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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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dass sie gut im Wind liegt und absolut nicht überladen ist.«
    »Kommt mir vor wie ein Plan der Admiralität, um ein wenig Geld einzusparen. Eine Fregatte mit sechsunddreißig oder achtunddreißig Kanonen würde sich besser behaupten gegenüber den Fregatten, die in Frankreich gebaut werden.«
    »Ich würde einer Fregatte mit zweiunddreißig Geschützen und englischer Besatzung den Vorzug geben gegenüber einem Achtunddreißiger der Franz ...« Der frisch examinierte Leutnant unterbrach sich und lief feuerrot an, da er sich in diesem Moment erinnerte, dass Hayden französischer Abstammung war.
    Sie näherten sich nun der Marinewerft, und Hayden suchte unter all den vertäuten Schiffen nach seiner neuen Fregatte.
    Janes zeigte in eine Richtung. »Dort, Mr Hayden, vor dem Vierundsiebziger, der gerade ausläuft.«
    Tatsächlich, dort lag sie. Gut 135 Fuß mochte das Deck messen, wie Hayden schätzte. Größer als ein Schiff mit achtundzwanzig Geschützen, aber immer noch eine kleine Fregatte 5. Klasse. Janes hatte recht: Die Themis war ein hübsches, kleines Schiff, auch wenn zwei der Masten fehlten. Doch für ein Schiff, das erst kürzlich in Dienst gestellt worden war, sah sie schon recht mitgenommen aus. Hayden hoffte, dass dieser Zustand auf die vielen harten Einsätze und einige heftige Gefechte zurückzuführen war.
    »Sie sieht so aus, als habe sie den ein oder anderen Kampf erlebt«, stellte Hayden fest.
    Janes nickte steif und schaute zum Ufer hinüber, sodass Hayden nicht das Gesicht des jungen Leutnants sehen konnte.
    An Bord des Schiffes Seiner Majestät Themis wurde Hayden ohne Zeremoniell empfangen und von einem einzelnen Offizier begrüßt.
    »Zweiter Leutnant Herald Landry, Sir, zu Diensten.« Leutnant Landry war von kleiner Statur und von der Erscheinung her eher unauffällig, wenn man einmal von den vielen Sommersprossen und dem verschwindend kleinen Kinn absah. Er tippte an den Hut, der im Vergleich zum Kopf etwas zu groß geraten wirkte. »Sie sind der neue Erste, wie ich vermute - Leutnant Hayden?«
    »Charles Hayden. Nett, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr Landry.«
    »Ich werde Sie den anderen Offizieren vorstellen, Mr Hayden, und Ihnen dann Ihre Kabine zeigen.«
    »Ich würde gern mit Kapitän Hart sprechen. Sobald es ihm recht ist, natürlich.«
    »Der Kommandant ist an Land, Sir. Wir rechnen damit, dass er erst zurückkommt, wenn wir ablegen.«
    »Verstehe.« Hayden schaute sich an Deck um. Für ein Schiff, das kürzlich nicht unter feindlichen Beschuss geraten war, befand sich das Deck in einem beklagenswerten Zustand. So etwas hatte er noch nicht gesehen. Die Planken waren verdreckt und starrten vor Tabaksflecken und Möwenkot. Nur der Fockmast stand. Die beiden anderen, offenbar neu, lagen wie gefällte Riesen an Deck. Männer lungerten hier und dort herum und beäugten ihn, den Neuankömmling, mit argwöhnischen Blicken. Unten im Kanonendeck hörte er jemanden auf einer Geige fiedeln und kichernde Frauenstimmen.
    »Welchen Befehl hat der Kommandant Ihnen erteilt, Mr Landry?«
    »Das Schiff klar zum Ablegen zu machen, Sir.«
    »Nun, dann haben wir ja noch einiges zu tun. Rufen Sie die Offiziere, die jungen Gentlemen und Deckoffiziere auf dem Quarterdeck zusammen. Und sagen Sie dem Leutnant der Seesoldaten, er soll seine Männer antreten lassen.«
    »Aye, Sir.« Landry eilte davon, sichtlich erschrocken.
    Ein korpulenter Mann bahnte sich seinen Weg durch all das Durcheinander an Bord und zwängte sich vorbei an den herumlungernden Matrosen. »Ich heiße Barthe, Mr Hayden, und bin hier der Master. Willkommen an Bord der Themis, Sir.«
    »Danke, Mr Barthe.«
    Der Master, der keine Kopfbedeckung trug, hatte hochrote Wangen und musste erst zu Atem kommen, als sei er über das ganze Deck gelaufen. Sein Alter war schwer zu bestimmen. In das Rot seiner Haare, das an die Farbe frisch gebrannter Ziegel erinnerte, mischten sich schon graue Strähnen.
    »Ich muss mich für den Zustand des Schiffs entschuldigen, Sir«, fuhr der korpulente Mann fort, »aber wenn sowohl der Kommandant wie auch der Erste Leutnant fort sind ...« Er führte den Satz nicht zu Ende und zuckte verlegen mit den Schultern.
    Allmählich kamen mehr Männer über die Gangways an Deck oder stiegen aus der Kuhl, wo das fröhliche Musizieren jedoch ungebrochen weiterging. Hayden folgte dem Master auf das Quarterdeck. Da tauchte auch Leutnant Landry wieder auf, in Begleitung eines anderen Mannes, der ebenfalls die Uniform eines

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