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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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begünstigt durch den Umstand, dass mein guter alter Freund Maximilian S. eine einflussreiche Persönlichkeit bei der königlichen Armada ist, erlaubten mir meine bescheidenen Mittel auch Fahrten auf weit entfernte Kontinente. Ich habe die dicht bewachsenen Dschungelgebiete Südamerikas erforscht, die endlosen Gebirgszüge Asiens bezwungen und die weiten Wüsten Australiens durchquert. Und da ich den Nervenkitzel nie scheute, habe ich bei diesen Abenteuern auch so manch Verwunderliches und Sonderbares erlebt.
    Die schicksalsträchtigste aller Begegnungen, von der ich ihnen erzählen werde, ereignete sich während meines letzten Aufenthaltes in Südafrika.
    Ich hatte über drei Monate dieses aufregende Land an der Ostküste entlang in Richtung Süden bis zum Kap der Guten Hoffnung bereist und hielt mich im Hafen von Kapstadt auf, um die Heimfahrt anzutreten.
    Die Kunde vom bevorstehenden Tod meiner Mutter hatte mich ereilt. Eine Nachricht, die mich nicht im Geringsten rührte, denn seit zwanzig Jahren hatte ich keinen Wert mehr auf diese Person gelegt. Dennoch befiel mich ein unerklärliches Bedürfnis, an ihr Sterbebett zu treten.
    Es war ein herrlicher, lauer Augustabend, an dem sich das Rot der untergehenden Sonne in unzähligen verschiedenen Spielarten über den gesamten Horizont erstreckte.
    Die Luft war erfüllt vom salzig-herben Geschmack des Meeres, und es duftete nach den exotischen Gewürzen und Rauchwaren der vielen Händler. Die ersten Passagiere hatten sich bereits an Deck der Victoria eingefunden, und eine ausgelassene Stimmung erfüllte den Moment mit Leben und Abenteuerlust.
    Da ich meine guten Beziehungen bei jeder Gelegenheit in Anspruch nahm, war auch für mich eine Kabine an Bord dieses prachtvollen Dampfers reserviert, der mich in die Heimat bringen sollte.
    Vor der langen Überfahrt nach Europa blieb noch etwas Zeit, und so schlenderte ich die Uferpromenade entlang, vorbei an kleinen Verkaufsständen, bunt geschmückten Buden und Geschäften. Einige orientalische Händler, die mit verlockender Silberkunst und kostbarer Seide Handel trieben, wollten mich in Geschäfte verwickeln, doch meine finanziellen Mittel waren fast erschöpft und ihre Anstrengungen somit vergebens.
    Nachdem ich eine Weile völlig sorgenfrei herumgeschlendert war, und fast die Zeit vergessen hätte, ging ich zurück zur Victoria .
    Der stolze Luxusliner war bereits in Sichtweite, als ich unverhofft einen groben Griff im Nacken spürte. Blitzartig wendete ich den Kopf und sah zwei vermummte Männer, die mich nun fest umklammerten.
    Der Kleinere bedrohte mich zusätzlich mit einem Revolver!
    »Haben Sie den Verstand verloren?«, rief ich, wusste aber sofort, dass es hier nicht viel zu verhandeln gab, als ich ihre Augen sah.
    Und richtig: Ich solle mich ruhig verhalten und ihnen unauffällig Folge leisten, und sie hätten keine Skrupel, mich an Ort und Stelle niederzuschießen – das war unmissverständlich.
    Ich blickte panisch umher, doch kein Wachmann war in der Nähe, der mir zur Hilfe hätte eilen können.
    Aus den Gesichtern der fremden Menschen um mich herum schien mit einem Mal alle Farbe zu entweichen; sie nahmen regelrecht eine grünliche Blässe an. Aus dunklen Augen blickten sie starr vor sich hin, als wollten sie nicht sehen, was sich gerade abspielte.
    Der größere der beiden Männer, nach seinem Erscheinungsbild wohl indischer Abstammung, war hagerer, mit dunkelbraunen Ringen um die schwarzen, stechenden Augen. Er packte mich am Arm und stieß mich in die Richtung, in die ich zu gehen hatte.
    In was war ich bloß hinein geraten?
    Es musste sich um eine Verwechslung handeln. Da ich weder eine besorgte Familie in der Heimat hatte, die ein Lösegeld hätte bezahlen können, noch selbst über eine erwähnenswerte Summe Bargeld verfügte, sah ich keinen Grund für diesen Überfall.
    Ich leistete keine Gegenwehr, und so gelang es meinen Entführern, mich trotz des bunten Treibens der vielen Menschen aus dem Hafenviertel von Kapstadt zu verschleppen.
    Die dichten Schatten der Nacht legten sich allmählich über die hitzige Metropole. Die breiten, hell erleuchteten Straßen wurden zu schmalen dunklen Gassen, die menschenleerer und unheimlicher wurden, je weiter wir uns von dem belebten Hafen entfernten.
    Die Kerle brachten mich in eine übel riechende, lange Gasse und pressten mich an deren Ende in eine düstere Häusernische. Der dürre Inder packte mich an der Gurgel, während der mit dem rattenartigen Gesicht mir die

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