Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
sie empfunden hat, einer sicheren Hoffnung gewichen ist. Wieder einmal wird ihr bewusst, wie sehr sie sich solch einen kleinen Sohn gewünscht hätte und kostet den Moment lange aus. Als sie ihn loslässt, lächelt sie schon wieder.
Der Kleine streicht ihr noch eine Träne von der Wange, wirft den blonden Kopf in den Nacken und sagt: „So gefällst du mir schon wieder viel besser, Juliette, lass das mal einen richtigen Mann machen!“
„ Junge Junge, hier können wir ja noch richtig was lernen“, stellt Georg fest und die schlechte Stimmung löst sich bei allen fürs Erste in erleichtertem Lachen. Fernando bittet Bärbel und ihren Sohn, noch zum Abendessen zu bleiben, was beide gern annehmen.
Michel fühlt sich sowieso großartig und darf neben Juliette sitzen, der er fortwährend mit vollem Mund die unglaublichsten Seeräubergeschichten erzählt. Er redet ohne Punkt und Komma, froh, endlich einmal jemanden zu haben, der ihm aufmerksam zuhört. Juliette ist begeistert, wie genau und fein ausgeschmückt seine Berichte sind, und als er endlich eine kleine Pause einlegt, um ein großes Glas Limonade herunterzuspülen, hat sie die Gelegenheit einzuwerfen: „ Michel, diese ganzen Geschichten, die dir der alte Friedrich da erzählt hat, die kennt bestimmt keiner so gut wie er und du. Die musst du aufschreiben! Kannst du das machen? Für mich?“
„ Da sagst du was! Das habe ich mir eigentlich schon lange vorgenommen. Aber ich habe gedacht, das interessiert sowieso sonst niemanden, und nur so für mich fand ich das zu doof.“
„ Nein, Michel, mach das bloß, alte Geschichten kennen nur die alten Leute. Früher gab es kein Fernsehen, kein Radio und auch kein Internet, da haben sich die Menschen noch Geschichten erzählt, um sich zu unterhalten. Da wurden die Dorfchroniken auch aufgeschrieben und von Generation zu Generation weitergegeben. Jetzt reden die Leute nicht mehr so viel miteinander und wenn es keiner aufschreibt, ist bald alles vergessen.“
Nachdenklich wiegt Michel den Kopf. „Gut, wenn du das so sagst, dann mache ich das! Und weißt du was?“, fügt er strahlend hinzu. „Vielleicht schreib ich die Geschichte mit dem abgekackten Auto auch noch auf!“
„ Michel!“, schimpft Bärbel. „Wirst du wohl mal solche Ausdrücke lassen?!“
Michel zieht den Kopf ein und wendet sich wieder seinem gewaltigen Eisbecher mit Trüffelsorten und frischen Früchten zu, den er bis auf den Grund leert. Dann mahnt Bärbel, es sei Zeit, dass er ins Bett käme, und bricht mit ihm auf. Alle winken den beiden hinterher, als Fernando das Hoftor abschließt, die Hunde hinauslässt und den aus dem Stall kommenden Miguel mahnt, die Ohren offenzuhalten und gut auf die Pferde achtzugeben.
So wird aus dem Lustschlösschen eine Festung!, schießt es Juliette durch den Kopf.
Robert und Daniel haben während des Essens intensiv leise Gespräche geführt. Daniel gibt beim Cognac am Kamin nun das Ergebnis der Besprechung preis.
Morgen früh werden sie Sven in der Kanzlei anrufen, ihm den Fall schildern und einige Akten durchgehen lassen, die Fälle beinhalten, die möglicherweise Hinweise geben könnten auf einen Klienten oder Gegner, der ihnen irgendetwas Bösartiges wollen könnte.
„ Immerhin haben wir nun einen Plan“, bemerkt Georg. „Michel wird versuchen, im Ort Lösungsansätze zu finden. Ich traue dem Bengel einiges zu! Und ihr beiden probiert, in der Kanzlei weiterzukommen. Ich für mein Teil fühle mich damit jedenfalls schon erheblich wohler, als tatenlos dazusitzen wie ein hypnotisiertes Kaninchen, das nur darauf wartet, von der Schlange gefressen zu werden.“
„ Wir können heute Abend sowieso nichts mehr unternehmen“, gähnt Juliette. „Ich bin fix und fertig und muss ins Bett.“
Georg stützt sie beim Treppensteigen und obwohl ihn ihre zerbrechliche Hilflosigkeit mehr als anregt, hält er sich zurück, hilft ihr aus den Kleidern, bettet ihr Knie so bequem wie irgend möglich zwischen frischen Eisbeuteln und schläft sehr bald, die Hand auf ihrer Hüfte, ein.
Juliette findet keinen Schlaf.
Das Knie schmerzt erheblich, der Verband scheint ihr viel zu fest gewickelt, und das Mondlicht fällt durch einen offenen Spalt in der Gardine direkt auf ihr Kopfkissen. Ab und zu bellen die Hunde, ihre Wachaufgabe offenbar sehr ernst nehmend. Juliette schreckt hoch, hört die beruhigende Stimme Miguels, ein andermal, wie sich ein Fenster öffnet, Fernando, nach dem Rechten sehend, mit den Rüden
Weitere Kostenlose Bücher