„Und danach trennten Sie sich?“
„Ja.“
„Frau Bertold, geht es vielleicht ein bisschen detaillierter? Vertrauen Sie uns doch einfach Ihre Geheimnisse an, wir finden sie sowieso heraus.“
Sie sah Leng an, also ob er sie gerade beschimpft hätte. Plötzlich wurde ihre Stimme schrill. „Da gibt es überhaupt keine Geheimnisse. Ich hatte jedenfalls kein Verhältnis mit ihm, wenn Sie darauf hinauswollen.“
„Hätten Sie denn gerne eines gehabt?“ mischte sich Prado nun ein, wofür er vom Hauptkommissar mit einem giftigen Blick bedacht wurde.
„Was ist nach dem Kinobesuch passiert?“ fragte Leng. Wer ihn kannte, konnte am Ton seiner Stimme hören, wie genervt er war.
„Wir haben uns getrennt. Ich wohne nicht einmal fünf Minuten zu Fuß von hier entfernt im Klingelpütz.“ Weitere Erklärungen folgten nicht.
Leng umklammerte die beiden Enden seines Schals, so als ob er ihn jeden Moment um den Hals der jungen Frau legen wollte. „Sagen Sie uns jetzt auch noch, wohin Dr. Burghausen gegangen ist?“
„Woher soll ich das denn wissen?“ raunzte sie ihn aufgebracht an und ließ dann die Bemerkung folgen: „Zum Schluss muss er ja wohl im Mediapark gewesen sein.“
„Sie sind also nach Hause gegangen und haben auch nicht mitbekommen, in welche Richtung Ihr Chef gegangen ist?“
„Doch“, antwortete Sie nach einer Pause. „Er hat mich noch bis zum Hansaring gebracht und ist dann rechts abgebogen. Das hat mich gewundert.“
„Warum hat Sie das gewundert?“
„Weil er einen Stellplatz in der Nähe der Praxis hat und ich angenommen hatte, er würde zurücklaufen, um von dort nach Hause zu fahren. Dazu hätte er aber in die entgegen gesetzte Richtung gehen müssen.“
„Hat es Sie nicht gewundert, dass der Abend so schnell vorüber war?“ Prado konnte es nicht lassen, sich einzumischen, aber dieses Mal schien seine Frage durchaus berechtigt.
Sylvie schaute ihn an und versuchte dabei, ihren Groll zu unterdrücken. „Natürlich hatte ich mehr erwartet.“ Sie biss sich auf die Unterlippe, als ihr die Doppeldeutigkeit ihrer Bemerkung klar wurde. „Vielleicht wäre ja alles anders gekommen, wenn er nicht diesen Anruf bekommen hätte?“
„Was denn für einen Anruf?“ frage Leng sichtlich erstaunt.
„Als wir im Café saßen, klingelte sein Mobiltelefon. Danach war er verändert.“
„Wie machte sich das bemerkbar?“
„Ich weiß nicht.“ Sie schob eine Hand hinter den Kopf und griff in ihr Haar. „Er wirkte nicht mehr so souverän wie vorher. Und dann hatte er es plötzlich sehr eilig.“
„Sie haben natürlich keine Ahnung, wer der Anrufer gewesen sein könnte?“
„Wie denn? Ich saß ihm ja genau gegenüber und konnte nicht auf das Display schauen.“
„Hat Sie jemand gesehen, als Sie zu Hause ankamen oder auf dem Weg dorthin?“
„Nein, ich lebe allein.“ Die Art, wie sie es sagte,
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