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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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an. Britische Matrosen sprangen von einer Reling zur anderen und schwangen ihre Beile und Entermesser. Sie stürzten sich auf die französische Mannschaft, als plötzlich Soldaten in ihren blauen Uniformen über die Niedergänge vorn und hinten an Deck strömten. Bald begannen die Infanteristen, die britischen Seeleute zurückzudrängen, aber da die Leitern an den Niedergängen zu eng waren und das Deck nicht genügend Raum für so viele Männer bot, behinderten sich die Soldaten gegenseitig. Hayden sah, dass die Besatzung der Tenacious verbissen am Schanzkleid kämpfte, aber es würde nicht mehr lange dauern, dann würden die blauen Soldaten wie eine große Welle über die Reling branden und das britische Deck überspülen.
    Durch sein Glas verfolgte Hayden, wie die britischen Matrosen von Bajonetten aufgespießt wurden und tot übereinander fielen. Bourne hatte er aus den Augen verloren und fragte sich bereits, ob sich der unbesiegbare Kommandant diesmal übernommen hatte. Auf der Lucy feuerten die Männer nun von der Marsplattform aus ihre Musketen ab, und obwohl Hayden nicht erkennen konnte, welche Wirkung sie erzielten, hinderte er die Männer nicht an ihrem Vorstoß. Niemand konnte jetzt einfach so dastehen und dem Gemetzel tatenlos zusehen.
    Als die Lucy die französische Fregatte passierte, stellte sich Hayden schon darauf ein, eine Breitseite zu erhalten, aber nur ein Geschützlauf war zu sehen und blieb stumm. An Bord der Brigg herrschte eine angespannte Stille, bis man an dem Feind vorbei war. Erst dann atmete die Besatzung hörbar auf.
    »Ich bringe uns näher heran, Sir«, kündigte Philpott an und drehte das Steuerrad.
    Hayden lief schnell zum vorderen Geschütz und schärfte jeder Geschützbedienung ein: »Erst feuern, wenn ich das Kommando gebe!«
    Wenige Schritte hinter ihm war Wickham, in der einen Hand ein Entermesser, in der anderen eine Pistole.
    »Mr Wickham, sollte ich getroffen werden, müssen Sie das Kommando über die Geschütze übernehmen. Feuern Sie, wenn die Fregatte abfällt. Eine Kanone nach der anderen über die gesamte Länge des Kanonendecks. Töten Sie so viele Soldaten, wie Sie können.«
    Der junge Mann nickte mit grimmig entschlossener Miene. Sein Gesicht war aschfahl. »Aye, Sir.«
    Die kleine Sloop trieb eine Weile im abflauenden Wind, aber Philpott kannte sein Schiff. Sie behielten ihren Kurs bei, als sie hinter dem Heck des Franzosen auftauchten. Die Männer standen auf der Reling, die Enterhaken zum Wurf bereit, um die Schiffe aneinanderzuketten.
    »Warten Sie, bis sie Fahrt verliert!«, mahnte Hayden die Männer über den Lärm hinweg. Das Kampfgetümmel wogte laut zu ihnen herüber. Musketen wurden aus dem Rigg abgefeuert, das Klirren der Stahlklingen erfüllte die Abendluft.
    Immer noch hing Rauch über den Decks und brannte in den Augen. Hayden versuchte, sich einen Überblick von dem blutigen Gemetzel zu verschaffen, und verspürte einen Moment lang eine solche Abscheu, dass ihm fast schlecht davon wurde.
    »Wir sind bald am Feind vorbei«, warnte ihn der Geschützmeister.
    »Geduld«, erwiderte Hayden und vertrieb die Bilder des Grauens. Er blickte hinauf zu dem eingeschlagenen Fenster an der Heckgalerie der Fregatte. Als sie auf Höhe des letzten Fensters waren, tippte Hayden dem Stückmeister auf die Schulter.
    »Feuer!«, rief er über das Getöse hinweg.
    Die Kanone schnellte zurück. Das Geschoss zertrümmerte die Fensterblende und das Glas dahinter. Da war Hayden bereits bei der nächsten Kanone und wartete noch einige Sekunden, bis sich ihnen dasselbe Fenster wieder bot. Durch den zertrümmerten Rahmen sah er Licht, das in das Mittelschiff der Fregatte fiel, keine zwanzig Yards entfernt. Nach wie vor hielten sich dort Soldaten auf, schienen aber die Übersicht verloren zu haben.
    »Feuer!«, befahl Hayden, und die zweite Kanone bellte auf. Ein ohrenbetäubender Knall traf seine Ohren. Dann war die dritte Kanone dran und feuerte. Ein anderes Fenster der Galerie wurde zertrümmert.
    Die Lucy hatte nun kaum noch Fahrt. Philpott riss das Ruder herum, sodass die Männer die Enterhaken über die Heckreling werfen konnten. Dadurch befand sich das erhöhte Quarterdeck der Lucy nun auf gleicher Höher mit den Heckfenstern der Galerie. Und somit konnten die Geschütze auf dem Quarterdeck durch die Fenster das gesamte Kanonendeck der Länge nach beschießen.
    »Kanonen mit Traubengeschossen laden!«, befahl Hayden. »Bestreicht das Kanonendeck!«
    Kurz darauf kletterten

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