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Unter die Haut: Roman (German Edition)

Unter die Haut: Roman (German Edition)

Titel: Unter die Haut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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wenn er sie dabei beobachtet hatte, wie sie auf Partys mit anderen Männern flirtete, war er nicht eifersüchtig gewesen. Flirten war harmlos, und in seiner grenzenlosen Dummheit war er sogar noch stolz darauf gewesen, dass andere Männer sie attraktiv fanden. Vielleicht hatte es ihn sogar mit einer gewissen hämischen Freude erfüllt zu wissen, dass er derjenige war, der sie mit nach Hause nehmen und lieben würde.
    Das war wirklich ein guter Witz. Er und jeder andere, der Interesse zeigte.
    Aber davon hatte er erst später erfahren. Als er an diesem Nachmittag ins Schlafzimmer gekommen war, hatte es ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen, und in diesem einen kurzen Augenblick war eine ganze Welt für ihn zusammengebrochen und alles in Frage gestellt worden, woran er vorher geglaubt hatte.
    Er hatte niemals begriffen, warum er seine Pistole gezogen und sie Ray an den Kopf gehalten hatte statt LaDonna. Vielleicht war es einfacher gewesen, sich mit den Konsequenzen von dessen Betrug auseinander zu setzen. Bis zu diesen Augenblick hatte er Lenderbaum wenn auch nicht gerade als Freund, so doch zumindest als guten Bekannten betrachtet.
    Natürlich wäre es ihm nie auch nur in den Sinn gekommen, seine Frau könnte ihn betrügen. Was für eine Trantüte war er doch gewesen. Seine Naivität schrie wirklich zum Himmel.
    Was damals gesprochen worden war, haftete nur verschwommen in seiner Erinnerung. Er erinnerte sich daran, dass er alles wie durch einen roten Schleier aus Schmerz und Wut wahrgenommen hatte, und an Beschimpfungen und hysterisches Geschrei. Nur an eine Sache konnte er sich klar und deutlich erinnern – nachdem er seine Pistole wieder weggesteckt und LaDonna erklärt hatte, sie sei es nicht wert, dass er ihretwegen ins Gefängnis ging, hatte sie ihm trotzig entgegengeschleudert, sie sei froh, dass sie sein Baby abgetrieben habe, froh! In diesem Moment hätte er sie beinahe doch noch umgebracht; was ihn letztlich zurückgehalten hatte, war das Wissen, dass ihre Worte so kalkuliert waren, dass sie ihn möglichst tief verletzten.
    Wortlos hatte er sich umgedreht und war gegangen. Einige Zeit später fand er sich bei Keith und Anna wieder, ohne dass er hätte sagen können, wie er dorthin gekommen war. Nach dem Gespräch mit ihnen, das ihm auf schmerzhafte Weise die Augen geöffnet hatte, war er schnurstracks zum nächsten Anwalt gefahren.
    In den folgenden Wochen war er in erster Linie damit beschäftigt gewesen zu beweisen – sich selbst und allen anderen, die lange vor ihm gewusst hatten, dass LaDonna mit jedem ins Bett stieg -, dass sie es nicht geschafft hatte, ihm seine Männlichkeit zu rauben. Er hatte mit zahllosen Frauen geschlafen, an deren Gesichter er sich am nächsten Tag nicht mehr erinnern konnte, um freudlose Erleichterung und ein klein wenig Befriedigung zu finden. Dann war er eines Morgens im Bett einer weiteren fremden Frau aufgewacht und hatte festgestellt, dass er nicht einmal wusste, wie sie hieß. Voll Verachtung für sich selbst war er zu dem Schluss gelangt, dass er es nicht nötig hatte, irgendjemandem etwas zu beweisen. Von diesem Tag an hatte er im Zölibat gelebt … bis zu der Nacht, in der er Ivy Pennington verführt hatte.
    Jetzt musste er sich darüber klar werden, ob sein wiedererwachtes Verlangen ein ausreichender Grund war, sich noch einmal auf eine Beziehung einzulassen.
     
    Ivy überließ den kleinen Jaime Newman der Obhut der Krankenschwester und trat hinaus auf den Korridor. Dort ließ sie sich gegen die Wand sinken und schloss die Augen. Was für ein Tag.
    Vincent war irgendwo auf der Station, seine Gegenwart war zu spüren, auch wenn er nicht zu sehen war. Sie brauchte dringend etwas Abstand von diesem Mann, aber er war hier heute umtriebiger gewesen als ein Eisverkäufer im Hochsommer. Sie hatte den Überblick verloren, wie viele Leute sie während ihrer Schicht angesprochen hatten, einige entsetzt, andere neugierig und alle voll Mitgefühl wegen der Bedrohung, unter der sie stand. Sie wusste, dass sie es gut meinten, aber immer wieder erzählen zu müssen, wie es war, unfreiwillig im Zentrum der Aufmerksamkeit eines Vergewaltigers zu stehen, war nicht gerade ein Vergnügen. Allmählich begann sie die Anspannung zu spüren.
    Aber am schlimmsten von allem war die Geschichte des kleinen Jaime. Es schien sich um einen dieser aussichtslosen Fälle zu handeln, von denen sie bereits zu viele erlebt hatte. Gott, sie hatte das alles so satt.
    Zuerst hatte sie der

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