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Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Titel: Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reimund J. Dierichs
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langen Arm auch nach Nationalchina ausstrecken und dort ebenfalls seine Schreckensherrschaft errichten.“
    „Was steht als nächstes an?“ Prado trommelte ungeduldig aufs Lenkrad, weil es fast unmöglich schien, von dem kleinen Platz wieder auf die Venloer Straße zu fahren, so dicht war der Verkehr. Leng wartete mit seiner Antwort, bis sie es schließlich geschafft hatten.
    „Wir fahren zurück ins Präsidium. Wenn wir Glück haben, gibt es inzwischen eine Nachricht von Sand.“
    „Ruf ihn doch von deinem Mobiltelefon aus an“, schlug der Kommissar vor.
    „Um Gottes Willen. Er hasst es, mit Anrufen bombardiert zu werden. Sobald es etwas mitzuteilen gibt, werden wir von ihm hören.“
    „Soll ich ihn anrufen?“
    „Bitte schön, nur zu, wenn du dir eine Abfuhr einhandeln willst.“
    „Warum fahren wir nicht einfach vorbei? Ist ja praktisch gleich um die Ecke.“
    „Versuchen können wir es ja“, brummte Leng.

    7

    Der Verkehr hatte zugenommen. Überall blockierten Zulieferer die Straße, die, weil sie keine freien Parkplätze fanden, einfach auf der Fahrbahn stehen blieben und sich auch durch lautes Hupen nicht aus der Ruhe bringen ließen. Ebenso wenig war es aber auch möglich, an ihnen vorbeizukommen, da der Autostrom in Gegenrichtung nicht abriss.
    „Ganz Köln scheint ausgerechnet heute in Ehrenfeld einkaufen zu wollen“, meckerte Prado.
    „Irrtum, korrigierte Leng ihn. „Die rauschen alle nur hier durch auf ihrem Weg in die Innenstadt. Wahrscheinlich gibt es wieder tausend Sonderangebote oder einen Schlussverkauf.“
    Sie benötigten eine Viertelstunde für die kurze Strecke bis zur Inneren Kanalstraße, wo sie im Schatten des Fernseh-turms nach rechts abbogen. Der Hauptkommissar nahm sein Mobiltelefon aus seiner Jackentasche und wählte die Nummer seines Büros. Es dauerte eine ganz Weile, bis Maria an den Apparat ging.
    „Entschuldigung“, flötete sie Leng ins Ohr, aber ich war gerade dabei, die Pflanzen zu gießen. Wie du weißt, kann ich den Efeu nur erreichen, wenn ich dazu auf einen Stuhl steige.“
    Er nahm die Erklärung kommentarlos hin, bevor er sie fragte, ob Sand schon angerufen habe.
    „Hat er“, rief sie mit schriller Stimme, die mindestens eine halbe Oktave oberhalb von Lengs Schmerzgrenze lag. „Als ich ihm sagte, dass ihr in Ehrenfeld seid, hat er gemeint, ihr könntet doch direkt bei ihm vorbeikommen, da ihr euch ja ganz in der Nähe befindet. Allerdings wird er erst gegen eins wieder da sein.“
    „Danke, Maria“, antwortete er und schaute auf die Uhr am Armaturenbrett. „Noch über eine halbe Stunde“, murmelte er. „Hättest du Lust, einen Spaziergang über den Friedhof zu machen?“
    Prado schaute ihn an, als ob er es mit einer an Demenz erkrankten Person zu tun hätte. „Melaten? Gräber anschauen? Wozu?“
    „Zuallererst um unsere Zeit sinnvoll zu nutzen. Oder möchtest du bis eins im Auto sitzen bleiben? Vorher werden wir nämlich bei Sand nicht vorgelassen. Kaffee haben wir ja bereits genug getrunken. Warum nicht quer über den Friedhof zum Institut laufen? Vielleicht kommen wir ja in der Stille zu neuen Erkenntnissen.“
    „Meinetwegen“, lenkte Prado, obwohl nicht restlos überzeugt, ein.
    Sie fuhren weiter am inneren Grüngürtel entlang, der wie eine riesige Spange an der Peripherie die Innenstadt umspannte und danach a uf der Aachener Straße stadtauswärts. Leng hoffte auf einen Parkplatz in Eingangsnähe, sonst, so befürchtete er, würde der Kommissar seine Zustimmung zurückziehen. Und tatsächlich hatte ein dunkelblauer Opel Corsa gerade seinen Blinker gesetzt, als sie dort ankamen. Nur Sekunden später fuhr er los.
    Die beiden Beamten stiegen aus, stellten ihre Jackenkragen hoch, um sich vor dem eisigen Wind zu schützen und zogen ihre Handschuhe an. Sie gingen nur wenige Schritte an der Friedhofsmauer entlang, die in diesem Bereich zu den ältesten der gesamten Anlage gehörte und aus dem Jahre 1810 stammte. Durch das ehemalige Haupttor mit der Inschrift Funeribus Aggripinensium Sacer Locus (Für die Leichen Kölns geheiligte Stätte) im Torbogen betraten sie das große, raster-förmig angelegte Areal. Sie passierten die kleine Kapelle linkerhand, die 1245 vom Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden geweiht worden war. Zwei Hauptwege führten von der Aachener Straße weg nach Norden und wurden von einer Ost-West-Achse gekreuzt. Genau genommen handelte es sich um drei Begräbnisstätten: den alten Ehrenfelder Friedhof an der Weinsbergstraße,

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