Unter die Haut: Roman (German Edition)
gar nicht, was ich sagen soll. Ich bin … überrascht.«
Wenn er verlegen war, neigte er dazu, grob zu werden, und er entriss ihr seine Hand. »Spar dir dein Mitgefühl«, knurrte er. Verdammt … sie bedauerte ihn. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. »Und was genau findest du überraschend? Dass irgendeine Frau auf die Idee kommen könnte, mich zu heiraten?«
»Nein«, erwiderte sie sanft und hielt seinem finsteren Blick ruhig stand. »Dass irgendeine Frau dich zu betrügen vermag, nachdem du sie geliebt hast.«
»Glaub mir«, versicherte er ihr. »Wenn es darum ging, Männer aufzureißen, hatte das Luder ein besonderes Talent entwickelt.« Sein Tonfall ließ es angeraten erscheinen, auf weitere Mitleidsbekundungen zu verzichten. Trotzdem legten sich ihre Worte wie Balsam auf eine Wunde, die in den vergangenen drei Jahren unablässig geschwärt hatte.
Die Art, wie er dieses Schimpfwort aussprach, so als sei es der Name seiner Exfrau, erregte Ivys Neugier, und sie fragte, ohne lange nachzudenken: »Warum nennst du sie so – ›das Luder‹?« Gleich darauf zog sie eine Grimasse und hob abwehrend die Hand. »Tut mir Leid. Das war eine blöde Frage.«
Zu ihrem Erstaunen lächelte Vincent. »Um ehrlich zu sein, bin nicht ich derjenige, der ihr diesen Namen verpasst hat – den hat sie Anna Graham zu verdanken. Sie und ihr Mann Keith sind Freunde von mir, und Anna konnte LaDonna vom ersten Moment an nicht ausstehen. Im Gegensatz zu mir«, sagte er ohne Groll, »hatte Anna sie vom ersten Augenblick an durchschaut. Na, jedenfalls hat Anna LaDonna immer so bezeichnet, wenn sie mit Keith über sie gesprochen hat, auch wenn ich das erst mitbekommen habe, nachdem wir uns getrennt hatten.« Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Es passt.«
»Und«, erkundigte Ivy sich zögernd, »liebst du sie immer noch, Vincent?« War das der Grund, warum er sich nicht auf eine Beziehung einlassen wollte?
»Verdammt noch mal, nein!« Die Frage kränkte ihn offensichtlich. »Ich habe dir doch gerade erzählt, dass sie mit jedem Kerl in der Stadt in der Kiste war – wofür hältst du mich, Ivy, für einen Waschlappen?«
»Tut mir Leid.« Sie fand die Frage ganz logisch – selbst wenn alle Umstände dagegen sprachen, war es weiß Gott nicht immer möglich, Gefühle einfach abzuschalten. »Warum müssen sich Männer immer so machomäßig gebärden, sobald man sie nach ihren Gefühlen fragt?«
»Wahrscheinlich weil Frauen immer so dumme Fragen stellen.«
»Die Frage ist nicht dumm«, widersprach sie. »Ich versuche nur herauszufinden, welche Rolle ich bei der ganzen Sache spiele.«
»Welche Rolle …?« Er richtete sich auf. »Was hat das denn mit dir zu tun?«
»Die beleidigende Art und Weise, wie du mich vom ersten Augenblick an behandelt hast, hat nichts mit der Geschichte zu tun, die du hinter dir hast?« Er starrte sie an, als könnte er so viel Selbstüberschätzung nicht fassen, und sie fuhr leicht verwirrt fort: »Tut mir Leid, ich glaube, ich begreife nicht, warum du mir das alles erzählt hast. Als du sagtest, ich sei die erste Frau, mit der du seit drei Jahren geschlafen hast, dachte ich, du meinst damit vielleicht …«
»Bild dir bloß nicht zu viel ein«, unterbrach er sie in einem beleidigend arroganten Ton. »Ich habe nicht gesagt, dass du die Erste seit LaDonna warst, du warst lediglich die Erste nach langer Zeit.« Er hatte nicht die Absicht, mit ihr darüber zu reden, dass durch LaDonnas Untreue sein Selbstbewusstsein schwer angeschlagen worden war, und auch nicht über die kurze Zeitspanne, in der er krampfhaft versucht hatte, es zwischen den Schenkeln irgendwelcher Frauen wiederherzustellen. Genauso wenig hatte er vor, Ivys Ego zu hätscheln, indem er ihr erzählte, dass ihm keine andere Frau jemals so unter die Haut gegangen war wie sie.
»Oh, Verzeihung.« Es tat weh, dass er nur von seiner Gewohnheit abgewichen war, um ihre Illusion zu zerstören. Das, was er mit seiner Exfrau erlebt hatte, erklärte zwar einiges, aber so Leid es ihr auch tat, dass er diese zweifellos sehr schmerzliche Erfahrung hatte machen müssen, sein Verhalten ließ ihr Mitgefühl schnell schwinden. »Was willst du dann von mir, Vincent?«
Er wusste es nicht, verdammt noch mal. Warum hörte sie nicht auf nachzubohren? Verärgert und in Abwehrhaltung nannte er das Einzige, dessen er sich absolut sicher war. »Deinen Körper.«
»Meinen Körper«, wiederholte sie mit einem Gefühl, als hätte er ihr gerade einen Kinnhaken
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