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Unter die Haut: Roman (German Edition)

Unter die Haut: Roman (German Edition)

Titel: Unter die Haut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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waren sie von einem Notfallteam umringt, das nur einen Blick auf den blutüberströmten Mann auf der Trage warf und mit routinierter Schnelligkeit schon mit der Behandlung begann, während der Patient noch durch den Korridor gerollt wurde.
    Von der Stelle aus, an der Vincent stand, sah er Ärzte und Schwestern kommen und gehen, und während er sie beobachtete, dachte er, dass es kein Wunder war, wenn man hier einen einzelnen Mann übersah, der darüber hinaus darauf bedacht war, sich unauffällig zu verhalten.
    Aber ebenso wie er vergessen hatte, was für ein Irrenhaus eine Notaufnahme sein konnte, hatte er vergessen, wie unvermittelt auch wieder Ruhe einkehren konnte. Auf einmal waren alle wartenden Patienten in den Behandlungsräumen verschwunden, und die Menge um den Empfang hatte sich gelichtet. Selbst die hysterische Autofahrerin saß inzwischen auf einem Stuhl im Wartebereich und füllte Formulare aus. Vincent stieß sich von der Wand ab und näherte sich dem Empfang, um sich zu erkundigen, wer heute Abend hier zuständig war.
    Die nächsten Stunden verbrachte er damit, mit dem Personal der Notaufnahme zu sprechen, sie auf ihrem Weg zwischen den einzelnen Notfällen abzufangen. Er sprach mit Ärzten, Schwestern, Hilfskräften, Pflegern und Verwaltungsangestellten. Diese Befragungen dienten einem doppelten Zweck: Einerseits versuchte er, so viele Informationen wie möglich zu sammeln, und andererseits wollte er erreichen, dass sich die Krankenhausangestellten der Gefahr, in der eine ihrer Kolleginnen möglicherweise schwebte, bewusst wurden, damit sie auf der Hut sein konnten.
    Ivy sah er nur einmal aus der Ferne. Sie war von Kopf bis Fuß in einen zerknitterten grünen OP-Anzug gehüllt, und wären nicht ihre großen Schritte gewesen, mit denen sie neben einer rasch dahinrollenden Trage herlief, hätte er sie vermutlich nicht einmal erkannt. Er sah ihr nach, bis sie um eine Ecke verschwunden war, und verlor für einen Moment den Faden bei seiner Befragung.
    Er sagte es sich zum wiederholten Mal: Er musste mit dem Unsinn aufhören und sich darüber klar werden, was er eigentlich von ihr wollte. Das hatte er zwar schon getan – mehrmals sogar. Das Problem war nur, dass er seine Entscheidungen, so unumstößlich sie ihm auch erschienen waren, als er sie für sich getroffen hatte, in dem Augenblick vergaß, in dem er mit Ivy zusammen war. Es endete immer damit, dass er in Abwehrstellung ging, sich ihr gegenüber feindselig verhielt und gleichzeitig wahnsinnig scharf auf sie war.
    In der vergangenen Nacht, als er eigentlich hätte schlafen sollen, hatte er sich stundenlang im Bett herumgewälzt. Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass er deshalb so ruhelos war, weil er dauernd daran denken musste, was sie gesagt hatte … und an das Benehmen, das er jedes Mal an den Tag legte, wenn er sie sah. Sie durfte weiß Gott mehr erwarten, als er ihr bot – sehr viel mehr. Und verflucht noch mal, wenn er nicht bereit war, sich auf sie einzulassen, gab es da draußen wahrscheinlich jede Menge anderer Kerle, die es waren.
    Es gefiel ihm nicht, wie der Gedanke daran an ihm nagte, er konnte es sich einfach nicht leisten, dass sie ihm so viel bedeutete. Es überraschte ihn nicht besonders, dass er darauf brannte, wieder mit ihr ins Bett zu gehen – sein Sexualtrieb war praktisch in der Sekunde, in der er Ivy zum ersten Mal erblickt hatte, aus seinem Tiefschlaf erwacht, und man konnte nicht gerade behaupten, dass er das ihr gegenüber verborgen hätte. Beunruhigend fand er es dagegen, wie eifersüchtig und wütend er plötzlich geworden war, als sie am vergangenen Abend die Bemerkung fallen ließ, dass sich ihre Dienste ja nicht ausschließlich auf ihn beschränken müssten.
    Verdammt, er wollte sie ausschließlich für sich; der Gedanke, dass ein anderer Mann sie auf die gleiche Weise besitzen könnte, wie er es getan hatte, hatte Mordinstinkte in ihm geweckt. Aber jedes Mal, wenn er an so etwas wie eine Beziehung dachte, brach ihm der kalte Schweiß aus.
    Er hatte eine Beziehung hinter sich, und allein das Wort rief Bilder von dem Nachmittag in ihm wach, an dem er früher von der Arbeit nach Hause gekommen war, weil er LaDonna überraschen wollte. Und überrascht hatte er sie – im Bett mit Ray Lenderbaum.
    Er konnte es heute noch kaum glauben, dass er bis zu diesem Moment nicht den geringsten Verdacht gehegt hatte. Aber damals war er eben noch vertrauensselig gewesen. Damit war es ein für alle Mal vorbei. Selbst

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