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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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An Bord der Fregatte waren sehr viele Soldaten. Vielleicht einhundert Mann. Ich glaube auch nicht, dass die Franzosen obendrein Soldaten auf vier Handelsschiffe und die Brigg entsandt haben. Wie wollen sie dann noch die Garnison verteidigen? Ich bin gern bereit, das Enterkommando zu führen.«
    Hayden war von dem Mut des jungen Leutnants beeindruckt. Philpott zögerte keinen Moment. Dieser Mann würde kein zweiter Kapitän Hart werden.
    »Da wir das Risiko eingehen müssen, auf Infanteristen zu stoßen, werde ich die Männer selbst anführen. Derweil haben Sie während meiner Abwesenheit das Kommando über die Lucy.«
    Philpott nickte, wirkte aber sichtlich enttäuscht.
    »Ich werde anordnen, dass Ihre Männer von der Themis in die Boote gehen. Außerdem die Matrosen, die wir noch entbehren können.«
    »Mr Hayden?«, wisperte Wickham von oben. »Ist das da ein Schiff an Steuerbord? Sehen Sie das? Einen Strich achteraus vom Mittelschiff.«
    Hayden schritt zur Reling und spähte in die Dunkelheit. »Können Sie sie erkennen, Mr Philpott?«
    Die Antwort des Leutnants ging in einem ohrenbetäubenden Donner großer Geschütze unter. Hayden wurde auf das Deck geschleudert. Einen Augenblick lang lag er benommen am Boden. Zersplitterte Holzteile der Reling lagen um ihn herum. Schließlich stützte er sich auf einem Ellbogen ab und schüttelte den Kopf.
    »Mr Philpott?«, flüsterte er und schaute hinauf in die zerfetzte Takelage. »Wickham, sind Sie noch da?«
    »Ja, ich bin hier oben, Sir«, rief der Midshipman, »aber ich fürchte, das Rigg ist zerstört, Sir.«
    »Das kann man wohl sagen. Sind Sie unversehrt, Mr Wickham? Können Sie nach unten klettern und die Laternen löschen?«
    »Mache ich, Sir.«
    Hayden versuchte etwas auf dem dunklen Deck zu erkennen. »Mr Philpott?«
    Jemand regte sich wenige Schritte entfernt. Hayden kroch dorthin und fand den jungen Leutnant, der auf dem Rücken lag. Seine Gliedmaßen zuckten unkontrolliert. Wenige Schritte entfernt bewegte sich noch jemand - vermutlich der Steuermann. »Rufen Sie den Schiffsarzt«, befahl Hayden. »Mr Philpott ist verletzt.«
    Kurz darauf war Wickham an seiner Seite.
    »Sind Sie verletzt?«, fragte der junge Mann.
    »Ich habe ein paar Splitter abbekommen. Aber darum braucht sich der Arzt nicht zu kümmern.«
    Hayden stand langsam auf und merkte, dass ihm schwindelig wurde. »Das waren nicht die Sechspfünder der Brigg«, sagte er. »Sehen Sie sich den Schaden an, den die Kugeln angerichtet haben ...«
    Eine zweite Breitseite bellte in der Dunkelheit auf, doch nur ein Geschoss traf die Lucy. Die übrigen Kugeln schlugen im Wasser ein.
    Jemand schrie vor Schmerzen auf.
    »Sorgen Sie dafür, dass der Mann ruhig ist«, zischte Hayden. »Wir müssen leise sein!«
    »Mr Hayden ...?« Philpott versuchte sich aufzusetzen, schaffte es jedoch nicht.
    »Bringen Sie Mr Philpott unter Deck«, flüsterte Hayden zwei Männern zu, die aus der Dunkelheit auftauchten.
    »Nein ...«, keuchte Philpott. »Nein. Ich glaube, ich bin unverletzt. Ich bin nur - benommen.« In der Dunkelheit konnte Hayden die blassen Hände des jungen Leutnants erkennen. Er tastete seine Arme und Beine ab, als suche er nach Verletzungen. »Ich habe Glück gehabt, ich bin nicht verwundet.«
    Die beiden Matrosen halfen ihm auf die Beine. Einen Moment lang stand Philpott da und schwankte wie ein Schilfrohr im Wind, doch dann fand er sein Gleichgewicht wieder. »Was, zum Teufel, war das?«, stieß er dann wütend hervor.
    »Achtzehnpfünder«, flüsterte Hayden. »Schätze ich zumindest.«
    »Woher kommt den plötzlich eine französische Fregatte?«, wunderte sich Wickham.
    »Das war kein Franzose«, sagte Hayden mit Überzeugung. »Ich wette, dass es die Themis war.«
    Jemand fluchte in der Dunkelheit, und ein Murren der Matrosen war zu hören.
    »Dann sollten wir uns zu erkennen geben«, schlug Philpott vor.
    »Nein«, meinte Hayden schnell. »Wenn wir uns doch irren, bekommen wir noch eine Breitseite ab.«
    Kanonendonner krachte durch die Nacht. Keine zweihundert Yards entfernt wurden das Wasser und die Wanten eines Schiffes kurzzeitig von dem zuckenden Feuerschein der Geschütze erhellt. Der Widerhall rollte wie eine Welle über die See, aber die Kugeln zielten inzwischen nicht mehr direkt auf die Lucy, sondern schlugen weiter vor ihr ins Wasser.
    »Auf wen schießen die?«
    »Auf Phantome«, sagte Hayden. »Schatten. Wir dürfen uns jetzt mit keinem Licht verraten.«
    »Aber wir sind stark beschädigt,

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