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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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beiden fort, während Hayden noch im Schutz der Klippen blieb und die Männer am Feuer im Auge behielt. Er hoffte, dass nicht noch weitere Milizmänner am Feuer schliefen. Wahrscheinlicher war es, dass die Soldaten die meisten Männer mitgenommen hatten und inzwischen keiner mehr schlief.
    Langsam hielt Hayden auf den Pfad zu, der in Richtung Crozon verlief, rief dann etwas auf Bretonisch und schritt auf die Gruppe am Feuer zu. Die Männer zielten mit ihren Flinten auf den Fremden, und Hayden hoffte, dass es nicht dieselben Männer waren, die er am Abend zuvor bestochen hatte.
    »Und, wo haben sie die dummen englischen Spione in die Ecke gedrängt?«, fragte er gut aufgelegt. »Ich habe meiner Frau versprochen, einen abzuknallen und eine dicke Belohnung mit nach Hause zu bringen.«
    Die Männer ließen die Waffen nicht sinken und schienen auch nicht beruhigt zu sein, dass der Fremde sie in der Landessprache anredete. Offensichtlich waren sie gewarnt worden, dass in der Gegend ein Engländer herumlief, der Bretonisch konnte.
    »Bewegen Sie mal lieber Ihren fetten Arsch nach Hause«, kam es schroff von einem der Männer. »Die Spione werden weiter unten in die Enge getrieben, so hörten wir zumindest. Wer sind Sie überhaupt?«
    »Pierre Laviolette«, sagte Hayden ruhig. »Und hinter Ihnen stehen meine beiden Freunde.«
    Die Männer drehten sich verdutzt um und sahen Wickham und Hawthorne, die Pistolen im Anschlag.
    Jetzt zog auch Hayden seine Waffe, und mit einem Mal sahen die Franzosen eingeschüchtert aus.
    »Die Musketen auf den Boden«, befahl Hayden. »Wir brauchen Ihre Hilfe, um das Boot ins Wasser zu schieben.« Hayden schaute sich die Boote an, die auf dem Strand lagen, und entschied sich für das, was man mit fünf oder sechs Mann ins Wasser würde schieben können. Das Boot war knapp fünfzehn Fuß lang, hatte einen breiten Bug, hohe Bordwände und ein rechteckiges Heck. Mit dem Heck ragte es auch schon ins Wasser. Es ähnelte einem englischen Pilchardfischer. Auch dieser Bootstyp wies zwei Masten auf. Nach einer kurzen Untersuchung stellte sich heraus, dass alles Nötige an Bord war. Hayden zwang die Männer, noch das kleine Fass Wein und das gesamte Essen am Feuer mit ins Boot zu legen.
    Unter Murren machten sich die Franzosen ans Werk. Wickham und Hayden halfen rasch mit, während Hawthorne mit der Muskete im Anschlag alles beaufsichtigte. Das Vorhaben war äußerst riskant, da im Augenblick nur einer eine Waffe hatte. Aber keiner der Bretonen schien erpicht darauf zu sein, sein Leben wegen eines Bootes aufs Spiel zu setzen.
    Zunächst hatten sie Schwierigkeiten, das Boot über den Sand zu schieben, doch endlich bewegte es sich und glitt ins flache Wasser. Hayden drückte mit der Schulter gegen die harte Bordwand, bis das Boot von größeren Wellen erfasst wurde.
    »Wir nehmen alle Waffen mit und laden sie an Bord«, ordnete Hayden an. »Jetzt Sie, Mr Hawthorne.«
    Schnell schwang sich der Leutnant der Seesoldaten über die Bordwand und richtete die Waffe dann wieder auf die drei Bretonen. Wickham stieg als Nächster an Bord, zuletzt Hayden. Nun zwangen sie die Bretonen, dass Boot so weit ins Meer zu schieben, bis den Männern das Wasser bis zu den Schultern stand. Erst dann durften sie zurück an Land. Sogleich tauchten die drei Gefährten die Riemen ins Wasser und ruderten das Boot hinaus in die Bucht von Douarnenez. Kaum hatten sie dreißig Yards zurückgelegt, als sie die Rufe der Wachen hörten. Ein Schuss hallte durch die Nacht. Der Pulverblitz zuckte unweit des Feuers. Mit dumpfem Laut schlug die Kugel in die Bordwand.
    »Tut mir leid, Mr Hayden«, entschuldigte sich Hawthorne, »ich dachte, ich hätte ihnen alle Waffen abgenommen.« Dann machte er sich wieder ans Rudern.
    Schon bald waren sie mit ihrem Boot in der Dunkelheit verschwunden und wurden von kleineren Wellen erfasst. Während die anderen sich weiterhin in die Riemen legten, setzte Hayden die Segel, richtete das Ruder aus und hatte bald einen Kurs eingeschlagen.
    Noch einmal schaute er zurück zum dunklen Küstenstreifen, der rasch kleiner wurde. Und mit einem Mal überkam ihn ein eigenartiges Gefühl von Verlust - das so gar nicht zu der gefährlichen Flucht passen wollte. Ein Vater, der ein Kind zurücklassen musste, wäre kaum betrübter gewesen als Hayden in diesem Moment. Er war den Tränen nahe. Aber da die Umstände im Augenblick keine Gefühle zuließen, versuchte Hayden, sich auf die Flucht zu konzentrieren.
    Hawthorne seufzte

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