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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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gehen.«
    »Dann müssen wir los. Die Steilklippen sind hier ganz in der Nähe, aber uns läuft die Zeit davon.«
    Wenige Augenblicke später blickten sie hinab auf den Küstenstreifen. Das Meer erstreckte sich bis zum Horizont. Kleinere, schaumgekrönte Wellen liefen über den Sandstrand, und ein salziger Wind wehte von der See her.
    »Ein ganz schönes Stück bis unten«, seufzte Wickham und blickte auf den Strand.
    »In der Dunkelheit wirkt es tiefer«, sagte Hayden, behielt jedoch für sich, dass er die Steilküste an dieser Stelle nicht so sehr in Erinnerung hatte.
    »Und wo ist der Weg nach unten?«, wollte Hawthorne wissen.
    Hayden deutete nach rechts. »Dort, nicht allzu weit entfernt.«
    Sie schlichen am Rand der Steilküste entlang. Hayden schaute immer wieder hinunter, sobald eine Stelle nach einer Abstiegsmöglichkeit aussah. Doch jedes Mal schüttelte er den Kopf und drängte zur Eile. Nach weiteren zehn Minuten blieb er stehen und strich sich ratlos über das Kinn.
    »Was ist, Sir?«, kam es von Wickham.
    »Wir hätten die Stelle längst finden müssen«, antwortete Hayden. »Offenbar habe ich sie im Dunklen verpasst.«
    Dann schaute er sich auf den Klippen um und suchte nach markanten Punkten, aber er konnte nichts entdecken. Unruhig ging er in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren, und untersuchte den Rand der Klippen erneut. Plötzlich trug der Wind einen Ruf herüber. Hayden stand auf und schaute sich erschrocken um.
    »Dort, Sir!«, wisperte Wickham, der wieder bei ihm war und in südlicher Richtung auf die Steilküste zeigte.
    Schemenhaft waren einige Männer zu erahnen, die auf die Flüchtenden zukamen. Inzwischen waren sie nicht mehr weit entfernt.
    »Sie sind bewaffnet, Sir«, warnte Wickham.
    Hayden rief ihnen etwas auf Bretonisch zu, doch die Antwort kam auf Französisch.
    »Nun, Mr Hayden«, sagte Hawthorne. »Hier sind mehr Franzosen als Engländer. Wenn wir uns nicht weiter zurückziehen können, sollten wir sie noch ein bisschen herankommen lassen und dann das Feuer eröffnen.« Er spannte schon den Hahn seiner Pistole mit dem Daumen der unversehrten Hand.
    Hayden schaute sich verzweifelt um. »Dort!«, rief er auf einmal. »Das müsste er sein ...« Doch seiner Stimme fehlte die Sicherheit.
    Daher betrachtete Hawthorne die schmale Lücke im Felsgestein eher skeptisch. »Sind Sie sicher, Mr Hayden? Ich sterbe lieber im Kampf als bei einem Sturz von den Klippen.«
    »Nein, ich bin mir nicht ganz sicher«, räumte Hayden ein. »Aber hier irgendwo muss die Stelle sein. Kommen Sie.«
    Hayden legte die Muskete ab, drehte sich mit dem Rücken zur Küste und kletterte mit den Füßen zuerst über den Rand der Klippen. Mit den Schuhen fand er Halt auf dem verwitterten Gestein. Nach gut zehn Fuß erreichte er einen schmalen Sims, der in beiden Richtungen an der Steilküste entlanglief. »Klettern Sie runter!«, rief er nach oben. »Hier ist der Weg!«
    Über ihm blitzte es in der Dunkelheit auf, gefolgt vom Widerhall einer Muskete. Noch ein Schuss wurde abgefeuert, dann erwiderten die Franzosen das Feuer. Während Wickham behände herunterkletterte, brauchte Hawthorne etwas länger. Bislang hatte Hayden die beiden Männer noch nicht so großer Furcht gesehen wie in diesem Moment.
    »Hier entlang.« Hayden ging auf dem Sims voraus, der bald um einen Felsvorsprung führte und somit Schutz vor den Franzosen bot. Doch immer noch hallten Schüsse durch die Dunkelheit.
    »Sie schießen einfach auf gut Glück«, zischte Hawthorne.
    Endlich öffnete sich vor ihnen eine breite Spalte.
    »Das ist das steilste Stück«, erklärte Hayden und zeigte nach unten. »Es gibt genügend Möglichkeiten, sich festzuhalten, aber testen Sie jede Stelle vorher. Oft ist das Gestein brüchig.« Er musterte seine Gefährten. »Macht der Arm mit, Mr Hawthorne?«
    »Als wäre nichts gewesen«, antwortete der.
    Hayden nickte Wickham zu und begann dann mit dem Abstieg. Ungleichmäßig beleuchtete das schwache Sternenlicht die Klippenfront. Solange Hayden und die Gefährten im Schatten waren, konnten die Verfolger nicht so leicht treffen, aber das Klettern war umso gefährlicher. Langsam wagte Hayden den Abstieg, tastete sich immer vorsichtig mit den Spitzen seiner Stiefel vor und überprüfte jeden Felsvorsprung, ehe er sich am Gestein festhielt. Einmal rutschte er mit der Hand ab, als eine Stelle bröckelte und die losen Steine in die Tiefe fielen. Schwer atmend drückte sich Hayden eng an die Felswand und spürte

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