Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
Vom Netzwerk:
sich wieder.
    »Sehen Sie«, sagte Hart, »Bourne versagt nicht. Er braucht Mr Haydens Hilfe nicht. Im Gegenteil, Bourne wird alles andere als begeistert sein, wenn er erfährt, dass Mr Hayden ihn unterschätzt.«
    Die beiden Fregatten waren sich inzwischen so nah, dass sie jeden Augenblick zusammenstoßen würden. Doch die britischen Waffen schwiegen noch.
    »Warum feuert Bourne nicht?«, murmelte Archer vor sich hin.
    »Weil er sein Handwerk versteht«, antwortete Mr Barthe. »Er wartet so lange, bis er den größtmöglichen Schaden anrichten kann - kurz bevor der Franzose wieder feuern kann. Und dann gibt er ihnen die volle Wucht des Eisens.«
    »Die Franzosen rennen wieder die Kanonen aus!«, rief Landry.
    Kaum hatte er dies gesagt, als die Tenacious in dichte Rauchschwaden gehüllt war. Das tiefe Donnern ihrer Geschütze hallte von der Küste wider.
    »Da, sehen Sie, Mr Archer?«, rief Barthe begeistert. »So macht man das. Bourne verliert nie den Überblick. Nicht einen Moment.«
    Die Tenacious fuhr nun am Heck der Fregatte entlang, bevor ihre Kanonen nachgeladen werden konnten. Rauch hing über dem französischen Schiff, nur die Mastspitzen waren noch über den dunklen Wolken zu sehen.
    »Da, zu spät für den Franzosen, erneut zu feuern! Bourne ist vorbei.«
    Jetzt trieb die Tenacious an der Galerie der Fregatte vorbei, ließ die Segel backbrassen und kam durch den Wind. Doch anstatt Fahrt aufzunehmen, drückten die backgebrassten Segel sie gegen die französische Fregatte. Für einen Moment schien sie dort zu hängen, bis beide Schiffe ihre Breitseiten zugleich abfeuerten.
    Barthe taumelte leicht von der Reling zurück und ließ sein Glas sinken. »Mein Gott! Sie können nicht weiter als zehn Yards voneinander entfernt gewesen sein. Die Verluste dieser Breitseite lassen sich kaum abschätzen.«
    »Und sehen Sie ...«, sagte Hart und zeigte in die Ferne. »Dort ist unser törichter Mr Hayden, der seinen fehlgeleiteten Kurswechsel nun nicht mehr korrigieren kann.«
    Die beiden Fregatten stießen in einer Rauchwolke aneinander, und die Jubelrufe der Besatzungen schallten über das Wasser. Musketenschüsse waren zu hören, aber sehen konnte man bei dem Rauch kaum etwas. Die Lucy, fast genau in Bournes Kielwasser, glitt längsseits an den Fregatten vorbei und tauchte in die Wolke ein, als sie leicht von den größeren Schiffen abrückte.
    »Jetzt wird Hayden seine Quittung bekommen«, rief Hart mit unverhohlener Freude. »Ein Deck Achtzehnpfünder aus dieser Distanz wird ihm eine Lektion erteilen, die er so schnell nicht vergisst.«
    Die Männer auf dem Quarterdeck hielten alle den Atem an und sahen die kleine Sloop, die halb von den wabernden Pulverschwaden verdeckt war. Aber die Franzosen feuerten nicht. Die Sloop glitt vorbei, riss das Steuer herum und trieb zum Heck der französischen Fregatte.
    »Nun, entweder hat er verdammtes Glück oder ist richtig raffiniert«, ließ sich Landry vernehmen.
    Hawthorne, der einige Schritt von den Offizieren entfernt an der Reling stand, lächelte in sich hinein. Hart konnte seine Wut kaum verbergen, dass Hayden auf diese kurze Distanz keine Breitseite abbekommen hatte.
    Als sich der Qualm langsam verflüchtigte, wurden Abschnitte der Decks beider Fregatten sichtbar. Ein heilloses Getümmel war ausgebrochen.
    »Sir!«, rief Archer erstaunt. »Da sind Infanteristen an Bord des Franzosen! Sehen Sie das auch?«
    »Da haben wir die Erklärung«, sagte Hawthorne und war genauso verblüfft wie der Dritte Leutnant.
    »Aber woher, in Gottes Namen, wusste Hayden das?«, fragte Barthe laut.
    Hart führte sein Glas ans Auge und verfolgte den Kampf, als die Lucy ein Geschütz abfeuerte, dann noch eins.
    »Mr Hayden ist keinen Moment zu früh gekommen«, stellte Archer fest. »Der arme Bourne muss eine Menge einstecken.« Die Befürchtung bewahrheitete sich, denn die blauen Soldaten trieben die britische Besatzung zurück.
    Auch ohne Fernglas konnte Hawthorne sehen, dass Hayden über die Heckreling an Bord der französischen Fregatte kletterte, das Entermesser zum Schlag erhoben, die Pistole in der anderen Hand. Wickham war neben ihm. Beide Offiziere trugen nur ihre Westen. Unmittelbar hinter ihnen strömten die Männer der Lucy über die Reling. Jubelrufe ertönten an Bord der Themis. Hawthorne stimmte in die Freudenrufe mit ein und erntete finstere Blicke von Hart.
    »Ein dreifaches Hurra für Mr Hayden!«, rief ein Matrose irgendwo weiter vorn an Deck, und der Rest der Mannschaft

Weitere Kostenlose Bücher