Unter die Haut: Roman (German Edition)
Notaufnahme drüben in der Unfallklinik, nicht wahr?«
Vincent beobachtete Ivy, während sie ein paar Sätze mit McGill wechselte, und fragte sich, was zum Teufel sie hier wollte. Als er sich dabei ertappte, dass er sie im Geist auszuziehen begann, blinzelte er ein paarmal verärgert und drehte sich weg. Verdammter Mist. Gerade wenn er langsam alles wieder auf die Reihe bekam, musste sie auf der Bildfläche erscheinen.
Keith suchte seinen Blick und sah ihn vorwurfsvoll an. »Da hast du mir ja einiges verschwiegen, Alter«, sagte er leise. »Darüber werden wir bei Gelegenheit ein Wörtchen reden müssen.« Dann schob er seinen Stuhl zurück und erhob sich, um Feierabend zu machen – allerdings nicht, ohne zuvor noch schnell auf Vincents Seite herüberzukommen und einen kurzen Blick auf Ivys Beine zu werfen. Mit einem leisen Pfiff und einem anerkennenden Lächeln machte er auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer.
Als Ivy sich nach dem Gespräch mit der hübschen blonden Polizistin wieder Vincent zuwandte, stellte sie überrascht fest, dass sich der überfüllte Raum zu leeren begann. Sie sah zu Sue, die gerade ihre Handtasche aus einer der Schreibtischschubladen holte, und ein kurzer Blick auf ihre Uhr sagte ihr, dass es bereits nach vier war. Verdammt. Sie hätte früher herkommen sollen. Ihre Absicht war gewesen, in einem Raum voll Polizeibeamter mit Vincent zu reden, und nicht mit ihm allein. Gott sei Dank saßen wenigstens noch drei andere Detectives an ihren Schreibtischen und arbeiteten.
Vincent zog einen Stuhl für sie heran. »Setzen Sie sich.«
Sie folgte der Aufforderung, schlug die Beine übereinander, öffnete ihre große Umhängetasche und holte die Karte in dem Plastikbeutel heraus. Sie schob sie über den Schreibtisch, bis sie direkt vor ihm lag. »Die steckte in einem Strauß Blumen, der am Samstag in der Klinik für mich abgegeben wurde. Ich denke, sie könnten von dem Mann sein, der Bess Polsen angegriffen hat.«
Vincent riss seine Augen von ihren Beinen los, auf denen sie unwillkürlich geruht hatten, und sah ihr zuerst ins Gesicht und dann auf die Karte, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Er betrachtete sie schweigend ein paar Sekunden lang, dann kehrte sein Blick wieder zu ihr zurück, er hatte den Zusammenhang offensichtlich wesentlich schneller erfasst, als sie es getan hatte. »Die Unterschrift?«, sagte er. »Ein halbes Herz wie das, das er ihr in die Brust geritzt hat?«
»Ja.«
Vincent kniff die Augen zusammen und sah sie durchdringend an. »Sie haben am Samstag Blumen von einem Vergewaltiger bekommen und kommen erst jetzt, um mir das zu sagen?«
Ivy presste die Zähne aufeinander, aber immerhin gelang es ihr, ihm in einem neutralen Ton zu antworten: »Ich hatte erst am Sonntag wieder Dienst, und es hat bis Sonntagabend gedauert, bis mir klar wurde, von wem sie sind.« Eher würde sie an ihrer eigenen Zunge ersticken, als diesem Kerl gegenüber zugeben, dass sie einen kurzen Moment lang tatsächlich geglaubt hatte, er habe sie ihr geschickt. Sie stieß die Luft aus und erwiderte kühl seinen Blick. »Ich bin gestern sofort nach Ende meiner Schicht hergekommen, aber da war hier natürlich schon niemand mehr da.«
Er wusste nicht, wie sie das machte, aber trotz ihres ausgesprochen höflichen Tons schaffte sie es, dass er sich persönlich für die Arbeitszeiten seiner Abteilung verantwortlich fühlte. »Kam der Strauß von einem Floristen?«
»Vermutlich, solche Sträuße bekommt man nicht im Supermarkt. Aber ich habe keine Ahnung, von welchem.«
»Was ist mit der Schachtel, in der er geliefert wurde?«
»Es gab keine. Und er war auch nicht in die übliche Folie gewickelt. Als er im Schwesternzimmer ankam, war er bereits ausgewickelt, aber niemand scheint zu wissen, ob er so abgegeben wurde oder ob ihn zwischendurch jemand ausgepackt hat.«
Vincent stieß einen leisen Fluch aus. »War ein Umschlag dabei?«
Ivy beugte sich vor, um den Plastikbeutel umzudrehen, und er sah, dass der Umschlag hinter der Karte steckte. Er lehnte sich nach vorne, um die Aufschrift zu lesen, aber es war nur Ivys Name in ordentlichen Druckbuchstaben darauf zu sehen, kein Aufdruck oder Logo. Als Ivy den Kopf drehte, um Vincents Reaktion auf den leeren Umschlag zu verfolgen, stellte sie fest, dass sich ihr Gesicht viel zu nah bei seinem befand, und ließ sich wieder gegen die Lehne ihres Stuhls sinken. »Kein Name eines Blumenladens«, erklärte sie hilfreich.
»Na ja, vielleicht haben wir Glück
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