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Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)

Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)

Titel: Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Izabelle Jardin
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Bewusstsein, fließen, strömen, ihren Kopf überschwemmend, und dann sieht sie es, wie einen klaren See, dessen Grund sie endlich erkennt.
    Niemals mehr wird sie sich die Freiheit nehmen lassen, selbst zu entscheiden!
    Sie ist zu einem Ergebnis gekommen, sie kann dieses Problem ad acta legen, sich der Stelle zuwenden, die ihr Denken und Fühlen leuchtend ROT markiert hat. Die Akte, die sie sich aufgeschlagen hat, ein sachliches Ding eigentlich, das doch all ihre Gefühle akribisch geordnet zu enthalten scheint, will fertig bearbeitet werden, zwingt ihren Gedanken den nächsten, wie ihr scheint, erheblichsten Punkt auf in diesen unglaublich intensiven, anstrengenden Minuten. ROT!
    Was will er von mir? Passt es zu dem, was ich von ihm will? Ich kann nicht Liebe und Liebesspiel trennen, schießt es ihr durch den Kopf. Ich muss authentisch bleiben dürfen, ich bin ich, die Liebe ist doch viel zu kostbar. um sie zu verwässern wie leichten Wein, der nur erfrischen soll. Wie kann ich ihm erklären, was ich wirklich von ihm will? Kann ich überhaupt hoffen, dass er fühlt wie ich?
    Ganz deutlich steht ihr die Szene am Abend des dritten Tages am Kamin vor Augen. Wieder hört sie seine Worte: „Ich bitte dich, spiel mit mir dieses Spiel und lass uns einfach nur die Rollen genießen, die wir uns ausgesucht haben. Weck mich nicht aus diesem Traum und träum ihn weiter mit mir.“ Rollen, Spiele, Träume? Will er das, nur das?, quälen sie ihre Zweifel.
    Verlust scheint ihr nicht nur möglich, sogar geradezu unausweichlich; folgerichtig muss sie die Gefahr akzeptieren, alles, was ihr gerade noch sicher schien, zu verlieren.
    Aber er hatte noch mehr gesagt: „Wenn wir dieses Haus verlassen, werden wir beginnen müssen, uns ganz neu zu definieren in unserem Verhältnis zueinander.“
    Seine Worte klingen in ihren Ohren. Die Worte, die so eindringlich gewesen waren, als er sie gebeten hatte, seinen Halsreif zu tragen: „ Rede mit mir und schmeiß nicht gleich alles hin!“
    Sie wird mit ihm reden!
    Egal, ob er sie dann noch haben will oder nicht.
    So konzentriert, wie sie ist, hat sie gar nicht wahrgenommen, dass Georg leise hinter sie getreten ist, den Reißverschluss der ledernen Maske vorsichtig geöffnet hat und ihr nun einen der großartigsten Anblicke ihres Lebens schenkt.
    Hinter dem alten Dreimaster, über Land, geht im Westen die Sonne unter, taucht das Meer in blutrotes Licht. Vor ihren Augen, die sich erst gewöhnen müssen, steht der riesige orangerote, abnehmende Mond kaum eine Handbreit über der Kimm. Leise wiegt sich das alte Kaperschiff in der Abendflaute, sacht knarrt die Takelage.
    Tief saugt sie die klare Luft in die Lungen.
    Und schreit!
    Georg stockt fast der Atem. Dieser gellende Urschrei erschreckt ihn und seine skeptische Unsicherheit darüber, Roberts Vorschlag für dieses Szenario zu akzeptieren, scheint sich in schlimmstem Maße zu bestätigen.
    „ Mach mich sofort los!“, fordert Juliette bestimmt.
    Sie sieht Susanna, die kaum einen Meter neben ihr angebunden steht, auch sie jetzt von der Maske befreit. Sie registriert Robert, der mit einigermaßen erstauntem Blick ihren Ausbruch verfolgt hat. Es ist ihr egal, sollen sie es hören!
    Sie will sich jetzt mitteilen.
    „ Sofort!“
    Georg beeilt sich, ihrer Forderung nachzukommen.
    Juliette steht vor der beeindruckenden Kulisse des orangefarbenen Mondes, greift sich die Spange, die den festen Knoten auf ihrem Kopf zusammenhält, und schüttelt sich das lange Haar frei.
    „ Mir ist etwas klargeworden , Georg, in dieser Situation der letzten Stunde. Eigentlich sind es genau genommen zwei Dinge! Ich muss es dir sagen und dann entscheide, ob du wirklich mit mir leben willst.“
    Elektrisiert hört er ihr zu.
    „ Du wirst mich nicht halten können, nicht besitzen können, indem du mich festbindest. Kein Einsperren, keine Einschränkung meiner Bewegungsfreiheit, nicht mit Seilen, nicht mit Handfesseln, nicht mit meterdicken Mauern, kann mich an dich binden, mich bei dir halten.
    Ich will und werde mich nicht verstellen, nichts mehr erdulden, was ich nicht wirklich erdulden will. Ich will in jedem Moment die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, ob ich aufhören oder weitermachen, reden oder schweigen, gehen oder bleiben will. Und wenn ich etwas erdulde, was du mir antust, dann aus eigener Entscheidung.Denn eines ist mir bewusst geworden: Es ist leicht, etwas mit sich geschehen zu lassen, wenn man keine Wahl hat, aber schwer, selbst die Verantwortung

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