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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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und sich im Dunklen anzog. »Wo ist mein verdammter Säbel?«
    Dann suchte Hawthorne mit einer Hand Haydens Schulter. »Dryden hat seine Hängematte auf der anderen Seite, falls er nicht an Deck ist.«
    Augenblicke später weckten sie einen schlaftrunkenen Dryden, verließen tastend und halb stolpernd die Messe durch die quietschende Tür und erschraken, als in diesem Moment jemand mit einer Laterne in der Hand um die Ecke bog, eine Pistole im Anschlag.
    »Da sind Sie ja, Jennings«, wisperte Hayden. »Wie es scheint, haben wir es mit neun Mann zu tun. Sie sind inzwischen unten im Orlopdeck und haben den Doktor in ihrer Gewalt.«
    Vier Mann tauchten hinter Jennings auf - zwei Seesoldaten und zwei Matrosen, die ersten beiden mit Musketen bewaffnet, die letzteren mit Piken. Hayden und Hawthorne hatten Entermesser, Dryden war unbewaffnet.
    »Wir dürfen nicht zulassen, dass sie die Gefangenen befreien oder Zugang zur Waffenkammer bekommen«, flüsterte Hayden. »Ich werde versuchen, mit ihnen zu verhandeln, aber es könnte zum Kampf kommen.«
    »Soll ich die anderen wecken, die gerade keine Wache haben?«, fragte Dryden.
    »Nur die, denen Sie vertrauen, Dryden. Zu viel Lärm würde uns verraten.« Hayden ging bei dem Niedergang in die Hocke, lauschte und legte sich dann flach auf den Bauch, sodass er den Kopf durch die Öffnung nach unten strecken konnte. Weder Schritte noch Flüstern war zu hören, keine Schatten in Bewegung. Unten war das Zwischendeck, weiter vorn der Kabelraum, dann die verschiedenen Laderäume sowie die Waffenkammer. Und ganz vorn, in dem Raum, in dem sonst das Segeltuch lagerte, waren die Gefangenen untergebracht. Direkt daran schloss sich die vordere Pulverkammer an.
    Dort hielten zwei Mann Wache, aber es handelte sich aufgrund des Mangels an Männern nicht um Seesoldaten, sondern um einfache Matrosen. Vom Deckenbalken hing eine rußige Laterne, die hin und her schwang und ihr schwaches Licht nur spärlich verteilte.
    Plötzlich gab jemand einen erstickten Laut von sich. Körper schlugen dumpf auf dem Boden auf. Ein zischendes Flüstern folgte.
    Jetzt waren die Franzosen im Besitz von mindestens zwei Musketen, und obwohl die Wachen keine Schlüssel zum Raum der Gefangenen besaßen, konnte man die Tür mit dem entsprechenden Werkzeug aufbrechen. Bei dem Sturm würden die Geräusche kaum auffallen. Zwar würde ein Wachtposten seine Runde drehen und den Wachwechsel einleiten, aber dann wären die Franzosen längst frei und hätten sich Zugang zur Waffenkammer verschafft. Und waren sie erst einmal bewaffnet, gehörte das Schiff so gut wie ihnen.
    »Wir müssen sie überrumpeln«, flüsterte Hayden dem Leutnant der Seesoldaten zu. »Wenn sie uns bemerken, müssen wir sofort angreifen. Der Doktor wird dann sich selbst überlassen sein.«
    »Aber wir müssen vorsichtig sein mit der Pulverkammer«, erwiderte Hawthorne ebenso leise.
    »Sagen Sie das Ihren Leuten mit den Musketen«, wisperte Hayden und ging voraus zum Orlopdeck.
    Gemeinsam schlichen sie weiter, gingen vorbei an der Luke des großen Laderaums und duckten sich hinter der mächtigen aufgerollten Ankertrosse. Der Geruch von Salz und Schlick stieg ihnen in die Nase. Jetzt erspähte Hayden die Verschwörer vor der Tür zum Raum der Gefangenen, doch ein Geräusch zu seiner Rechten ließ ihn zusammenzucken.
    »Merde! «, murmelte jemand.
    Unmittelbar neben Hayden tauchte eine Gestalt auf. Ohne nachzudenken, schlug Hayden dem Mann mit dem Knauf des Entermessers gegen die Schläfe und streckte ihn zu Boden. Das Krachen der Wellen hatte auch diesen Laut verschluckt.
    »Jetzt!«, rief er den Gefährten zu, als sich das Schiff im schweren Wellengang hob. Mit eingezogenen Köpfen eilten sie nach vorn. Die ahnungslosen Franzosen machten sich derweil weiter an der Tür zu schaffen. Buchstäblich im letzten Augenblick rutschte einer von Haydens Männern unglücklich aus, worauf die Verschwörer erschrocken herumfuhren und zu den Waffen griffen.
    Hayden fackelte nicht lange und rammte einem Mann, der gerade seine Muskete hochriss, das Entermesser in den Leib. Augenblicke später herrschte ein heilloses Getümmel. Männer fluchten auf Englisch und Französisch durcheinander, Schreie gellten durchs Deck. Viele verloren den Halt, als sich das Schiff im Wellengang abrupt nach vorn neigte.
    Dennoch schlug einer der Verschwörer unbeirrt auf die Tür zum Gefangenenpferch ein. Von innen warfen sich die Männer gegen die Tür. Ein Schuss krachte. Einer der Matrosen

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