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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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kletterte selbst mit auf den Großmast und löste die Beschlagzeisinge an den Bramsegeln. Kurz darauf war er wieder an Deck und half dabei, die Fallleinen wegzufieren.
    »Verzeihen Sie, Sir«, sagte einer aus der Besatzung von Bourne und salutierte, »aber das ist das erste Mal, dass ich die Fallleinen Schulter an Schulter mit einem Kommandanten wegfiere.«
    »Ich hoffe doch stark, dass ich mich dabei tapfer geschlagen habe«, erwiderte Hayden mit einem Schmunzeln.
    »Oh, das haben Sie sehr gut gemacht, Sir«, versicherte ihm der Mann in das Lachen der Kameraden hinein.
    »Wie heißen Sie?«, fragte Hayden.
    »John Lawrence, Sir. Vollmatrose.«
    »Nun, Mr Lawrence, Sie sind nun verantwortlich für das Großmarssegel. Werden Sie das schaffen?«
    »Ich werde Ihre Erwartungen nicht enttäuschen, Sir«, murmelte der Mann.
    »Das höre ich gern.«
    Kurz darauf war Hayden auf dem Quarterdeck, wo sich Barthe und Wickham über eine Karte beugten. Sie waren in den Nebel gesegelt, der stellenweise dichter wurde - mal so dicht wie Schafswolle, dann dünner als Gaze.
    »Was gibt es, Gentlemen?«, erkundigte sich Hayden.
    Barthe schaute auf, tippte an seinen unsichtbaren Hut und zeigte dann auf die Karte. »Ehe wir in den Nebel tauchten, waren Mr Wickham und ich uns einig über unsere Position, nämlich hier bei meinem Fingernagel. Die Position der Themis konnte ich zu dem Zeitpunkt, als wir ausgesetzt wurden, nur grob schätzen. Sie war immer noch beigedreht, als wir sie in diesem verfluchten Nebel aus den Augen verloren. Daher können wir ihren Kurs nur schwer voraussagen. Mein Eindruck war, dass die Fraktion, die nach Brest segeln wollte, um die Fregatte an die Franzosen auszuliefern, in der Überzahl war. Das wurde nicht zuletzt durch die Auspeitschung des Kommandanten bestätigt. Wie dem auch sei, die Themis kann noch nicht weit entfernt sein, obwohl ich zugeben muss, dass wir sie in diesem Nebel leicht verfehlen können. Wir könnten unmittelbar an ihr vorbeisegeln und nichts bemerken, wenn die Männer so schlau sind, sich still zu verhalten.«
    Hayden betrachtete die Karte einen Moment lang. »Wir können nichts anderes tun, Mr Barthe, als Kurs auf Brest zu nehmen. Falls wir auf die Themis stoßen, umso besser. Wenn nicht, können wir nur hoffen, dass wir dort vor den Meuterern eintreffen. Wir werden unsere Position so lange wie möglich halten und auf die Themis warten, um sie dann mit einer Kanonade zu empfangen.«
    »Da bin ich mit Ihnen einer Meinung, Mr Hayden. Sie behandelten uns furchtbar, nachdem sie das Schiff übernommen hatten, und töteten viele gute Seeleute. Nichts wäre mir lieber, als diesem Stuckey mit einer scharfen Klinge zuzusetzen.« Wieder salutierte er und führte die Hand an den nicht vorhandenen Hut. »Wenn Sie erlauben, Sir, die Vormarsrah ist nicht richtig gebrasst.« Der korpulente kleine Master eilte los und rief nach Matrosen, die ihm zur Hand gehen sollten.
    »Mr Barthe ist arg betrübt über den Verlust seines Maats - und manch eines Freundes«, sagte Hawthorne.
    Hayden sah, wie der Leutnant der Seesoldaten dem Master nachschaute.
    »So sieht es wohl aus, Mr Hawthorne. Sie haben nicht mehr als ein Dutzend Seesoldaten. Ich nehme doch stark an, dass keiner von ihnen die Meuterer unterstützte. Und das wiederum bedeutet, dass Sie mindestens zwanzig Männer verloren haben.«
    Hawthorne nickte. Sein Blick schweifte in den weißlich leuchtenden Nebel. »Ja, wir wurden kalt erwischt. Gegen sechs Glasen fielen sie über die Männer her, die die Waffenkammer und das Magazin vorn bewachten. Einer aus der loyalen Besatzung schlug Alarm, und dann kamen Pistolen und Musketen zum Einsatz. Wir wurden auf das Quarterdeck zurückgetrieben und verschanzten uns am Heck. Landry und ein paar der Midshipmen hielten die Offiziersmesse eine Weile und erledigten einige der Kerle. Aber Albert Williams und mein Korporal wurden getötet. Ich war sofort ohne Uniform an Deck geeilt, als ich die Schreie hörte, das Entermesser in der rechten Hand, die Pistole in der linken. Wir waren schlecht bewaffnet, denn sonst hätten wir gesiegt, aber die Mannschaft hatte Piken, Schlagäxte und schließlich auch Musketen. Vor allem hatten sie genügend Pulver, das uns schon bald ausging.« Hawthorne hielt inne, schluckte und fuhr schließlich fort: »Keiner ergab sich kampflos, abgesehen vielleicht von Hart, obwohl ich nicht genau sagen kann, was ihm in der Dunkelheit widerfuhr. Es war eine blutige Angelegenheit. Männer, die zu

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