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Unter die Haut: Roman (German Edition)

Unter die Haut: Roman (German Edition)

Titel: Unter die Haut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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ebenfalls. »Soll ich Sie nach Hause bringen?«
    »Nein.«
    Lass es gut sein, sagte sich Vincent. Sei wenigstens einmal, seit du diese Frau kennen gelernt hast, so schlau und lass es gut sein. Aber er konnte nicht. Er griff nach ihrem Arm. »Dann bringe ich Sie zu Ihrem Wagen.«
    Ivy versuchte nicht einmal, ihren Arm sanft aus seinem Griff zu befreien, sie riss sich mit einer heftigen Bewegung los. »Das ist nicht nötig.«
    »Ivy …«
    »Ich würde es vorziehen, wenn Sie mich nicht so nennen.« Sie reckte das Kinn in die Höhe, und ihre Augen waren plötzlich ganz dunkel vor Zorn. Er hatte das Recht verwirkt, ihr gegenüber irgendwie vertraulich zu werden. »Für Sie bin ich Dr. Pennington.«
    Vincents Kopf zuckte zurück, als hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst. Unwillkürlich trat er dicht vor sie und funkelte sie wütend an. »Ach ja?«, sagte er höhnisch, während er sich nur zu gut daran erinnerte, wie sie nackt aussah, wie willig sie gewesen war und wie empfänglich. »Sind Sie etwa Dr. Pennington für alle Männer, von denen Sie sich vö-«
    Jetzt verpasste sie ihm tatsächlich eine Ohrfeige, und zwar eine so heftige, dass sein Kopf zur Seite flog. »Du mieser …« Ihr fiel keine Beschimpfung ein, die gemein genug gewesen wäre, und so stand sie ein paar Sekunden lang einfach nur da, und ihre Brust hob und senkte sich, während sie nach Atem rang. »Ich dachte, es wäre etwas Besonderes, verdammt noch mal! Ich dachte, du wärst etwas Besonderes. Aber du bist auch nur einer von den Kerlen, die eine schnelle Nummer schieben wollen, oder?« Ihr Lachen klang hart und verbittert. »Klar bist du das. Und sobald du bekommen hattest, was du wolltest, bist du verschwunden.«
    Sie verachtete sich selbst wegen der Tränen, die ihr in die Augen schossen, und wischte sie wütend mit dem Handrücken weg. Nachdem sie einmal tief Luft geholt hatte, sah sie ihn mit emporgerecktem Kinn an. »Ich mag zunächst die Regeln ja nicht ganz verstanden haben, aber niemand kann mir vorwerfen, dass ich nicht schnell lerne. Offenbar ist das Ganze nur ein kleines Spielchen für dich, eins, das du sehr gut beherrschst, zugegeben. Aber auf mich kannst du dabei nicht mehr zählen. Du hast mich einmal zum Narren gehalten, D’Ambruzzi. Denk bloß nicht, dass ich dir die Chance gebe, das noch mal zu tun.«
    Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ mit großen Schritten das Zimmer.
    Vincent stand wie versteinert da und sah noch, wie ihre Haare über ihre Schultern fielen und unter der Deckenbeleuchtung leuchtend rot aufflammten, bevor sie aus seinem Blickfeld verschwand. Er tastete hinter sich, bis seine Hand die Lehne eines Stuhls zu fassen bekam. Langsam zog er ihn zu sich heran und ließ sich darauf nieder.
    Er fuhr sich mit der Hand über Wange und Kinn, wo sie ihn getroffen hatte, und drückte sie gegen die leichte Schwellung. Die Haut brannte an den Stellen, an denen das Blut pochend an die Oberfläche drängte. Er kam sich vor wie ein billiger Kleinwagen, der von einem dicken Schlitten gerammt worden war.
    Ich dachte, es wäre etwas Besonderes, verdammt noch mal! Ich dachte, du wärst etwas Besonderes.
    Er hatte überhaupt nicht an sie gedacht.
    Er hatte nicht darüber nachgedacht, wie sie sich fühlen mochte, wenn sie am Freitagmorgen allein aufwachte und er nichts von sich hören ließ. Er war viel zu beschäftigt damit gewesen, sich Strategien zum Schutz seiner eigenen Gefühle auszudenken. Zu beschäftigt damit, die Wirkung zu leugnen, die ihre Liebesnacht auf ihn gehabt hatte, als dass er einen Gedanken daran verschwendet hätte, welche Wirkung sie auf sie gehabt haben könnte. Na ja, jetzt wusste er es, oder? Ja, sicher, jetzt wusste er es, und den Ausdruck in ihren Augen würde er nicht so schnell wieder vergessen.
    Automatisch drehte Vincent sich auf seinem Stuhl herum und begann die Aufzeichnungen auf seinem Schreibtisch durchzugehen. Wenig später ertappte er sich jedoch dabei, dass er einfach nur dasaß und die Blätter anstarrte, ohne die geringste Ahnung, was er gerade gelesen hatte.
    Warum machte er bei dieser Frau schon wieder den gleichen bescheuerten Fehler? Er hatte sich für so schlau gehalten, gedacht, er hätte den Hals aus der Schlinge gezogen. Sein Entschluss, sie zu vergessen, rührte daher, dass sie innerhalb einer kurzen Stunde geschafft hatte, ihm viel zu nahe zu kommen, und dieses Risiko wollte er nicht eingehen. Vincent D’Ambruzzi ließ niemanden so nahe an sich heran.

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