Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
ist absolut leer und trotz genauen Suchens findet sich weder in den Wänden noch im Boden der kleinste Hinweis auf eine Anbindung zum Gang.
Juliette klettert als Erste die glatten schmalen Stufen wieder hinauf und setzt sich wartend auf die oberste, während die Männer unten noch beim Schein der Taschenlampe diskutieren. Die Sonne fällt durch das kleine Fensterchen in den kahlen Raum und lässt angeleuchtete Staubpartikel wie winzige Sternchen in der Luft flirren. Versonnen sieht sie ihnen zu, als ihr auffällt, dass aus diesem Blickwinkel ganz klar Fußspuren auf dem Boden zu erkennen sind.
Juliette will rufen, um ihre Entdeckung mitzuteilen, als sie plötzlich auf der Treppe über sich Schritte hört.
„ Georg, Fernando!“ Ihr Schrei lässt die Männer alarmiert aufhorchen und unverzüglich die Stufen heraufeilen.
„ Da ist jemand auf der Stiege“, deutet sie nach oben. Ohne Zögern sprinten beide die Treppe hinauf. Mit einem Satz springt Juliette vor das Torhaus und erkennt am Ende der Balustrade gerade noch, wie eine Gestalt die Tür zum zweiten Teil des Gebäudes hinter sich zuwirft. Nur Sekunden später kommen Georg und Fernando hinterher. Hohl klingen die Schritte auf dem alten Holz. Als sich die Tür nun zum zweiten Mal schließt, ist die Stille plötzlich geradezu greifbar, und obwohl sie in der hellen Mittagssonne steht, fröstelt Juliette.
Sie ist allein und sie hat Angst.
Die Zeit, bis sich die Tür oben wieder öffnet, erscheint ihr unendlich lang, und obwohl sie für keinen Moment den Blick abwendet und die Bewegung der Tür herbeisehnt, erschreckt sie doch, als die Klinke heruntergedrückt wird. Erleichtert sieht sie zuerst Georg, dahinter Fernando auf die Balustrade treten.
„ Habt ihr ihn?“
„ Vom Erdboden verschluckt, spurlos verschwunden!“, ruft Georg herunter. „Komm mal rauf, aber geh über die Balustrade, der Raum über dem Torbogen ist etwas baufällig und nicht betretbar.“
Wohl ist ihr nicht, als sie den Weg nach oben nimmt. Da hilft es auch nicht, sich bewusst zu machen, dass Furcht vollkommen unnötig ist, denn zwischen ihr und einer möglichen Gefahr weiß sie immerhin zwei Männer. Dennoch ist sie froh, als sie die klemmende Tür zu dem Balkon geöffnet hat und in etwa sieben Metern Höhe wieder in der Sonne steht. Das Geländer sieht nicht sehr vertrauenerweckend aus; morsch und sehr renovierungsbedürftig wirkt das alte Holz.
„ Fernando, hier hast du aber noch reichlich Restaurationsbedarf“, bemerkt sie „Und wo ist der Mann hin? Ich habe ihn ganz deutlich gesehen, als er die Tür zugeworfen hat!“
„ Würdest du ihn wiedererkennen können?“, fragt Georg.
„ Sein Gesicht habe ich nicht gesehen, auch nicht genau, was er anhatte, die Statur und die Art, wie er sich bewegt, habe ich aber im Kopf“.
„ Komm, Juliette, guck dir noch den anderen Teil des Hauses an. Wir haben keine Idee, wohin der Flüchtende verschwunden ist. Vielleicht hilft uns deine weibliche Intuition“, bittet Fernando sie durch den Eingang zum Ostturm.
Dieser Teil ist exakt genauso aufgebaut wie der andere. Einzig die Eingangstür fehlt, und dort, wo sich auf der anderen Seite die Kellerluke befindet, hängt hier ein uraltes Waschbecken an der Wand, dessen ehemals weiße Emaille fast völlig abgeblättert ist. Der Wasserhahn darüber tropft in langem Abstand auf das rostige Abflusssieb.
„ Hier habt ihr den Mann verloren?“
„ Nein, als wir die Treppe hinunterkamen, war er weg.“
Aufmerksam sieht sich Juliette in dem Raum um, ohne den geringsten Hinweis auf eine Fluchtmöglichkeit zu finden. Lediglich ein blecherner Dosendeckel unter dem Waschbecken fällt ihr auf, und die drei kommen zu dem Schluss, dass der durchaus der Neuzeit entstammt und sicher noch nicht lange hier liegt. Sie nehmen das am Rand ausgefranste Stück Blech mit.
Die genaue Untersuchung der näheren Umgebung des Torhauses ergibt keinen Hinweis mehr. Um Spuren finden zu können ist der Boden viel zu trocken.
Es ist bereits hoher Mittag und die Sonne brennt erbarmungslos vom wolkenlosen Himmel, als sie frustriert beschließen, zum Haus zurückzu fahren.
Susanna hat gute Nachrichten.
„ Lena ist einen Tag nach ihrem Verschwinden in Begleitung eines Mannes an einer Tankstelle in Schwerin gesehen worden. Zu diesem Zeitpunkt soll sie putzmunter gewesen sein, hat der Tankwart ausgesagt. Sein Eindruck war, ein frisch verliebtes Paar vor sich zu haben. Wer weiß, vielleicht hat sie jemand für ein paar
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