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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Leutnants trug. Der junge Offizier hatte sichtlich Mühe, sich wach zu halten.
    »Dritter Leutnant Benjamin Archer, Mr Hayden«, stellte Landry den müden Mann vor, der wahrlich nicht vorzeigbar war. »Mr Barthe haben Sie ja schon kennengelernt, wie ich sehe. Und - wo ist Mr Hawthorne?«
    »Schon auf dem Weg, Sir. Mrs Barber bedurfte seiner Aufmerksamkeit.«
    »Das ist unsere Ziege«, erklärte Barthe rasch, als er den verblüfften Ausdruck auf Haydens Gesicht sah. »Mr Hawthorne versteht sich auf Tierhaltung, müssen Sie wissen. Mrs Barber ist krank geworden.«
    »Ah, Mr Hawthorne - darf ich vorstellen? Unser neuer Erster, Mr Hayden.«
    Mit seiner schmutzigen Seemannshose sah Hawthorne keinesfalls wie ein höherer Offizier der Königlichen Navy aus. Trotz der heruntergekommenen Kleidung machte er eine elegante Verbeugung und nahm seine Kopfbedeckung ab, die wohl einen Hut darstellen sollte. »Zu Ihren Diensten, Sir. Meine Kompanie steht zur Begutachtung bereit, wenn es Ihnen gefällt, Mr Hayden.« Er schien sich nicht im Mindesten seines schmutzigen Aufzugs zu schämen - in Gegenwart des neuen Leutnants, der einen tadellosen Uniformrock mit Epauletten trug.
    »Die Midshipmen«, fuhr Landry fort. »Lord Arthur Wickham, Mr Hayden.« Ein junger Bursche mit Grübchen tippte an seinen Hut und wirkte wie ein unbefangener Schuljunge. »James Hobson und Freddy Madison. Wir haben noch zwei andere Midshipmen, Sir, die mit Erlaubnis des Kommandanten an Land sind und ihre Familien besuchen.«
    »Wo sind die Bootsmänner und der Schiffszimmermann?«, erkundigte sich Hayden und bemühte sich, ruhig zu sprechen.
    »Kommen jeden Augenblick«, vertröstete ihn der Master.
    Ein kräftiger Mann mit gebrochener Nase brachte noch einen Kameraden mit aufs Quarterdeck und wurde Hayden als Bootsmann vorgestellt. Der Zimmermann war ein alter Seebär, der selbst ganz aus Holz zu bestehen schien. Die Kleidung hing ihm schlaff am Körper hinab, wie Segel bei Windstille. Landry stellte die beiden Männer als Franks und Chettle vor.
    »Wie spät ist es, Mr Landry?«, fragte Hayden.
    »Gegen halb zwei, denke ich.«
    »Dann ist der Tag ja noch jung. Schickt alle Frauen an Land. Tagsüber wünsche ich keine Frauen an Bord, und des Nachts nur, wenn ich mit der Arbeit der Mannschaft zufrieden bin.«
    Der Leutnant zögerte. »Das wird bei den Männern aber keinen Anklang finden, Mr Hayden«, sagte er leise.
    »Es ist nicht meine Art, bei meinen Entscheidungen darauf zu achten, ob sie bei den Männern Anklang finden. Hat Kapitän Hart verlauten lassen, wann genau er zurück sein wird? Wann wir in See stechen? Auf welche Pflicht bereiten wir uns vor?«
    An Deck herrschte ein verlegenes Schweigen. »Kapitän Hart zieht uns für gewöhnlich nicht ins Vertrauen, Mr Hayden«, bekannte Landry.
    »Aber er hat Ihnen doch mitgeteilt, dass wir uns mit Frankreich im Krieg befinden, oder nicht, Mr Landry?«, hakte Hayden nach und musste an sich halten, nicht zu erregt zu sprechen.
    Der kleine Zweite Leutnant errötete. »Sir, das wissen wir alle.«
    »Gut. Wie lange liegen die Masten dann hier schon so an Deck?«
    »Etwa eine Woche, Sir.«
    »Und wo bleibt die Hulk?«
    »Der Bootsmann der Hulk meinte, er werde bald kommen.«
    »Sehr aufmerksam von ihm. Fehlt Ihnen das für die Arbeit nötige Material?«
    Die beiden Leutnants schauten den Bootsmann an, der zögerte.
    »Alle Blicke sind auf Sie gerichtet, Mr Franks«, stellte Hayden trocken fest.
    Der Mann verzog den Mund halb zu einem Grinsen, wobei eine Lücke in der oberen gelben Zahnreihe sichtbar wurde. »Wir haben alle Blöcke und das Tauwerk, Mr Hayden, aber ich weiß nicht, wie der Kommandant es haben will«, gab der Bootsmann zu.
    »Wenn während seiner Abwesenheit keine besonderen Befehle vorliegen, wird die Arbeit nach gängigem Muster der Navy erledigt, Mr Franks.«
    Wieder ein unangenehmes Schweigen.
    »Was Mr Franks eigentlich sagen möchte, wenn ich das erklären darf«, bot Lord Arthur an, »ist, dass Kapitän Hart alles Mögliche bemängeln wird, ganz gleich, wie die Arbeit gemacht wurde, Mr Hayden.«
    »Danke, Mr Wickham«, sagte Hayden, »aber ich gehe davon aus, dass mir das Mr Franks selber erklären kann.«
    Der Bootsmann senkte den Blick und schaute auf die Planken. »Ich habe die Arbeit - hinausgezögert, Mr Hayden, aus Angst vor dem Missfallen des Kommandanten.«
    »Wird es sein Missfallen nicht noch mehr erregen, wenn die Masten einfach so an Deck liegen bleiben? Wir werden mit dem

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