Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
Ridgebacks so ungeduldig um ihren Herrn herumspringen, dass er sie erst einmal „Platz machen“ lassen muss, um überhaupt in Ruhe die Hundefutterdosen öffnen zu können.
Um ihre eigene Unsicherheit zu überspielen, widmet Juliette sich aufmerksam einer leeren Dose, studiert, ohne wirklich wahrzunehmen die Deklaration der Inhaltsstoffe auf der Banderole, dreht die Dose in der Hand und stutzt plötzlich.
Ihr Augenmerk gilt dem Deckel der Dose.
„ Wo ist das Stück Blech, das wir im Torhaus gefunden haben?“
„ Liegt im Kofferraum“, antwortet Georg, „soll ich es holen?“
„ Ja, ich habe da einen Verdacht“, bittet Juliette.
„ Schaut mal“, demonstriert sie den Männern die Bestätigung ihrer Idee, „die Prägungen auf beiden Deckeln sind identisch. Sogar das Haltbarkeitsdatum ist das gleiche. Das heißt, unser Gesuchter füttert einen Hund!“
„ Donnerwetter, du hast recht“, begeistert sich Georg, „allerdings habe ich weit und breit keinen Hund dort gesehen und Spuren im Staub auf dem Fußboden stammten doch auch nicht von Hundepfoten, sondern nur von menschlichen Schritten, nicht?“
„ Stimmt“, überlegt Juliette, „ganz ehrlich weiß ich auch nicht wirklich, inwiefern uns diese Erkenntnis weiterbringen kann. Wir können es immerhin den anderen erzählen, vielleicht haben die eine Idee.“
Sie statten den Pferden einen kurzen Besuch ab, bei dem sie Diego plötzlich mit ganz anderen Augen sieht und insgeheim feststellt, dass sie im Grunde selbst auf den Gedanken hätte kommen müssen, dass er unerhörte Ähnlichkeiten mit seinem Vater aufweist.
Als sie ihn unterm Sattel gehabt hatte, war ihr ein unbegründeter Verdacht gekommen, ein Gefühl nur, zu ähnlich waren sein Verhalten und seine Bewegungsabläufe gewesen. Allerdings, so sagt sie sich jetzt, wäre der Gedanke, einen Sohn zu reiten, doch vollkommen an den Haaren herbeigezogen gewesen.
Mit leisem Schnauben nimmt der Hengst ihr den mitgebrachten Apfel sanft aus der Hand. Er ist mit sich und mit ihr im Reinen und ahnt nicht, was in Juliette vorgeht, reibt sich nur freundlich den Kopf an ihrer Schulter, lässt sich geduldig und genießerisch den Mähnenkamm kraulen, um sich dann doch schnell wieder seinem Heu zuzuwenden.
In Fernandos Blick sieht sie ein stilles Einverständnis, und obwohl es keinen greifbaren Grund für Uneinigkeit zwischen den Männern gibt, spürt sie die Spannung, die sich aus der Tatsache ergibt, dass Fernando über einen für sie so erheblichen Teil ihres Lebens unterrichtet ist, von dem Georg nichts ahnen kann. Es wird Zeit, denkt Juliette, diesen Umstand zu ändern. Sie nimmt sich vor, die nächste sich bietende Gelegenheit zu nutzen.
Gerne wäre sie noch im Stall geblieben, empfindet aber den dringenden Wunsch, sich zu schütteln, in die Realität zurückzukehren, die spannend genug ist, sich weniger schmerzhaft erinnert zu fühlen, und die dicke Luft vom Seewind fortblasen zu lassen.
Sie vergisst zu hinken, als sie flott den Stall in Richtung Haus verlassen, was ihr eine misstrauische Bemerkung von Georg einträgt.
Fast alle anderen sitzen bei Kaffee und ausgefallen dekorierten Canapés im Garten versammelt und unterhalten sich.
„ Könnt ihr euch vorstellen, was es zu bedeuten hat, dass wir einen Dosendeckel im Torhaus gefunden haben, der identisch ist mit den Deckeln von Fernandos Hundefutterdosen?“, trägt Juliette die ungeklärte Frage vor.
„ Hundefutterdosen?“ Sarahs Stimme ist fast tonlos, ihr Gesicht plötzlich totenbleich, als sie die Hände vor das Gesicht schlägt und unkontrolliert, für niemanden nachvollziehbar, zu schluchzen beginnt.
„ Um Himmels willen, Sarah!?“ Sofort sind alle bei ihr, Juliette nimmt sie fassungslos in den Arm.
Niemand kann zu Sarah durchdringen. Sie geht in die Knie, krümmt sich wie ein Fötus auf dem Rasen und scheint nichts um sich herum mehr wahrzunehmen. Lydia bringt feuchte kalte Handtücher, hält sie ihr auf die Stirn. Susanna bemüht sich, ihr eine Decke unterzuschieben. Schon wird der Ruf nach einem Arzt laut.
„ Gleich...“, presst Sarah mit einer abwehrenden Handbewegung daraufhin heraus und Juliette beschließt, sie einfach weiter zu halten, zu warten, bis sie bereit ist, zurückzukehren aus einer beängstigenden Welt, die nur sie zu kennen scheint, und die offenbar einen solchen Sog auf sie ausübt, dass sie trotz hilfreich hingestreckter Hände den Weg heraus nicht gehen kann.
Daniel, der als Einziger gefehlt hat, kommt über
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