Unter die Haut: Roman (German Edition)
nicht hier. Dem fühlte er sich nicht gewachsen. Er wusste, dass er ihr eine Erklärung schuldete, aber er hatte weiß Gott keine Lust, über LaDonna zu reden oder über seine Weigerung, eine neue Beziehung einzugehen. Es war ihm zuwider, sein Privatleben vor anderen auszubreiten. Warum konnten sie sich nicht einfach um den Verstand vögeln, die Vergangenheit ruhen lassen und herausfinden, was zwischen ihnen war, bis es von selbst endete? Warum wollten Frauen immer reden, während Männer Taten vorzogen? »Ja«, sagte er schließlich. »Kaffee wäre gut.«
Ivy machte eine Kanne und sie nahmen die Tassen mit ins Wohnzimmer. Sie setzte sich so auf das Sofa, dass sie ihn ansehen konnte, zog einen Fuß unter sich, nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und musterte über den Rand ihrer Tasse sein verschlossenes Gesicht. Ein leises, ironisches Lächeln umspielte ihren Mund, und sie schüttelte den Kopf. »Mein Gott, Vincent. Du machst ein Gesicht, als ob du lieber ohne Betäubung eine Wurzelbehandlung über dich ergehen lassen würdest.«
Er knurrte etwas Unverständliches.
Ihr Anflug von Humor schwand. »Hör mal«, sagte sie ungeduldig, »du bist derjenige, der reden wollte. Wenn du nichts zu sagen hast, dann lass es einfach bleiben.«
»Ich finde, du hättest mich wenigstens fragen können, was ich heute Abend herausgefunden haben, statt mir die Tür vor der Nase zuzuknallen.«
»Oh!« Ivy wurde rot. »Du hast Recht.« Sie stellte ihre Tasse auf den Tisch und beugte sich vor. »Was hast du herausgefunden?«
»Eigentlich nichts.« Nichts Konkretes jedenfalls.
Sie sah ihn ärgerlich an. »Ich schätze, das war ein ziemlich kurzes Gespräch, oder? Kaum wert, dass du deswegen so aus der Fassung gerätst.«
»Verdammt noch mal, Ivy, darum geht es doch nicht!« Vincent beugte sich vor, stellte seine Tasse ab und rieb sich mit den Händen übers Gesicht. Schließlich hob er wieder den Kopf und sagte in etwas ruhigerem Ton: »Das ist nicht einfach für mich, verstehst du?«
Sie nickte.
»Erst mal möchte ich was loswerden. Es tut mir Leid, dass ich ohne ein Wort verschwunden bin, nachdem wir miteinander geschlafen haben.« Seine finstere Miene verflüchtigte sich, als er die Hand ausstreckte, um ihr eine Haarsträhne von der Wange zu streichen. »Das wollte ich dir schon lange sagen, ehrlich, aber irgendwie schien sich nie die passende Gelegenheit zu ergeben.«
»Das hat mich sehr verletzt, Vincent. Ich kam mir benutzt vor.«
»Ja, das ist mir klar geworden, als du mich letzte Woche auf dem Revier so angefahren hast, aber du musst mir glauben …« Er wandte den Blick ab und rieb sich den Hals. Nach ein paar Sekunden sah er sie wieder an, seufzte und sagte: »Sieh mal, ich habe keine Entschuldigung dafür. Ich hatte nicht die Absicht, dich zu verletzen, ich habe nur einfach nicht darüber nachgedacht, welche Wirkung mein Verhalten auf dich haben könnte. Wahrscheinlich habe ich nur an mich gedacht. Aber diese Nacht, Ivy … es war schön. Es war sehr schön. Und nicht nur deshalb, weil das letzte Mal sehr lange her war.«
»Aber?«
»Aber, verdammt noch mal, es war im Grunde zu schön, um wahr zu sein, und vielleicht hast du Recht – vielleicht hatte ich Angst. Angst, dass es … ich weiß nicht … dass es zu einer festen Beziehung führt. Angst, dass du etwas von mir erwartest, was ich dir vermutlich nicht geben kann. Ich habe es auf die harte Tour gelernt, dass ich nicht beziehungstauglich bin. Deshalb habe ich das Weite gesucht, um zu verhindern, dass das mit dir eine wird.«
Ivy betrachtete sein angespanntes Gesicht. »Du hast eine ziemlich schwierige Beziehung hinter dir, wenn ich richtig verstehe.«
Sein kurzes, hartes Lachen hatte nichts Fröhliches an sich. »Ja, das könnte man sagen«, stimmte er zu und sah sie verbittert an. »Ich war vier Jahre lang mit einer Frau verheiratet, die ständig die Beine breit gemacht hat.« Ivys Augen weiteten sich, und für den Fall, dass sie die Bedeutung seiner Worte nicht richtig begriffen hatte, fügte er hinzu: »Nicht nur für mich, Ivy – für jeden Kerl, der einen hochkriegen konnte.«
Das erklärte vieles, doch gleichzeitig war sie überrascht, sowohl von der Tatsache, dass er verheiratet gewesen war – darüber hatte sie sich nie Gedanken gemacht -, als auch von dem Bild, das diese Worte von seiner Exfrau zeichneten. »Oh Vincent, das tut mir Leid«, sagte sie und griff unwillkürlich nach seiner Hand. Sie drückte sie und fuhr fort: »Wirklich. Ich weiß
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