Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
spricht.
Sie hat das Gefühl, seit Stunden wach zu liegen, als sie schließlich doch in einen erschöpften Schlaf fällt.
Das flackernde Licht der kleinen Laterne zeichnet unr uhige Schatten der Spinnweben im Dunkel an die Wände. Wie lange fahrige Finger scheinen sie nach ihr greifen zu wollen .
Kaum kommt sie vorwärts, hangelt sich an einem dicken Tau mühsam voran.
Die Beine scheinen in zähem Schleim festzustecken, versagen immer wieder den Dienst, sodass sie, die Laterne zwischen die Zähne geklemmt; sich nur noch mit den Armen vorwärtsziehen kann.
Da, das Ende des Ganges!
Plötzlich, aus dem Nichts, ist ein dunkler Schatten über ihr.
Sie sieht einen schwarzen Umhang, einen Dreispitz und einen metallenen Haken, dort, wo eine Hand sein sollte.
Sie dreht sich um, flieht in Panik, fällt, kriecht mit schmerzendem Knie vorwärts, fühlt, dass er sie schon an der Hüfte hält. Sie kommt kaum voran, den Verfolger dicht hinter sich, dessen Atem sie zu spüren meint.
Endlich sieht sie den Schein des fahlen Mondlichtes durch den Eingang fallen, robbt mit letzter Kraft darauf zu.
Sie hört Michels panischen Schrei: „Weg vom Seil!“, und fällt, fällt den Abhang hinunter, sieht eine Hand sich ihr entgegenstrecken, sieht in Michels Kindergesicht.
Schreiend erwacht Juliette, schaut in Georgs Augen, hält seine Hand fest umklammert. Vorsichtig richtet er sie auf, streichelt sie, lässt sie langsam wach werden.
Ganz gegenwärtig ist der Traum, sie kann ihn im Detail erzählen. „ Der Schatten, Georg, er kommt von oben. Wir müssen nach oben schauen!“
„ Kann es nicht einfach das herabstürzende Auto gewesen sein, das du gesehen hast?“
„ Nein, es ist ein Mensch, es ist dieser Jemand, der uns verfolgt, auch wenn er mir hier in Gestalt eines Seeräubers aus Michels Geschichten erschienen ist. Es wäre nicht das erste Mal, Georg, dass mein Kopf mir im Traum Lösungsansätze liefert! Früher habe ich das immer als dummes Zeug abgetan, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es manchmal nützlich sein kann, solche Träume ernst zu nehmen. Man muss sie bloß zu deuten wissen.“
„ Ich bin ganz sicher, dass wir das Rätsel lösen können. Morgen werden wir neue Erkenntnisse haben, notfalls auch noch einmal diesen Gang unter die Lupe nehmen und uns im Deckenbereich genauer umsehen. Aber denkst du nicht, wir sollten jetzt versuchen, noch eine Mütze voll Schlaf zu bekommen?“, schlägt Georg vor, dem langsam die Augen zufallen.
„ Sicher, du hast ganz recht, halt mich nur fest, dann kann ich bestimmt auch wieder einschlafen. Wenn bloß dieser verdammte Verband nicht so drücken würde!“, schimpft Juliette.
„ Komm, lass sehen, wir wickeln ihn mal ab.“ Georg sieht ihr deutlich an, wie sie sich quält, setzt sich entschlossen auf und macht Licht.
„ Ach du liebe Güte!“, entfährt es ihm entsetzt, als er das Knie freigelegt hat.
Die gesamte Umgebung der Naht ist großflächig in einen leuchtend dunklen Violetton getaucht, der viel zu enge Verband hat tiefe Eindrücke in dem stark geschwollenen Gewebe hinterlassen.
„ Ist sofort besser jetzt, der Druck hat schon nachgelassen“, bekundet Juliette erleichtert. „Danke!“
Vorsichtig verbindet Georg sie erneut, darauf bedacht, ohne Kompression lediglich die Wunde abzudecken, und wüst schimpfend, Ärzte würden allzu gern vergessen, dass solche Verletzungen, wenn sie erst einmal zur Ruhe kämen, richtig anzuschwellen pflegen, und wenn einer seiner Frau Schmerzen zufügen würde, sei er das und kein dahergelaufener Weißkittel, er wisse nämlich wenigstens, was er tue.
Juliette kann sich das Lachen über diese wütende Tirade nicht verkneifen.
„ Du wärst ja wohl auch nicht so blöd, mir ausgerechnet mein Knie zu demolieren, das macht ja gar keine Lust, nicht? Schließlich gehört das definitiv nicht zu meinen erogenen Zonen.“
„ Genau, du sagst es! Aber wenn wir diesen Faxenkram hier hinter uns haben, ich sage dir...!“, droht er ihr lachend.
„ Ach, wenn's doch bloß bald wieder so wäre“, seufzt Juliette und fällt endlich, von ihm liebevoll gehalten in tiefen, traumlosen Schlaf.
9. Kapitel
Es ist noch früh als Hinrich seinen Sohn aus den Federn holt.
Verschlafen wühlt Michel seinen blonden Kopf aus den Kissen, reibt sich die sommersprossige Nase. „Was'n los, Papa?“
„ Hattest du nicht heute etwas ausgesprochen Wichtiges vor? Ich habe schon die Kornfeuchte geprüft; ich will anfangen zu mähen, sobald der
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