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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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winkte die anderen in den Schatten eines weit ausladenden Baums. Leider konnten sie es sich nicht leisten, länger in diesem Schutz zu bleiben, und daher gab Hayden den Gefährten nach etwa zehn Minuten zu verstehen, das Versteck zu verlassen. Wieder rief jemand laut in der Dunkelheit, nicht allzu weit von den Flüchtenden entfernt. Hayden und die anderen kletterten über eine niedrige Mauer und rannten über ein offenes Feld.
    Musketenschüsse wurden abgefeuert. Hayden spornte sich noch einmal an. Wickham lief vor ihm, Hawthorne war an Haydens Seite. Da stolperte der Leutnant der Seesoldaten. Hayden half ihm wieder auf die Beine, aber Hawthorne ließ seine Muskete fallen und hielt sich im Laufen den Arm.
    »Hawthorne ist getroffen!«, rief Hayden.
    Ohne zu zögern blieb Wickham stehen, zielte und schoss. Dann rannte er den beiden anderen wieder hinterher. Hayden hätte den Jungen lieber vor sich gewusst, weil er ihn unbedingt schützen wollte. Wieder überwanden sie eine Steinmauer. Wickham nahm Haydens Muskete und feuerte abermals auf die Verfolger.
    »Wo sind Sie verletzt?«, fragte Hayden den Leutnant der Seesoldaten, der an dem Ärmel seiner Jacke zerrte.
    »Ich kann es nicht sehen - da, am Arm«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Hayden riss den grob gewebten Stoff auf und fühlte das warme, klebrige Blut.
    »Drehen Sie sich um, damit ich die Wunde sehen kann.« Im kühlen Sternenlicht schaute sich Hayden die Verletzung an. »Offenbar hatten Sie einen Schutzengel. Es sieht aus wie ein Kratzer. Ich glaube nicht, dass dort eine Kugel steckt.« Dann zog er sein Messer, schnitt einen Streifen Stoff von seinem eigenen Hemd ab und benutzte ihn als Wundverband. In der Zwischenzeit hatte Wickham wiederholt in die Dunkelheit gefeuert. Dabei hatte er hinter der Mauer von verschiedenen Stellen aus geschossen, damit sich die Gegner nicht auf das Mündungsfeuer einschießen konnten. Noch zwang er die Franzosen, am anderen Ende des Felds zu bleiben, und zwar nicht weil er so schnell nacheinander feuerte, sondern weil er erstaunlich gut traf. Kurz darauf kroch er zu den anderen, als Hayden den Verband notdürftig befestigt hatte.
    »Wie geht es Ihrem Patienten, Sir?«
    »Er wird es schaffen. Wie steht es um Sie?«
    »Ich glaube, ich habe vier von ihnen getroffen. Drei bestimmt.«
    »Dafür werden Sie zum Ritter geschlagen!«, sagte Hawthorne.
    Hayden dachte fieberhaft nach. »Die Schüsse werden nur noch mehr Soldaten anlocken. Wir müssen weiter. Glauben Sie, Sie können gehen, Mr Hawthorne? Ist Ihnen schwindelig?«
    »Ich schaff das schon, Mr Hayden, machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Wir müssen zunächst auf allen vieren weiter. Warten wir noch einen Moment, bis Sie Ihr Gleichgewicht wiedergefunden haben. Hier entlang.« Rasch krochen sie dann durch das feuchte Gras entlang der Mauer.
    Vor ihnen in der Dunkelheit tauchte eine Hecke auf, in deren Schatten sie blieben und in geduckter Haltung weitereilten. Hayden stützte nun Hawthorne, der leicht taumelte.
    In einiger Entfernung meinte Hayden Soldaten zu sehen, die Hecken durchkämmten und sich etwas zuriefen. Als Schüsse fielen, liefen die Soldaten los, gefolgt von einem Offizier zu Pferd.
    »Zur Abwechslung scheinen wir Glück zu haben«, wisperte Hawthorne außer Atem. Sie standen nun wieder im Schatten eines Baums. »Auf wen schießen die bloß?«
    »Vermutlich aus Versehen auf sich selbst«, erwiderte Hayden.
    »Man darf die Hoffnung nicht aufgeben«, sagte Wickham.
    Die drei Männer eilten weiter, da sie darauf bauten, dass die meisten Soldaten von den Schüssen abgelenkt waren und in der anderen Richtung suchten.
    Bald darauf machten sie erneut Pause unter einigen Bäumen und spähten angestrengt in die Dunkelheit. Sie waren an eine kleine Quelle gelangt, die Hayden zu seiner Freude kannte. Sofort löschten sie ihren Durst nach all den Anstrengungen.
    »Sind wir jetzt nicht im Norden von unserem Ziel?«, fragte Wickham.
    »Stimmt«, antwortete Hayden leise. »Ich wette, dass die Soldaten an dem Pfad unterhalb von Crozon auf uns warten.«
    »Aber die westliche Küste besteht hauptsächlich aus steilen Klippen«, entfuhr es Hawthorne erschrocken.
    »Ja, aber es gibt noch einen Weg hinunter zum Wasser. Wir werden zwar etwas klettern müssen, aber das ist zu schaffen, wenn man die Ruhe bewahrt. Wie geht es Ihrem Arm, Hawthorne?«
    Der Leutnant der Seesoldaten hob den verletzten Arm an und bewegte ihn leicht hin und her. »Ich denke, es wird

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