Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
die sie elektrisiert, ihre Gedanken nicht loslässt.
Eine Stunde später verlassen sie die Praxis, ein Rezept für Schmerzmittel in der Hand, einen Termin zum Verbandswechsel für den übernächsten Tag in der Tasche und im Ohr eine Menge eindringlicher Ratschläge, das dick verbundene Knie unbedingt zu schonen und gut zu kühlen.
Die Wundränder an Georgs Platzwunde über dem Auge sind mit kleinen Pflasterstreifen sauber aneinandergefügt. Der Unfallchirurg scheint sein Handwerk zu verstehen.
Lange schweigen beide auf der Heimfahrt, jeder versucht zunächst für sich allein, darüber Klarheit zu bekommen, was ihnen da eigentlich vorhin widerfahren ist.
„ Ich habe einfach keine Idee, wer es auf uns abgesehen haben könnte“, beginnt Juliette die Unterhaltung. „Mit etwas Pech hätten wir alle zerschmettert unter dem Auto im Wasser liegen können. Wer kann das gewollt haben und warum?“
Nachdenklich schüttelt Georg den Kopf. „ Wenn ich es recht bedenke, kann es nur jemand getan haben, der nicht ganz richtig in der Birne ist. Ein überlegender Mörder hat ein Motiv. Selten richtet es sich gegen eine ganze Gruppe, es sei denn, sein Motiv betrifft alle Mitglieder. Auf den kleinen Michel kann das, wie auch immer man es dreht, gar nicht zutreffen. Wenn jemand den möglichen Tod von so vielen Menschen in Kauf nimmt und den des kleinen Jungen sozusagen als Kollateralschaden dazu, kann sich das meines Erachtens nur durch eine unvorstellbare Wut oder einen geistigen Schaden erklären lassen. Juliette, ich fürchte, wir alle sind in Gefahr. Dieses Mal ist es noch glimpflich ausgegangen, aber wer weiß, was sich dieser Mensch als Nächstes einfallen lässt?“
Was Georg sagt, entspricht genau dem, was auch ihr durch den Kopf gegangen ist. „ Ich sehe schon, du bist genauso ratlos, wie ich. Bin mal gespannt, wie die anderen darüber denken, vielleicht hat ja irgendwer einen Erklärungsansatz.“
Als der Wagen auf den Hof des Gutshauses rollt, sehen sie schon Bärbels Auto stehen. Offenbar sind also alle eingetroffen. Georg hilft ihr auszusteigen und stützt sie beim Weg die breite Treppe hinauf.
Anders als sonst üblich ist die Tür heute abgeschlossen und sie müssen läuten. Juliette fühlt deutlich, wie die drohende Gefahr dazu führt, dass Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, dass die arglose Leichtigkeit der vergangenen Tage der Angst gewichen ist.
Lydia öffnet. Ihr Gesicht ist ernst und besorgt.
„ Kommt rein, schnell auf die Terrasse, wir haben schon einen Liegestuhl für das arme verletzte Juliettchen vorbereitet. Dein kleiner Freund ist auch da, er hat mir ganz genau erzählt, wie du ihn gerettet hast.“
Michel ist kaum zu erkennen hinter dem riesigen Blumenstrauß, den er für sie gepflückt hat. Rosen, Levkojen und Rittersporn hat er ausgesucht und hält ihr sein duftendes Werk feierlich entgegen.
„ Oh, Michel, ich habe noch nie so wunderschöne Blumen bekommen. Ich danke dir!“, freut sich Juliette und steckt die Nase tief in den Strauß.
„ Die hast du dir aber auch ganz doll verdient“, erklärt der Kleine, „und so sehr wehgetan hast du dir auch noch meinetwegen.“
„ Ach was, wenn ich allein geflogen wär, hätte ich mir doch auch das Knie aufschlagen können. Ich habe ganz viele Spritzen reinbekommen, tut gar nicht mehr so weh.“
Michel ist erst mal beruhigt und trollt sich zu den Hunden auf den Rasen.
Mit bedeutsamer Miene hält Robert ihr einen braunen Briefumschlag entgegen.
Zusammen mit Georg betrachtet sie den Inhalt, einen großen, qualitativ sehr guten Abzug eines Fotos, das sie mit Georg auf dem weißen Stein am Meer zeigt, im Hintergrund Sarah dazukommend.
„ Das ist vom zweiten Tag hier, nicht?“, ruft sie entsetzt aus und wendet sich an Georg: „Siehst du, ich habe dir doch gesagt, dass ich mich beobachtet fühle! Wieder mal ein Beweis dafür, dass ich meinem Bauchgefühl doch trauen kann.“
Georg nickt.
„ Ja, Juliette“, spricht Fernando die Befürchtungen aller aus, „und es macht unmissverständlich klar, dass wir wirklich nicht allein hier sind. Gestern der Schuh, heute der Unfall und nun das Foto!“
„ Was ist mit dem Landrover, habt ihr den schon herausgezogen?“, möchte Georg wissen.
„ Ja, haben wir, das Auto ist ein Schrotthaufen, aber wir konnten es ja schlecht mit vollem Tank und dem ganzen Öl im Meer liegen lassen“, bestätigt Fernando. „Der Gang war nicht eingelegt und die Handbremse war tatsächlich gelöst.“
„
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