Unter die Haut: Roman (German Edition)
Duschkabine.
»Hey!«
Er drehte sich um und sah Ivy mit empörtem Blick in der Tür stehen. Sie rauschte ins Bad, schubste ihn zur Seite und bückte sich nach ihrer auf dem Boden verstreuten Wäsche. Vorwurfsvoll sagte sie: »Jetzt ist alles wieder nass.«
»Na und?«, sagte er. »Es nervt mich, im Bad ständig über diesen Scheiß zu stolpern.«
»Und wo soll ich meine Sachen trocknen, Vincent, wenn nicht hier? Kannst du mir das mal sagen?«
»Wie wäre es mit dem verdammten Balkon? Dann hat auch die Nachbarschaft was davon!«
»Wie nett.« Sie erhob sich, drehte ihm den Rücken zu und fing an, ihre Unterwäsche erneut Stück für Stück über die Duschstange zu verteilen.
»Spar dir deinen Kommentar.« Zornig starrte er ihren Rücken an und rubbelte sich kurz mit einem Handtuch ab, bevor er es sich um die Hüften schlang. »Wenn sie da draußen hinge, müsste ich mich wenigstens nicht ständig durch diesen Müllberg kämpfen, wenn ich mal pinkeln will!«
Ivy verzog den Mund. »Charmant wie immer, D’Am bruzzi.«
»Auch das kannst du dir sparen. Ich habe einfach die Nase voll davon, dass überall dein Kram herumfliegt.«
Sie drehte sich zu ihm um. Am liebsten hätte sie gesagt, dass sich dieses Problem ganz leicht lösen ließe, stattdessen holte sie nur einmal tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. Wenn sie erst einmal anfing, würde sie womöglich etwas sagen, was sie später bereute. Und dieses Risiko wollte sie nicht eingehen – noch nicht.
»Bis nachher, ich gehe jetzt«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Dann zwang sie sich, ihre Kiefermuskeln etwas zu entspannen, und fügte hinzu: »Ich hatte eigentlich vor, dich zu fragen, ob du heute Abend mitkommen willst, aber angesichts deiner momentanen Laune halte ich das doch nicht für eine so gute Idee.«
Erst jetzt bemerkte Vincent, dass sie sich umgezogen hatte und nicht mehr die Leggings und das T-Shirt trug, die sie angehabt hatte, als er nach Hause gekommen war. Es spielte keine Rolle, dass sie ihm gerade implizit zu verstehen gegeben hatte, dass sie nur wegen seiner schlechten Laune auf seine Gesellschaft an diesem Abend verzichtete, ihm erstarrte das Blut in den Adern beim Anblick des kurzen, schwingenden Röckchens, der Satinpumps, des schwarzen Oberteils – seines Oberteils, mein Gott – zumindest sah er es so … Es war dasjenige, das sie auf der Grillparty bei Keith getragen hatte. Sie hatte auch ein bisschen mehr Make-up aufgelegt als sonst. Während der Viertelstunde, die sie in gespannter Atmosphäre beim Abendessen verbracht hatten, hatte sie ihre Verabredung mit keinem Wort erwähnt. Jetzt war es also so weit. Die ganze Zeit über hatte er gewusst, dass es früher oder später passieren würde.
Sie betrog ihn.
Er war so erfüllt von Misstrauen und der Gewissheit, dass irgendwann der Tag kommen würde, an dem sie ihn endgültig verließ, dass er fast geglaubt hatte, es wäre eine Erleichterung, wenn es tatsächlich passierte. Jetzt musste er allerdings feststellen, dass dem nicht so war.
»Wo zum Teufel willst du hin?«, fragte er und baute sich vor ihr auf.
Aber damit konnte er Ivy nicht einschüchtern, dafür war sie viel zu wütend. Sie reckte das Kinn in die Höhe, blickte ihm direkt in die Augen und antwortete knapp: »Mack’N Babe’s.«
»Aber nicht ohne mich.«
»Ich glaube, das habe ich eben schon erklärt, Vincent. Ich werde mit dir nirgendwohin gehen. Heute Abend nicht und auch in Zukunft nicht, wenn du dich weiterhin wie ein Neandertaler aufführst.«
»Fang nicht an, mit mir zu streiten, Ivy«, sagte er mit bedrohlich leiser Stimme, »ich hatte einen beschissenen Tag.«
Das brachte das Fass zum Überlaufen. »Einen beschissenen Tag?«, zischte sie. »Du meinst, das geht erst einen Tag so?« Mit steigender Wut wurde auch ihre Stimme lauter. »Weißt du was, D’Ambruzzi? Für mich war es eine beschissene Woche! Und hör mir gut zu, weil ich es nur einmal sagen werde. Ich habe die Nase voll von dir und deinen ekelhaften Verdächtigungen. Das Leben mit dir war in der letzten Zeit wirklich kein Vergnügen.« Mit bebender Brust versuchte sie, sich wieder in den Griff zu bekommen. »Ich will ein bisschen Spaß haben und mich entspannen. Und das werde ich heute Abend auch tun … mit meiner Familie. Und du bist nicht eingeladen.«
»Mit deiner Familie? Mann, deine Familie macht mich wirklich krank.« Er beugte sich vor, und seine Augen bohrten sich in ihre. »Und was stellst du dir unter ein
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